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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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rief Charlotte dem Sklaven zu, der den Unbekannten wachsam beobachtete. Mit einem fast unmerklichen Wink gab sie ihm zu verstehen, dass keine Gefahr drohte.
    Noah nickte und hielt den Schwestern die Tür auf.
    Vom Wunsch angetrieben, diesen lästigen Menschen so schnell wie möglich loszuwerden, beschleunigte Hortensia ihre Schritte. Dankbar ergriff sie Noahs Hand, stieg in die Kutsche und wartete ungeduldig auf ihre Schwester. Aber die schien es plötzlich gar nicht mehr so eilig zu haben, ihrem Wortgefecht ein Ende zu setzen, fast wirkte es sogar, als ginge sie langsamer als gewöhnlich.
    «Wir fahren nach Hause zurück», teilte Charlotte Noah mit, ignorierte wie immer die Hand des Sklaven und stieg in die Kutsche.
    Geschickt lenkte Noah die beiden Pferde, die die elegante schwarze Kutsche mit den goldenen Beschlägen und granatroten Lederpolstern zogen, so, dass sie eine Wende von hundertachtzig Grad machten. Dann trieb er sie an.
    «Übrigens», rief Charlotte und wandte sich in dreister Weise noch einmal zu dem Fremden um. «Im Süden holt man die Hunde, wenn Unbekannte auf fremdem Eigentum herumlungern.»
    Sichtlich amüsiert ließ der junge Mann jetzt ein lautes Lachen hören. «Und dabei habe ich so viel Gutes über die südliche Gastfreundschaft gehört!»

    Sobald sie auf New Fortune angekommen waren, musste Charlotte niesen. Voller Angst, krank zu werden und nicht an der Feier zu Richards Ehren teilnehmen zu können, legte sie sich ins Bett, deckte sich bis obenhin zu und ließ sich von Latoya alle möglichen Mixturen zubereiten. Aber zum Glück war der unerwartete Nieser nur falscher Alarm. Trotzdem blieb Charlotte geschlagene zwei Tage unter ihrer sicheren warmen Decke liegen. Sie stand erst wieder auf, als es Zeit war, sich für den Ball vorzubereiten.
    Charlotte wollte ein Kleid aus grüner Seide mit sehr schmaler Taille und einem weiten Bateau-Ausschnitt tragen, das sie in Richmond hatte anfertigen lassen. Hortensia dagegen hatte sich für ein türkisblaues Modell von elegantem, aber züchtigerem Schnitt entschieden.
    «Ist das nicht ein bisschen gewagt?», meinte Hortensia, als sie sah, dass das Kleid die Schultern ihrer Schwester vollkommen entblößte.
    «In Europa ist das die neueste Mode», verteidigte Charlotte sich und betrachtete ihre schöngerundeten Schultern stolz im Spiegel des Toilettentisches. «Und was hat man von schönen Schultern, wenn niemand sie bewundern kann.»
    «Ich weiß nicht», sagte Hortensia unschlüssig und spielte mit der Saphirkette, die ihren dezenten V-Ausschnitt schmückte. «Ich finde es etwas übertrieben. Wenn du wenigstens eine Kette anlegen würdest, sähe es nicht so aus, als würdest du halbnackt gehen.»
    «Laura Burton zeigt immer ihre Schultern, und ich glaube nicht, dass irgendein Mann etwas dagegen hat.»
    Zweifelnd sah Hortensia ihre Schwester von der Seite an. Laura Burton war nun nicht gerade ein gutes Beispiel für Raffinesse und Geschmack.
    Als Hortensia fertig war, legte sie ein leichtes Cape um und setzte sich. Nachdenklich betrachtete sie ihre Schwester, die gerade die Silberohrringe mit den Smaragden anlegte.
    «Ich weiß nicht, Charlotte, aber ich habe das Gefühl, dass Richard dir aus dem Weg geht.»
    Charlottes Augen leuchteten in der gleichen Farbe wie die Edelsteine ihres Ohrschmucks.
    «Mir aus dem Weg gehen? Warum?»
    «Seit seiner Rückkehr ist schon eine Woche vergangen, und er hat noch nichts unternommen, um dich wiederzusehen.»
    «Sicher konnte er nicht. Denk doch, dass er jahrelang fort war. Bestimmt hatte er tausend Dinge zu erledigen.»
    «Aber er hat auch nie geschrieben, er hat nicht versucht, dich zu sehen, nicht einmal eine einzige Nachricht …»
    «Er war sehr mit seinem Studium beschäftigt. Und dann ist er zur See gefahren. Wie hätte er mir da schreiben können?»
    «Vielleicht hast du recht. Aber wann hat er sein Offizierspatent bekommen?»
    «Was hat das damit zu tun?»
    «Anstatt den Urlaub zu nutzen, um nach Virginia zu kommen, ist er in Maryland geblieben, bis er in See stechen musste.»
    «Willst du damit andeuten, dass er mich nicht liebt?»
    Hortensia zögerte.
    «Ich glaube nur, dass du dir vielleicht nicht zu viele Hoffnungen machen solltest. Ich will nicht, dass dir jemand wehtut.»
    «Mach dir keine Sorgen, Schwesterchen. Alles wird bestens laufen. Noch bevor du es richtig begriffen hast, bin ich schon Mrs. Reemick.»
    Da Hortensia wusste, dass sie ihre Schwester ohnehin nicht überzeugen könnte, drang sie

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