Fesseln des Schicksals (German Edition)
können, aber niemals dem Zorn der Götter.
Als sich das Blut aller vier Zeugen gemischt hatte, war der Schwur besiegelt. Das Geheimnis der kleinen Sklavin war für immer sicher.
· 10 ·
O wen hatte die Hitze noch nie gut vertragen, und die Sonne hatte den ganzen Vormittag keine Barmherzigkeit gezeigt. Als er zum Mittagessen ging, war er dankbar, dass heute Sonntag war. Die Sklaven arbeiteten nur bis mittags und kehrten erst am nächsten Morgen auf die Felder zurück. So kam auch er in den Genuss eines freien Nachmittags. Er war erschöpft.
Nachdem er gegessen und drei Gläser Wasser getrunken hatte, zog er das Hemd aus und legte sich aufs Bett. Zum Glück hatte er heute Morgen daran gedacht, die Fensterläden zu schließen, und so herrschte eine recht angenehme Temperatur in der Hütte.
Fast war er eingenickt, als er das alte Holz der Verandatreppe knarren hörte. Er drehte sich im Bett herum und wartete, dass die Schritte verstummten. «Herein!», rief er, noch bevor es klopfte.
Aus irgendeinem ihm unersichtlichen Grund betraten die Sklaven niemals sein Haus. Wenn sie ihm eine Nachricht überbrachten, blieben sie vor der Tür stehen, bis er öffnete. Danach gingen sie wieder, ohne die Schwelle überschritten zu haben.
Vorsichtig klopfte es an der Tür. Verdammt! Er musste aufstehen. «Es ist offen», rief er mürrisch und erhob sich. Er griff sich das Hemd vom Stuhl und zog es über. Die Schweißflecken waren schon nicht mehr zu sehen.
«Kann man mich nicht einen Moment in Frieden lassen?», murmelte er ärgerlich, als er die Tür aufriss. «Katheri … Mrs. Parrish!»
«Guten Tag, Owen.»
«Gu… guten Tag, Mrs. Parrish», stotterte Owen.
Katherine lächelte. «Verzeihen Sie bitte, dass ich ohne Anmeldung einfach hier hereinplatze, aber ich fragte mich, ob Sie nicht vielleicht Zeit für ein kleines Gespräch hätten.»
Zu gern hätte er ihr gesagt, dass er nichts lieber hörte als ihre Stimme. Aber anstatt ihr dieses für beide peinliche Geständnis zu machen, trat er beiseite und bat sie herein.
«Vielleicht sollten wir lieber einen kleinen Spaziergang machen», schlug Katherine vor und blieb auf der Veranda stehen.
«Aber natürlich, Mrs. Parrish. Nur einen Moment», brachte Owen heraus, als er seinen Fehler bemerkt hatte. Verlegen drehte er sich um, während Katherine auf der Veranda Platz nahm.
«Was bist du für ein Tölpel», schimpfte er leise über seine Dummheit, während er sich das Hemd zuknöpfte. Eine verheiratete Frau ohne Begleitung konnte die Hütte eines Mannes nicht allein betreten, und Owen wusste das. Jeder wusste das. Er hoffte nur, dass sie es ihm nicht übel nahm.
Während er das Hemd in die Hose stopfte, blickte er in den Spiegel. Nach der Siesta stand sein Haar ab wie die Stacheln eines Borstenschweins. Schnell fasste er in den Krug, der auf dem Tisch stand, und strich das Haar mit etwas Wasser glatt. Dann nahm er den Hut und trat vor die Tür. Auf keinen Fall wollte er Katherine länger warten lassen.
«Es ist heiß», sagte Katherine, als Owen sich zu ihr stellte. «Was meinen Sie, wollen wir zum Fluss hinunter?»
«Ich denke, das ist eine gute Idee, Mrs. Parrish.»
Der Uferweg war gesäumt von schattenspendenden Zypressen. Kaum hatten sie den Schutz der Bäume erreicht, nahm Katherine den Strohhut ab, der sie vor der Sonne geschützt hatte. Konzentriert lief sie den Pfad entlang.
«Was kann ich für Sie tun, Mrs. Parrish?»
Katherine wirkte abwesend. «Ach, in ein paar Wochen jährt sich zum achten Mal Mollys Todestag. Ich weiß, dass Sie sie mochten.»
Owen schwieg. Es bedurfte keiner Worte. Schon vor langer Zeit hatte Katherine ihn dabei ertappt, wie er Blumen auf Mollys Grab legte.
«Acht Jahre …», wiederholte sie wehmütig. «Wie schnell die Zeit vergeht. Und trotzdem, wenn ich die Augen schließe, spüre ich, dass sie noch immer da ist. Manchmal höre ich sie sogar lachen, wie damals, als wir in Decken gewickelt auf der Veranda Tee getrunken haben. Wissen Sie noch? Sie haben sich oft zu uns gesetzt.»
Owen nickte. Auch ihm fiel es leicht, sich an diese schönen Momente seines Lebens zu erinnern. Er fragte sich jedoch, welches Anliegen Katherine zu ihm geführt hatte. Eigentlich war es egal. Sie war zu ihm gekommen, weil sie seine Hilfe brauchte, und er würde sie ihr, ohne zu zögern, anbieten.
Katherine ging so dicht an seiner Seite, dass sich ihre Hände beinahe berührten.
«Ich habe gehört, dass mein Mann ein paar Dinge im Sklavendorf
Weitere Kostenlose Bücher