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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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eilte andauernd irgendwer über das Hofpflaster, aber diese Schritte hatten einen ganz bestimmten Rhythmus, der nur einer Person in seiner Burg zu eigen war.
    Als er nach unten schaute, sah er, dass Aimee den Ställen zustrebte. Sie trug ihr Schäferkleid und ihren Mantel, ihr Haar wehte frei im Abendwind. Sie wirkte, als wollte ausreiten.
    Wo wollte sie hin? Etwa Kräuter pflücken? Oder hatte seine Gemahlin sie mit einer Besorgung betraut?
    Plötzlich überkam ihn die Angst, dass sie fortgehen könnte. Ravencroft ließ sich seufzend gegen den Fensterrahmen sinken. Nein, sagte ihm eine kleine Stimme, sie wird sich nicht ohne deine Erlaubnis aus der Burg entfernen. Dazu sorgt sie sich zu sehr um dein Kind und dein Weib. Außerdem würde sie keinen deiner Befehl missachten, weil sie weiß, welche Konsequenzen das hätte.
    Ein Geräusch vor der Tür lenkte ihn ab. Er vernahm die Stimme von Henry Fellows, doch selbst ihn wollte er in diesem Augenblick nicht sehen.
    Als der Wachmann schließlich eintrat, brummte George of Ravencroft ihn an: »Lass mich allein.«
    »Mylord, was ist …«, setzte Fellows verwundert an, aber der Baron unterbrach ihn sogleich.
    »Du sollst mich allein lassen! Hast du das nicht verstanden?«
    »Ich könnte Euch gewiss helfen.«
    »Wie sollte mir ein Untergebener, der sich nicht an meine Befehle hält, helfen können! Raus mit dir, oder es wird dir leidtun!«
    Ravencrofts Augen sprühten regelrecht Funken. Er wusste selbst nicht, woher seine Wut kam, aber in diesem Augenblick konnte er Henrys Fragen einfach nicht ertragen. Er wollte ihm seinen momentanen Zustand nicht erklären, wollte ihm auch nicht berichten, dass Aimees Zweifel wie ein Raubtier an ihm nagten. Dann hätte er Henry auch erklären müssen, wie diese Zweifel zustande gekommen waren, und danach stand ihm nicht der Sinn.
    Fellows’ Blick verhärtete sich. Er war sich nur zu gut bewusst, dass er Ravencrofts Untertan war, aber zuvor hatte ihm der Baron das nie so deutlich gemacht. Genoss er etwa das Vertrauen seines Herrn nicht mehr? Hatte der Baron vielleicht herausgefunden, dass seine Gemahlin ihm schöne Augen machte?
    Nein, ganz sicher nicht, sonst hätte er mich wohl gleich auspeitschen lassen, ging es Henry durch den Sinn. Gleichzeitig fragte er sich, warum er solch eine Angst vor der Entdeckung hatte. Bis auf einen Kuss hatte sich zwischen ihm und diesem Weib nichts ereignet! Auch wenn er sich zuweilen mehr wünschte.
    »Wie Ihr verlangt, Mylord«, entgegnete Henry mit einer knappen Verneigung und zog sich dann zurück. Enttäuschung wütete in ihm und gleichzeitig auch ein schlechtes Gewissen.
    Vielleicht sollte ich Nicole aus dem Weg gehen, überlegte er. Gleichzeitig wusste er, dass er dies nicht konnte. Er begehrte diese Frau, er wollte sie haben! Egal, was es kosten würde. Eines Tages würde er vielleicht sogar den Mut finden, sie von hier zu entführen und mit ihr in ein anderes Land aufzubrechen. Vielleicht war es gut so, dass Ravencroft ihn zurückwies, denn dadurch würde es ihm nur umso leichterfallen.
    Während er sich ganz seinen Überlegungen hingab, bemerkte er nicht, dass er nicht allein in dem Gang war.
    Erst ein kaum wahrnehmbares Wispern von der Seite ließ ihn innehalten. Henry blieb auf der Stelle stehen und wandte sich um. Zu sehen war nichts, aber die Schatten des Bogenganges waren tief.
    »Wer ist da?«, fragte er und legte instinktiv die Hand auf seinen Schwertgriff.
    Nach einer Weile gab sich die verborgene Gestalt zu erkennen. Es war Nicole of Ravencroft. Kurz darauf löste sich ihre Gestalt aus dem Dunkel.
    Überrascht zog Henry die Augenbrauen hoch. »Mylady, Ihr hier?«
    »Ich habe darauf gewartet, dich allein anzutreffen«, antwortete sie.
    Einen Moment später fiel sie ihm um den Hals und bedeckte sein Gesicht mit begehrlichen Küssen. Sogleich stieg glühende Sehnsucht in Henry auf, doch er war sich dessen bewusst, dass sie jederzeit entdeckt werden konnten. Um diese Zeit wechselten die Wachposten, und die Mägde eilten zu den Gemächern ihrer Herren, so wie er es auch vorgehabt hatte.
    »Wir müssen vorsichtig sein«, sagte er, als er sich aus ihrer Umarmung löste. »Wenn uns hier jemand sieht …«
    »Das habe ich durchaus bedacht. Aber ich musste dich sehen. Es hat eine Entwicklung gegeben, über die wir reden sollten, allein und weit ab von der Burg.«
    Henry zog überrascht die Stirn kraus. »Wovon redet Ihr?«
    »Das sage ich dir heute Nacht. Erwarte mich an der alten Eiche vor der

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