Fesselnde Entscheidung (German Edition)
Gewissen. In der schwersten Zeit ihres Lebens war er nicht von ihrer Seite gewichen. Und was hatte sie zum Dank gemacht? Ihm ein Kuckuckskind untergejubelt. Das würde er ihr nie verzeihen, da war sie sich sicher.
Elisa zog sich nackt aus und legte sich zu ihm ins Bett. Während sie mit Basti schlief, musste sie daran denken, wie sie dabei war, das Sprichwort ´Appetit holt man sich woanders, gegessen wird zuhause` live zu exerzieren. Einen körperlichen Höhepunkt hatte sie nicht.
In den Jahren ihrer Ehe war sie zu einer Meisterin im Vortäuschen geworden. Manchmal, um es einfach zu Ende zu bringen, manchmal, um Basti nicht zu enttäuschen, wenn er sich Mühe gegeben hatte.
Wieder hatte Elisa eine schlaflose Nacht. Sie wälzte sich hin und her. Er hatte wieder diese tiefe Sehnsucht in ihr geweckt. Er – nicht ihr Mann. Sie konnte nicht einschlafen, konnte nur an ihn denken. Ihr Körper sehnte sich nach seinem, als habe er viel zu lange auf ihn verzichtet.
4. Kapitel
Am nächsten Morgen hatte Basti sich frühmorgens mit dem Worten: »Das war aber eine schöne Überraschung heute Nacht. Kannst du öfter machen!«, von ihr verabschiedet.
Elisa stand später auf und fühlte sich schlecht. Diese tiefe Sehnsucht nach ihm wollte einfach nicht mehr verschwinden. Sie hasste sich dafür.
Nachdem sie ihre Tochter in den Kindergarten gebracht hatte, rief sie in der Firma an und meldete sich krank.
Unschlüssig schlenderte sie eine Weile durch das Haus, ging dann ins Poolhaus, zog sich nackt aus und stieg in den Whirlpool. Sie schaltete die Luft- und Wasserdüsen ein, lehnte sich bequem zurück, schloss ihre Augen, öffnete ihre Beine und genoss die blubbernden Wasserbläschen überall auf ihrem Körper und dachte dabei an ihn.
Nach einer Weile stellte sie den Whirlpool aus, stieg wieder hinaus, trocknete sich ab und zog sich an.
Enttäuscht stellte sie fest, dass es nur kurz geholfen hatte. Ihr Körper wollte mehr. Wollte ihn. Am liebsten wollte sie sich nur noch verkriechen, am besten nur noch schlafen. Ich muss krank sein, dachte sie immer wieder. Seelisch krank. Auf einmal musste sie weinen.
Wie konnte sie sich ausgerechnet zu diesem Mann derart hingezogen fühlen? Wie war es möglich, dass Sehnsucht körperliche Schmerzen verursachte?
Auf dem Weg hinauf ins Schlafzimmer blieb sie in der Eingangshalle abrupt vor der Bilderwand, die sich über einer Kommode befand, stehen. Elisa betrachtete die Babyfotos von ihrer kleinen Amelie. Unwillkürlich musste sie lächeln. Sie war das Beste in ihrem Leben. Dann sah sie sich das Hochzeitsfoto von Basti und ihr an. Ihr Herz wurde ganz schwer. Tränen traten wieder in ihre Augen. Sie küsste sich auf den Zeigefinger und berührte dann Basti auf dem Foto.
»Verzeih mir, Basti, bitte verzeih mir!«
Ihr Handy lag auf der Kommode. Sie nahm es in die Hand, checkte zuerst ihren Terminkalender und schickte Tim dann eine SMS.
Danach setzte sie sich auf die kalten Marmorfliesen, zog die Knie eng an ihren Körper, umfasste sie mir ihren Armen und schaute hinauf zum Kronleuchter, der an der Decke in der Mitte der Eingangshalle hing. Langsam fing sie an, die unzähligen kleinen Glasperlen am Leuchter zu zählen. Damit versuchte sie, ihr Entsetzen über sich selbst zu verdrängen. Nie hätte sie gedacht, dazu im Stande zu sein. Wie konnte sie sich derart ihrem Verlangen hingeben? Sie war schockiert von sich selbst.
*
Tim lag auf seinem Bett und betrachtete die bewegten Bilder, die der kleine Flachfernseher links an der Wand neben dem Kleiderschrank, zeigte. Aber er nahm sie nicht wirklich wahr, war viel zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, als dass es ihn interessierte, was das abendliche Fernsehprogramm zu bieten hatte – oder eben auch nicht.
Seine Ein-Zimmer-Wohnung war spartanisch eingerichtet. Ein Gitterbett, eine kleine Kochnische, die eher selten benutzt wurde, ein Kleiderschrank aus Kiefernholz und eine Kommode im Vintage Style, wie sie zu Recht bezeichnet werden durfte. Nicht nur weil sie aus den 70er Jahren stammte, sondern vor allem, weil sie seitdem scheinbar mit fast allem in Berührung gekommen war, nur nicht mit einem Tropfen passender weißer Farbe.
Das dunkelblaue Rollo verdunkelte meist den ganzen Tag über die 35 Quadratmeter, die ihm nach seiner Zeit im Knast fast wie ein Palast vorkamen. 35 Quadratmeter, die
sein
Reich waren.
Im ersten Moment war er wütend auf Elisa gewesen. Aber je länger er darüber nachdachte, umso mehr
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