Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
Vom Netzwerk:
Ruhe bringen.
    «Was du da eben gemacht hast, geht sogar für dich zu weit», klagte sie, als sie ihrer Meinung nach weit genug vom Schauplatz des Verbrechens entfernt waren und niemand sie hören konnte. «Du kannst die Platzkarten nicht einfach vertauschen», flüsterte sie. «Glaubst du, dass die Reemicks nicht mehr wissen, wie sie ihre Gäste verteilt haben?»
    «Hortensia, immer musst du an allem herumnörgeln. In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt», protestierte Charlotte. «Sie werden denken, dass sie einen Fehler gemacht haben. Bei so vielen Gästen und den Sklaven, die nicht lesen können, kann das schon mal passieren. Ich glaube nicht, dass sie darauf kommen, dass jemand die Platzkarten vertauscht hat.»
    Damit zumindest hatte Charlotte recht. Kein Mensch mit ein bisschen Verstand würde auf die Idee kommen, dass jemand eine solche Dummheit begehen könnte.
    «Zum Glück ist mir eingefallen nachzusehen, wo sie uns hingesetzt haben!», rief sie empört aus. «Nun rate mal, wer es geschafft hat, dass sie sie neben Richard setzen …»
    «Camille?»
    «Ja», bestätigte Charlotte. «Niemand Geringeres als der Unschuldsengel Camille.»
    «Und du, wo warst du?»
    Charlottes Augen hefteten sich auf Scott O’Flanagan, der sich in diesem Moment zu Laura Burton und Klaus stellte.
    «Neben dem Yankee», sagte sie mit einem frechen Grinsen.
    ***
    Der helle Klang eines Glöckchens kündigte an, dass die Gäste sich in den Speisesaal begeben sollten. Camille ging neben Richard. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Charlotte dieser Anblick wütend gemacht, aber jetzt bereitete er ihr fast Vergnügen. Sie freute sich auf den Moment, in dem sie der wohlerzogenen und überkorrekten Camille sagen würde, dass sie sich im Platz geirrt hatte.
    Hortensia fand schnell zu ihrem Stuhl, und als sie sich gesetzt hatte, versuchte sie sich möglichst unauffällig zu verhalten. Sie zog in Erwägung, plötzliches Unwohlsein vorzutäuschen und einfach nach Hause zu fahren, aber es war zu spät. Es würde geschehen, was geschehen musste.
    «Miss Parrish», rief jemand hinter ihr, als Charlotte an dem Stuhl vorbeiging, der zuerst für sie bestimmt gewesen war.
    Als sie die lästige Stimme des Yankees erkannte, wollte sie zuerst gar nicht stehen bleiben. Aber ein paar Neugierige waren auf sie aufmerksam geworden.
    «Mr. O’Flanagan?»
    «Ich glaube, Ihr Platz ist hier», sagte er zuvorkommend und deutete auf den leeren Stuhl zu seiner Rechten.
    «Ich fürchte, Sie haben sich geirrt.»
    «Ich denke nicht», gab er zurück und zeigte auf das Platzkärtchen auf dem Teller. «Sehen Sie doch selbst.»
    Charlotte blieb nichts anderes übrig, als einen Blick darauf zu werfen: «Charlotte Parrish», las sie laut. Verwirrt und ungläubig starrte sie auf die Karte. «Aber wie? Wer? …», fragte sie sich verständnislos, als das unverschämte Lächeln ihres Tischnachbarn ihr die Antwort lieferte. Fast wollte sie ihn anschreien, riss sich aber im letzten Moment zusammen. Sie schwor sich, dass dieser grobe, unangenehme Yankee keine Freude an ihr haben würde. Als er sich ritterlich erhob, um ihr den Stuhl heranzuschieben, unterdrückte sie den heftigen Impuls, ihn zu würgen.
    «Miss Camille ist wirklich eine bezaubernde junge Frau», flüsterte Scott Charlotte ins Ohr, als sie sich in den Stuhl fallen ließ. «Sie wirkt so sanft …»
    «Ja, bezaubernd», antwortete Charlotte und zerquetschte wütend einen ihrer Handschuhe zwischen den Händen. «Eine perfekte Begleiterin für Sie. Hätten Sie die Platzkarten nicht getauscht, hätten Sie Gelegenheit gehabt, den ganzen Abend lang ihre angenehme Gesellschaft zu genießen.»
    «Ja, das wäre wohl schön gewesen», antwortete Scott, als er sich immer noch lächelnd an ihre Seite setzte. «Aber vergessen Sie nicht, dass ich die Karte nur an ihren ursprünglichen Platz zurückgelegt habe.»
    «Ich weiß nicht, was Sie meinen.»
    «Das wissen Sie ganz genau. Und ich glaube, Sie sollten sich bei mir bedanken.»
    «Bedanken?»
    «Genau. Ich habe verhindert, dass Sie sich lächerlich machen, und dafür verdiene ich zumindest Ihren Dank. Ich konnte doch nicht zulassen, dass Ihre Freunde und Nachbarn Ihre guten Umgangsformen in Zweifel ziehen.»
    «Ich verstehe. Jetzt sind Sie also der Experte in gutem Benehmen.»
    Scott nickte bestätigend.
    «Wenn Sie so ein Experte sind, dann sollten Sie auch wissen, dass ein Gentleman nie mit Handschuhen isst.»
    Scott streckte seine Hände aus und lächelte. Es war

Weitere Kostenlose Bücher