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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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den Anschein machte es nicht. Vielmehr schien es, als warte sie auf etwas. Worauf, das wusste sie wohl nur selbst.
     
    Mit großem Getöse setzte sich der Trupp in Bewegung. Voran liefen die Hunde, denen die Reiter folgten. Die Morgennebel, die schwer über dem Land hingen, teilten sich unter der Berührung der vielen großen und kleinen Leiber und gaben die Sicht auf das Land frei. Das Sonnenlicht, das immer weiter an Kraft gewann, glitzerte in den Tautropfen, die sich auf dem Blattwerk und in den Spinnweben befanden, die sich überall zwischen Blättern und Ästen spannten.
    Der Boden erzitterte unter den Hufschlägen, und das Gebell der Hunde echote durch den stillen Morgen. Als gelte die Jagd ihnen, stoben ein paar Vögel aus dem Gebüsch und erhoben sich zwitschernd und kreischend in die Lüfte.
    Aimee waren die Eindrücke der Natur nur allzu wohlbekannt, aber inmitten all dieser Reiter fühlte sie sich, als würde sie in ein vollkommen unbekanntes Land aufbrechen.
    Ravencroft hatte sie geheißen, dicht bei ihm zu bleiben, doch die Schäferin hatte Mühe, mit ihm mitzuhalten. Sein Pferd preschte mit großen Galoppsprüngen voran, und obwohl der Rappe ebenfalls imstande war, ein gutes Tempo zu gehen, war ihm der Apfelschimmel des Barons überlegen.
    Nachdem sie ein ganzes Stück querfeldein geritten waren, erreichten sie den Grünen See und den Turm.
    »Ich muss zugeben, dass du wirklich an einem schönen Ort auf meinen Ländereien wohnst«, bemerkte der Baron lächelnd, während er sein Pferd zügelte. »Ich würde nur zu gern wissen, wer diesen Turm einst erbaute.«
    »Sicher die Herren, die dieses Land vor Euch besessen haben«, entgegnete Aimee. »Wenn nicht Ihr, wer sollte es dann wissen?«
    »Meine Familie kam schon vor sehr langer Zeit hierher. Es heißt, dass die Ravencrofts damals zusammen mit den Woodwards gegen den alten Herrn gezogen sind. Dieser muss nicht besonders gut zu seinen Untertanen gewesen sein, denn die Menschen haben ihn komplett aus ihrer Erinnerung gelöscht. Keine Geschichte erinnert mehr an ihn und auch kein Lied.«
    »Gewiss war er es nicht, sonst hätte man sich von ihm erzählt«, entgegnete sie schließlich. »Aber ich bin sicher, dass man von Euch auch noch nach vielen Jahrhunderten sprechen wird, denn Güte ist etwas, das die Menschen nicht vergessen.«
    Der Baron lächelte darauf und trieb sein Pferd nun wieder schneller an.
    Die Hunde hatten mittlerweile den Waldrand erreicht. Nicht mehr lange, und sie würden ins Wolfsland kommen.
    Zuvor bedeutete Ravencroft seinen Männern, noch einmal innezuhalten. Durch einen schrillen Pfiff brachte der Jagdmeister die Hunde wieder zur Räson.
    Aimee blickte in den Wald hinein. Es war kein einziger Wolf zu sehen, dennoch war die Anwesenheit der wilden Tiere zu spüren. Wahrscheinlich fragten sie sich, wem die Reiter- und Hundehorde galt.
    Auf einmal stellte sich das ungute Gefühl wieder ein, das sie bereits Stunden zuvor gehabt hatte. Die Schäferin wusste, dass Ravencroft während der gesamten Zeit ein Auge auf sie haben würde, doch das machte ihn verletzlich. Sie wusste, wie schnell so ein Wolf zuschlagen konnte. Ein Moment der Unachtsamkeit würde genügen, um den Wolf das Pferd des Barons angreifen zu lassen.
    Deshalb sagte sie: »Vielleicht sollte ich doch besser mitkommen.«
    Der Baron schüttelte den Kopf. »Nein, du bleibst hier. Es ist einfach zu gefährlich, und ich will nicht, dass dich ein umherfliegender Bolzen verletzt.«
    Was ist mit Euch?, fragte sie sich im Stillen, aber sie wollte ihn nicht verärgern.
    »Bitte gebt auf Euch acht«, sagte sie nur, während sie ihr Pferd zügelte.
    »Das werde ich. Ich will mir doch meine Belohnung nicht entgehen lassen.«
    Ravencroft zwinkerte ihr zu, dann wandte er sich an seine Männer.
    »Wohlan, reiten wir los! Wenn wir zurück sind, wird uns Aimee einen angemessenen Empfang am Turm bereiten.«
    Damit nickte er ihr zu und trieb sein Pferd an.
    Aimee blickte ihm nach, während die anderen Reiter an ihr vorüberzogen. Nachdem die Männer verschwunden waren, blieb sie noch eine Weile am Waldrand stehen. Sie vernahm nach wie vor das Hundegebell, doch die Geräusche entfernten sich schon bald.
    Geist des Waldes, dachte Aimee, als sie ihr Pferd wendete, lass ihn heil wiederkehren.

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    15 . Kapitel
    D ie Wölfe waren schwerer aufzuspüren, als Ravencroft es sich vorgestellt hatte. Seit vielen Jahren hatte er keine Wolfsjagd mehr veranstaltet, und nun musste er einsehen, dass die

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