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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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normale Treppen. Es war leicht, Mollys Zimmer zu finden: Vom schmalen Gang im Dachgeschoss ging nur eine Tür ab. Jetzt fiel Katherine auf, dass sie noch nie in Mollys Zimmer gewesen war, nicht einmal, als sie noch in New Orleans gelebt hatten. Ohne zu klopfen, öffnete sie die Tür und trat ein.
    Der Raum war zwar klein, aber sauber, und es gab ein hübsches kleines Fenster. Katherine erkannte die geblümte Decke, die sie Molly geschenkt hatte, und bemerkte den Riss, der sich durch den einzigen Spiegel im Zimmer zog. Man müsste ihn auswechseln lassen, dachte sie und wunderte sich, wo Molly war. Vielleicht war sie schon in der Küche. Gerade wollte sie nach unten laufen und nach ihr suchen, als sie hinter der Tür ein Wimmern hörte. Verwundert schloss Katherine die Zimmertür und entdeckte Molly, die sich eng in die Ecke gekauert hatte. Erschrocken beugte Katherine sich zu ihr herunter. Mollys Nachthemd hing in Fetzen von ihr herab, und ihr ganzer Körper war voller Blutergüsse.
    «Molly?», rief Katherine sanft und versuchte vergeblich, der Sklavin in die Augen zu sehen, die ihr Gesicht verbarg. Als sie sich noch verzweifelter gegen die Wand drückte und ihren Kopf zwischen den Knien versteckte, verrutschte das Nachthemd, und Katherine erhaschte einen Blick auf den Rücken der Sklavin. Entsetzt entdeckte sie darauf tiefe Narben. Jemand musste sie mit blinder Wut ausgepeitscht haben, so tief hatten sich die Spuren der Hiebe in ihre Haut gegraben. Sie kniete sich verwirrt neben Molly auf den Boden. Sanft berührte sie ihren Rücken und streichelte vorsichtig über die Narben. Molly musste noch ein Kind gewesen sein, als man sie geschlagen hatte. Katherine erschauerte am ganzen Körper. Wie konnte es sein, dass sie nie etwas davon erfahren hatte? Was gab es alles noch, was sie nicht wusste?
    «Molly, bitte, sieh mich an», sagte sie liebevoll und legte ihrer Freundin die Hand auf die Schulter.
    «Ich kann nicht.»
    Behutsam hob Katherine Mollys Kinn an und zwang sie, ihr in die Augen zu sehen. In Mollys Blick las sie solche Schuldgefühle, so viel Verzweiflung und Schmerz, dass sie sie in die Arme nahm.
    «Ich konnte nichts tun. Ich habe es versucht! Ich schwöre es dir! Ich konnte ihn nicht davon abhalten!», beichtete Molly schluchzend.
    Katherine erstarrte. Plötzlich verstand sie die Eile, mit der David das Haus heimlich über die Dienstbotentreppe verlassen hatte.
    Katherine hielt Molly, die noch immer schluchzte, weiter in ihren Armen. Nie hatte sie sich für das Leben ihrer Sklavin interessiert, und nun legten sich die Gewissensbisse schwer auf ihre Seele.
    «Bitte verzeih mir, Molly», flüsterte sie. «Ich schwöre dir, dass ich nicht zulassen werde, dass dir noch einmal jemand wehtut.» Während Katherine ihre Freundin zu trösten versuchte, spürte sie, wie ihr Herz vor Hass zu Eis gefror.
    ***
    Sobald seine Verpflichtungen es zuließen, machte David sich auf den Heimweg. Als er auf New Fortune ankam, dämmerte es gerade erst, aber Katherine hatte sich schon zurückgezogen. Zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er die Treppe hinauf und blieb vor ihrem Schlafzimmer stehen. Kurz tastete er in seiner Tasche nach dem rubinbesetzten Ring aus Weißgold, den er ihr in Richmond gekauft hatte. Bei der Berührung des kühlen Metalls leuchtete sein Gesicht auf. Katherine würde sich freuen. Aber als er den Türgriff drehte, ging die Tür nicht auf. Er versuchte es wieder – ohne Erfolg. Katherine hatte abgeschlossen.
    Sofort war ihm klar, dass seine Frau Bescheid wusste. Vielleicht hatte die Sklavin geredet, dachte er im ersten Moment, verwarf diesen Gedanken jedoch sofort wieder. Niemals hätte sie gewagt, ihn zu verraten. Kein Sklave würde je seinen Herrn beschuldigen. Aber er hatte einiges riskiert. Trotzdem wollte er diese Geschichte nicht zu ernst nehmen, denn ein Ausrutscher konnte jedem passieren, und obwohl es nicht offen ausgesprochen wurde, war man sich doch einig, dass ein Herr über die Sklavinnen in seinem Besitz verfügen konnte, wann immer es ihm beliebte.
    Also beruhigte er sich und beschloss, im Gästezimmer zu übernachten. Am nächsten Tag würde er mit Katherine reden. Wenn er genügend Reue zeigte, würde sie sicher Verständnis haben und ihm verzeihen.
    Aber als David seine Frau am nächsten Morgen traf, strahlten ihre Augen in einem veränderten Licht. David entdeckte etwas in ihnen, das er vorher nie gesehen hatte: die Flamme des Hasses. Es würde wohl doch schwieriger werden, ihre

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