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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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so lange her, dass er die Handschuhe ausgezogen hatte, dass er sie manchmal gar nicht mehr wahrnahm. Er war der Einzige bei Tisch, der sie noch trug.
    «Touché, Miss Parrish! Aber Sie haben ja selbst längst gemerkt, dass ich nur ein rücksichtsloser und schlechterzogener Yankee bin.»
    Die Leidenschaft in Scotts Worten hatte die Aufmerksamkeit von Paul Sebastian erregt, der vor kurzem geheiratet hatte und in Begleitung seiner Frau gekommen war. Zwar sagte Paul nichts, aber Charlotte konnte sehen, wie sein Blick feindselig wurde.
    Stand es wirklich so schlimm um das Verhältnis zwischen Norden und Süden?, fragte sich Charlotte, als sie merkte, dass schon die Anwesenheit eines Mannes aus den Nordstaaten eine solche Reaktion in einem sonst so gelassenen und wohlerzogenen Mann auslösen konnte.
    Scott dagegen begegnete dem harten und missbilligenden Blick mit einem Lächeln.
    «Anscheinend fällt es Ihnen leicht, Freundschaften zu schließen», bemerkte Charlotte.
    «Sagen Sie das wegen des guten Leutnants Sebastian?»
    Die Neugier war stärker als ihr Beschluss, ihren Tischnachbarn zu ignorieren. «Kennen Sie ihn denn?»
    «Wir haben uns vor ein paar Jahren kennengelernt. Ich fürchte, er hat mir noch immer nicht verziehen, dass er meinetwegen so viele Notizbücher kaufen musste.»
    Auch wenn sie überhaupt nichts verstanden hatte, begriff sie doch, dass die Feindseligkeit, die Paul Sebastian gegenüber Richards Gast empfand, persönlicher Natur war. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie mehr darüber herausfinden wollte, aber schließlich könnte sie es auch über andere Kanäle in Erfahrung bringen. Und sie wollte diesem zudringlichen Menschen auf keinen Fall die Genugtuung verschaffen, auch nur das geringste Interesse an seinem Leben zu zeigen.
    Inzwischen waren die Speisen aufgetragen worden. Alle aßen, tranken und plauderten mit ihren Tischnachbarn, ohne etwas von dem Vorgefallenen zu ahnen.
    Nachdem Hortensia festgestellt hatte, dass die Welt nicht untergehen würde, wagte sie, den Kopf von ihrem Teller zu heben. Sie saß Scott gegenüber und nutzte einen Moment, in dem Charlotte ein paar Worte mit dem anderen Tischnachbarn wechselte, um ihm diskret zu danken.
    Ihr eigener Tischherr, Robert Ardley, bemerkte sofort, dass Hortensia den Kopf gehoben hatte, und versuchte, ein Gespräch mit ihr zu beginnen.
    Charlotte hatte schon lange bemerkt, dass Robert die Gesellschaft ihrer Schwester suchte. Er war ein guter Freund von Richard, und Charlotte war sich sicher, dass Robert ihn darum gebeten hatte, Hortensia neben ihm zu platzieren. Es war nicht schwer zu erraten, dass der ernste und schüchterne Ardley in ihre Schwester verliebt war. Und obwohl Hortensia nicht gerade ein offenes Buch war, was ihre Gefühle betraf, hatte Charlotte doch wahrgenommen, dass ihre Schwester jedes Mal ganz leicht errötete, wenn er sie darum bat, ihn auf einem Spaziergang zu begleiten oder mit ihm zu tanzen. Ja, auch Hortensia war in Robert verliebt, und obwohl Charlotte ihn immer etwas langweilig gefunden hatte, wusste sie doch, dass er einen guten Ehemann für sie abgeben würde. Außerdem befand sich die Plantage der Ardleys neben Richards, sie könnten sich also auch nachdem sie geheiratet hätten noch täglich sehen.
    Charlotte wurde langsam unruhig. Ständig suchte sie Richards Augen, aber er hatte sie noch kein einziges Mal angesehen. Er wirkte zerstreut. Selbst Camille, die während des gesamten Dinners nicht aufhörte zu lächeln, musste um seine Aufmerksamkeit kämpfen. Charlotte konnte das nicht verstehen. So lange hatte sie von diesem Augenblick geträumt. Wieder und wieder hatte sie sich ausgemalt, wie er ihr entgegenlaufen und um ihre Hand bitten würde. Warum mied er sie?
    Kurz darauf erhoben sich Richards Eltern. Richard und die übrigen Gäste taten es ihnen nach. Charlotte war eine der Ersten, die den Gastgebern folgten. Beinahe war sie vom Stuhl aufgesprungen. Sie musste Richard und Camille unbedingt einholen, bevor sie den Salon erreichten, in dem der Tanz stattfinden sollte.
    Richard begleitete Camille bis zur Galerie, wo in Kürze die Musik beginnen würde. Als Charlotte sie eingeholt hatte, klangen schon die ersten Akkorde einer Melodie durch den Raum. Wenn sie mit Richard tanzen wollte, musste sie schnell handeln.
    Und da geschah das Wunder.
    Sie wusste nicht recht, wie er es gemacht hatte, aber Richards unbequemer Yankee-Freund überholte sie, und bevor sie noch irgendetwas tun oder sagen konnte, hatte er

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