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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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flehte Ravencroft, denn er hatte gesehen, dass sein treuer Gefolgsmann in der Nähe war.
    St. James hob den Oberkörper des Barons an, und Henry machte sich daran, den Bolzen aus der Wunde zu ziehen. Doch schon bald musste er feststellen, dass das Metallstück Widerhaken hatte – und er nicht die Kraft, es zu entfernen.
    »Wir müssen den Baron in die Burg bringen«, schlug er also vor, in der Hoffnung, dass Ravencroft den Transport nicht überstehen würde.
    »Aber Hauptmann, bis dahin wird er es nicht schaffen!«, wandte St. James ein. »Bringen wir ihn zu Aimee. Es ist nicht mal eine Meile bis zum Turm.«
    Fellows wollte diesen Vorschlag zunächst zurückweisen. Aber dann kam ihm in den Sinn, dass das vielleicht gar keine schlechte Idee war.
    Wenn die Schäferin versagte, würde Ravencroft sterben. Man würde sie gewiss dafür zur Rechenschaft ziehen, und Nicole wäre frei.
    »Sie kennt sich sicher auch in anderen Heildingen aus. Vielleicht kann sie wenigstens die Blutung stoppen.«
    Ravencroft hörte dem Gespräch mit schwindenden Sinnen zu. »Bringt mich zu ihr«, forderte er schließlich mit schwacher Stimme.
    »Sehr wohl, Mylord«, sagte St. James und machte sich auf, sein Pferd zu holen.
    »Hilf mir hoch«, wandte sich der Baron nun an Henry.
    Der Hauptmann streckte seinem Herrn die Hand entgegen und half ihm auf die Beine. Ravencroft stöhnte und schrie, bis er wieder im Sattel seines Pferdes saß. Dann sank er bewusstlos in sich zusammen.
    »Wir sollten ihn sichern, damit er unterwegs nicht herunterfällt«, schlug St. James vor.
    Fellows nickte, während er seinen Leibgurt öffnete, den er über dem Wams trug.
    Nachdem sie den Baron notdürftig festgebunden hatten, sagte Henry zu St. James: »Bring ihn zu Aimee und bleib bei ihr, bis ich zu euch komme. Ich werde den anderen folgen und versuchen, den Schützen zu finden.«
    Der Soldat nickte, dann ergriff er die Zügel des Apfelschimmels, auf dem der Baron saß, und sprengte mit ihm davon.
    Während Henry ihm nachschaute, wirbelten ihm die Gedanken nur so durch den Kopf.
    Es war alles nicht so gelaufen wie geplant. Der Baron hätte sofort sterben sollten. Ein Schuss in die Kehle oder ins Herz hätte gereicht. Nun war alles komplizierter geworden. Um nicht als Verräter aufzufallen, würde er sogar Leute losschicken müssen, die nach dem Attentäter suchten. Er konnte nur hoffen, dass der Mann, den Woodward gesandt hatte, wenigstens so schnell und klug war, um den Soldaten nicht in die Hände zu fallen.
     
    Einer Jagdgesellschaft einen angemessenen Empfang zu bereiten war nicht leicht, und fast wünschte Aimee, dass sie mit den Männern geritten wäre. Aber sie war davon überzeugt, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Der Baron durfte sich durch ihre Anwesenheit nicht ablenken lassen.
    Mittlerweile hatte die Sonne den Höhepunkt ihrer Bahn überschritten. Aimee hatte einige Früchte zusammengetragen und aus dem Dorf ein Fass Met geholt. Außerdem buken Fladenbrote über dem Feuer.
    Das musste als Festmahl reichen, denn von den Schafen durfte sie noch keines nehmen.
    Nun saß sie am See und blickte hinüber zum Wald. Einmal war es ihr, als würde die Jagdgesellschaft zurückkehren, doch dann musste sie feststellen, dass ihre Sinne ihr einen Streich gespielt hatten.
    Die Luft flimmerte vor spätsommerlicher Hitze, und das Zirpen der Grillen hätte sie um ein Haar eingelullt, wenn nicht plötzlich zwei Reiter aus dem Wald gestoben wären.
    Aimee sprang auf. Etwas an der Haltung der beiden Männer beunruhigte sie. Einer von ihnen musste verletzt sein, denn er lehnte auf dem Hals seines Pferdes, während der zweite die Zügel des Tiers führte. Angst durchzog ihren Körper wie ein Feuer, das in ihrem Nacken begann und dann in Arme und Beine überging. Ihr Herz setzte für einen kurzen Moment aus, und schlagartig schnürte sich ihre Kehle zusammen.
    Nein!, hallte es durch ihren Kopf. Das darf nicht sein!
    Während unzählige Schreckensbilder durch Aimees Verstand jagten, drückte ihr Puls das Blut schmerzhaft in ihre Schläfen, und für einen Moment hatte sie das Gefühl, dass ihre Knie einbrechen würden. Doch dann verkehrte sich das Gefühl in sein Gegenteil, und sie rannte los.
    Keuchend erreichte sie die beiden Reiter, noch bevor sie am Turm angekommen waren.
    Nun musste sie erkennen, dass ihr Gefühl sie nicht getäuscht hatte.
    Der Baron war verletzt worden! Ein Schrei stieg in ihrer Kehle auf, und es nützte nichts, dass sie sich die Hand

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