Fesselnde Entscheidung (German Edition)
Augen an.
»Das gibt`s doch nicht«, stammelte Basti, »die haben den vorzeitig aus der Haft entlassen.«
Elisa bekam Bauchschmerzen und merkte wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
»Das können die doch nicht einfach machen! Sein verdammter Verteidiger hat wirklich alles für den rausgeholt«, empörte sich Basti, während Elisa schwieg.
Basti ließ seinem Ärger freien Lauf und schimpfte weiter: »Und ich weiß auch genau warum! Die Politiker sind schuld! Die Gefängnisse sind maßlos überfüllt. Die wissen nicht, wohin mit den ganzen … dem ganzen kriminellen Pack!«
Elisa schluckte trocken und rang um Fassung. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie hatte es schon vorher gewusst, über Umwege von seiner Anwaltskanzlei. Zwar nicht den genauen Zeitpunkt, aber dass es bald so weit sein würde. Jetzt war es also so weit.
Erbost warf Basti die Zeitung auf den Tisch, stand auf, stellte sich hinter Elisas Stuhl und umarmte sie zärtlich.
»Das tut mir so leid, Elli! Das muss furchtbar für dich sein!«, sagte er leise und fügte etwas lauter hinzu, »und das muss man auch noch aus der Zeitung erfahren!«
Elisa streichelte seinen Arm und sagte, nachdem sie erneut trocken geschluckt hatte: »Geht schon. … Das ist alles lange her. Er hat seine Strafe bekommen. Ich habe ihm verziehen. Auch wenn ich es nie vergessen werde«, dann drehte sie sich zu ihm um, schaute ihrem Mann in die Augen und ergänzte, als sie seinen mitfühlenden Blick sah, »wirklich, Basti. Es ist alles gut.«
Er strich ihr liebevoll über die Wange, stellte sich dann an das bodentiefe Fenster und schaute in den großen Garten hinaus. Amelie hüpfte übermütig auf ihrem neuen Trampolin. Kopfschüttelnd drehte er sich wieder zu Elisa um.
»Soll ich nicht versuchen, irgendeine Verfügung zu erwirken? Keine Ahnung, … dass er sich dir nicht nähern darf, oder so?«
Das wäre das Beste, war ihr erster Gedanke. Aber stattdessen sagte sie: »Nein, Basti, das ist echt lieb«, und schüttelte leicht mit den Kopf, »aber wie gesagt, alles ist gut.«
*
Nichts war gut. Es war kein Tag vergangen, an dem sie nicht an ihn gedacht hatte. Es war kein Tag vergangen, an dem sie kein schlechtes Gewissen gehabt hatte – mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Elisa liebte ihre Tochter über alles. Und doch fraß es sie innerlich auf, weder ihr noch irgendjemanden sonst sagen zu können, wer ihr tatsächlicher Erzeuger war.
Elisa hatte eine schlaflose Nacht. Die Tatsache, dass er nun auf einmal frei und für sie wieder in greifbarere Nähe gerückt war, ließ sie keine Ruhe finden. Dabei ging es ihr nicht mehr darum, sich irgendein Verlangen nach seinem Körper zu erfüllen. Das war vollkommen verschwunden.
Vielmehr hatte sie das tiefe Bedürfnis, ihm endlich die Wahrheit über ihre Tochter – ihre gemeinsame Tochter – zu sagen. Es war wie eine innere Stimme, die unablässig auf sie einredete, dass es ihre Pflicht sei, ihr Geheimnis ihm endlich zu offenbaren.
Verzweifelt überlegte sie immer wieder, wie sie es anstellen könne. Die möglichen Konesequenzen schnürten ihr fast die Kehle zu. Was, wenn er sie mit seinem neuen Wissen erpressen würde?
Am frühen Morgen stand sie gerädert auf. Basti und Amelie schliefen noch. Sie zog sich Bastis weißes Hemd über und musste daran denken, wie gern Basti sie darin sah. »Das steht dir viel besser als mir«, sagte er immer, wenn sie es mal anhatte. Oft nachdem sie Sex gehabt hatten.
Mit gemütlichen grauen Wollsocken an den Füßen ging Elisa die Treppe von der Galerie hinab, durchquerte die großzügige Eingangshalle und verschwand in der Küche.
Sie setzte sich einen Tee auf und blickte durch die großen Fenster hinaus in den verschlafenen Garten.
Es war Ende Februar und bald erwachte die Natur wieder zu neuem Leben. Die Tage wurden langsam länger und die Sonne zeigte sich häufiger, was nach dem langen, unermüdlichen Winter eine Wohltat für die Seele war.
Bald werde sie Steifmütterchen und Primeln pflanzen können, freute sich Elisa. Die Stille hatte eine besänftigende Wirkung auf sie.
Als der Tee fertig war, stellte sie die Tasse rechts auf der Arbeitsfläche ab, zog sich einen Stuhl heran, platzierte ihn am Fenster und nahm Platz. Ihre Beine zog sie eng an ihren Körper und umfasste sie mit ihren Armen. Ihren Kopf bettete sie nachdenklich auf ihren Knien.
Sie sah Amelie vor ihrem geistigen Auge, wie sie im Garten spielte, herumtobte und
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