Fesseln des Herzens
scheuchte ein paar Vögel aus dem Gebüsch auf, und als das Flattern über die beiden hinweghallte, explodierte der Feuerball in ihrem Schoß. Ein süßes Ziehen und Zucken erfüllte ihren gesamten Körper, und als sie voller Lust Henrys Namen rief, brachen auch die Schranken seiner Beherrschung, und er verströmte sich in sie.
Keuchend und schweißgebadet ließ er sich auf die Baronin sinken, und ihre Lippen fanden sich zu einem erneuten Kuss.
Nicoles Augen strahlten vor Entzücken. »So habe ich es noch nie erlebt«, gestand sie ihm mit einem leisen Wispern, das durch sein Keuchen drang.
Henry konnte darauf nichts entgegnen, aber er wusste, dass diese Frau jene war, auf die er so lange gewartet hatte. Er würde alles tun, um sie für sich allein zu haben.
Als sie erschöpft in den Sternenhimmel blickten, hielt es Nicole für angebracht, ihren Trumpf auszuspielen. Ihre Gefühle für Henry waren echt gewesen, dennoch hatte sie nicht vergessen, warum sie ihn eigentlich an diesen Ort bestellt hatte.
»Er hat versucht, mich mit Gewalt zu nehmen«, sagte sie, während sie sich an seine Brust schmiegte und sein Herz pochen hörte.
Ein erschrockenes Zucken ging durch Henrys Körper. »Der Baron?«
»Ja, der Baron.« Nicole spie die Worte wie ein fauliges Stück Apfel aus.
»Wann?«
»In der vergangenen Nacht.«
Henrys Muskeln spannten sich. »Warum hast du das nicht gleich gesagt. Ich hätte nie …«
Die junge Frau verschloss seine Lippen mit ihrem Zeigefinger.
»Was hättest du tun wollen? Deinen Herrn von mir herunterreißen? Du weißt genau, dass es nicht möglich gewesen wäre. Außerdem war Aimee da und hat das Schlimmste verhindert.« Sie schwieg eine Weile und blickte dem fassungslosen Gardisten geradewegs ins Gesicht. »Ich will ihn loswerden. Ein für alle Mal. Ich will endlich nicht mehr sein Weib sein müssen.«
Ihre Worte prasselten wie ein Pfeilhagel auf Henry ein. Zorn erwachte in ihm, doch er hatte keine Ahnung, wie er Ravencrofts Übergriff auf Nicole sühnen sollte. Das Schwert gegen seinen Herrn zu erheben war ihm noch nie in den Sinn gekommen.
»Es gibt da etwas, das du für mich tun könntest.«
Fellows blickte Nicole erschrocken an. Der Rausch der letzten Momente verging augenblicklich, wie wenn man Wasser ins Feuer gießt.
»Was ist das?«, fragte er, wohl wissend, dass der Baron ein hervorragender Kämpfer war und ein unüberlegter Angriff auf seinen Herrn ihn an den Galgen bringen konnte.
Nicole spürte seine aufkeimenden Zweifel. Sie setzte ihr zärtlichstes Lächeln auf, dann strich sie ihm über die Wange und die Lippen. »Ich möchte, dass du mein Bote bist. Der Bote, der mir die Freiheit bringt.«
Henry konnte mit diesen Worten zunächst nichts anfangen. »Dein Bote?«
»Ich möchte, dass du ein Schreiben zum Baron of Woodward bringst. Ich werde ihn bitten, mir zu helfen.«
»Woodward?«, fuhr Henry auf. »Weißt du auch, was du da tun willst? Er ist der Todfeind des Barons!«
»Dessen bin ich mir nur allzu gut bewusst. Doch wer sonst könnte Ravencroft vernichten, damit der Weg frei ist für dich, mein Geliebter?« Sie beugte sich vor, um Henry zu küssen, doch er entzog sich ihr. Mittlerweile war er so blass, dass man es selbst in der Dunkelheit erkennen konnte.
»Du weißt nicht, auf welchen Handel du dich da einlassen willst. Egal, was du ihm versprichst, Woodward wird niemals Wort halten!«
»Ich habe keine andere Wahl«, entgegnete Nicole. »Ich brauche ein Bündnis, das mir alle Rechte sichert. Wenn dem so ist, werde ich dich an meine Seite holen.«
»Wohl kaum als Gemahl, solange ich keinen Adelstitel habe.«
»Aber in mein Bett und in mein Herz. Ich werde dich zum Verwalter der Burg machen, und du wirst leben wie ein König. Nicht mehr in der schäbigen Hütte. Hat mein Gemahl deine Verdienste je zu würdigen gewusst?«
»Er hat mich zum Hauptmann gemacht.«
»Zum Hauptmann!«, schnaubte Nicole spöttisch, angestachelt von der Gewissheit, dass sie dabei war, Henrys Widerstand zu brechen. »Er hätte dich reich beschenken sollen. Er hätte dir ein Weib geben sollen. All das hat er nicht getan.«
Henry war nicht sicher, ob er je ein anderes Weib hätte haben wollen. Bisher hatte ihm der Dienst voll und ganz gereicht.
In Nicoles Stimme gekleidet, klangen diese Worte jedoch plötzlich plausibel für ihn. Vielleicht hatte er sich ja wirklich die ganze Zeit über unter Wert verkauft. Was nützte ihm ein Herr, der ihn nicht weiterkommen ließ?
»Ein Mann mit
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