Fesselnde Liebe - Teil 1 (German Edition)
Klischee aus einem Groschenheft. Typisch.
Apropos Groschenheft. Tatsächlich habe ich letzte Woche das unsägliche Buch zu Ende gelesen. Und natürlich hatte es ein absolut dämliches Ende, ich hatte nichts anderes erwartet. Ich hasse Happy Endings in Liebesgeschichten. Ehrlich, die besten Liebesgeschichten der Literatur haben keins, sonst wären sie nicht die besten Geschichten geworden, sondern schmalziger Kitsch. Madame Bovary – vergiftet. Julia Capulet – erstochen. Anna Karenina – Selbstmord. Werther – Selbstmord. Gwendolyn Hamlin – betrogen (ich lebe zwar noch, allerdings als Single, wobei das für erfahrene Leute wahrscheinlich das einzig wahre Happy End sein müsste).
Das Geplauder der anderen zieht an mir vorbei wie ein kleiner Bach. Ich höre sie reden, bekomme aber nicht viel mit von den Gesprächen. Stattdessen befassen sich meine Gedanken mit diesem Buch.
Ja, es ist unsäglich schlecht. Ja, ich habe es mit meinem Rotstift vollgeschmiert und Notizen an den Rand gemacht – als ob die jemanden interessieren würden, mich haben sie jedoch mehr befriedigt als das Geschmiere an sich. Das Frauenbild in diesem Buch hat mich genauso auf die Palme gebracht wie die blöden Pornos, die ich mir vor zwei Jahren mit Cat zusammen angeguckt habe. Ich war so erregt über die schamlose Ausnutzung dämlich wirkender Frauen in diesen Filmen, dass sie ihren eigentlichen Zweck bei mir völlig verfehlt haben (allerdings nicht bei Cat, oh Mann).
Bevor Greg und Blondie ihren privaten Porno vor meinen Augen starten – ich habe gerade seine Zunge in ihrem Ohr gesehen, bah –, beschließe ich, nach Hause zu fahren. Alle verabschieden sich von mir, ohne ihre Gespräche zu unterbrechen. Na, wir sehen uns morgen Abend schon wieder, zu Cyrano de Bergerac . Nicht einmal seine künstlich verlängerte Nase wird mich daran hindern, Greg unfassbar schön zu finden.
Draußen knöpfe ich seufzend die Jacke zu. Es ist immer noch ziemlich kalt und vor allem verregnet, langsam sehne ich mich nach Sonne und Wärme. Außer mir sind nicht mehr viele Leute unterwegs, was mich nicht wundert. Wer am Samstagabend so spät nicht zuhause auf dem Sofa hockt, ist entweder in einem der dämlichen Clubs feiern oder schläft schon.
Es ist kurz nach elf, als ich die U-Bahn-Station betrete. Mist, ich habe die Bahn um ein paar Minuten verpasst, jetzt muss ich eine Viertelstunde auf die nächste warten. Ich hasse Newcastle. Edinburgh ist zwar nicht größer, aber die Stadt steht wenigstens dazu, ein Kaff zu sein. Newcastle dagegen versucht, mit den Großen zu spielen und versagt dabei kläglich.
Gelangweilt ziehe ich mein Handy hervor und checke meine Facebook -Neuigkeiten. Cat hat vor zwei Stunden gepostet, dass sie sich gerade fertig macht für eine total geile Party, und schickt ein Foto ihrer neuen Stiefel mit. Moment mal – neue Stiefel? Ich vergrößere das Bild und mustere es scharf. Nein, Glück gehabt, es sind die alten neuen Stiefel. Die kenne ich schon. Bei unserer derzeitigen finanziellen Situation sollten wir beide unser Geld zusammenhalten, ein neuer Mitbewohner findet sich bestimmt nicht so schnell.
Eine Freundschaftsanfrage lässt mich stutzen. Ich habe genau dreiundzwanzig Freunde bei Facebook, worüber Cat sich ständig lustig macht. Sie hat ungefähr fünfhundert, davon kennt sie jedoch höchstens fünfzig in echt. Ich weiß nicht worin der Sinn liegt, sich mit Menschen zu befreunden , die man gar nicht kennt und womöglich nie im Leben treffen wird? Warum sollte mich interessieren, welchen Film die gerade gesehen haben oder was sie in welchem Restaurant essen? Außer als Warnung natürlich, wo ich gerade nicht essen gehen sollte. Und sonst?
Cat lebt förmlich auf Facebook und postet jeden Unsinn dort. Als sie mir verzweifelt eine Nachricht schicken wollte, dass das Klopapier alle ist und ich ihr schnell welches bringen soll, weil ich weder ihre Hilferufe noch mein Handy gehört habe (ich saß am Rechner und kritzelte an einer Hausarbeit, dabei höre ich Musik mit Kopfhörern), hat sie die Meldung versehentlich auf meine Pinnwand gepostet und nicht als private Nachricht geschickt. Das gab ein Hallo! Ich glaube, die halbe Welt hat das gelesen, nur ich nicht. Als ob ich Zeit hätte, bei Facebook nach Neuigkeiten zu gucken, während ich arbeite!
Sie war nachher stinksauer auf mich, dabei war das nun echt nicht mein Problem! Mir wäre die Aktion mit dem Vibrator viel peinlicher gewesen, aber das hat sie wiederum gar nicht
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