Fesselnde Liebe - Teil 1 (German Edition)
seines kleinen Vortrages die Augen nicht für eine Sekunde von mir genommen, und ich bin unter seinem Blick in mich zusammengesunken. Mein Herz klopft so hart gegen den Brustkorb, dass mir schwindelig wird. Es ist unmöglich, dass er mich damit meint. Auch wenn Cat den Großteil dieser Beschreibung bestätigen würde. Ich fühle mich ertappt wie ein Dieb, obwohl ich mir sicher bin, dass sich diese Analyse nicht auf mich bezieht. Schließlich kennt er mich überhaupt nicht!
»Wie kommst du darauf?«, frage ich mit brüchiger Stimme.
»Inspiration. Wie ich schon sagte – sie ist das Wichtigste in meinem Leben. Ich liebe ehrliche Menschen, doch leider bin ich damit bisher nicht gerade verwöhnt worden. Die meisten Menschen lügen zu ihrem eigenen Vorteil. Du kannst dir vorstellen, dass man als erfolgreicher, reicher Mensch irgendwann von verdammt vielen Lügnern umgeben ist, die einem nach dem Mund reden. Ich verabscheue das.« Sein Gesichtsausdruck ist hart geworden, die Augen haben sich verdunkelt, und ich frage mich, was zum Teufel er erlebt hat, dass er so ... unnahbar geworden ist. Gleichzeitig wird mir klar, dass er mich besser durchschaut hat als irgendein Mensch zuvor, und das macht mir wahnsinnige Angst.
»Ich hoffe inständig, dass du nicht mich als Inspirationsquelle f ür dein Buch gebrauchen willst«, sage ich. »Denn dazu eigne ich mich nicht.«
Er beugt sich vor und lächelt wissend. »Das sehe ich durchaus anders. Da wir gemeinsam an diesem Roman arbeiten werden, erhoffe ich mir natürlich auch ganz besondere ... Einblicke.«
Einblicke? In mich? Mein Leben? Meine Seele? Ich muss lachen. »Entschuldige, ich bin so langweilig wie die Bibel und kann dir ganz sicher keine Einblicke liefern.«
»Hm«, macht er und streicht mit der Hand über sein Kinn, als ob er an meinen Worten zweifelt. »Ich habe den Anfang des Romans heute Nacht geschrieben, du findest ihn auf deinem Desktop. Bitte lies es und kommentiere im Dokument, während ich weitermache.«
Adrian dreht sich auf dem Stuhl um und kehrt mir den Rücken zu, was mir gerade sehr lieb ist. Mein ganzer Körper fühlt sich an wie schweißgebadet, ein deutliches Zeichen dafür, dass ich Panik habe. Eine unglaubliche Panik. Was im Himmel erwartet mich hier? Habe ich mich auf etwas eingelassen, das eine Nummer zu groß für mich ist?
Neugierig öffne ich das Dokument, das mit dem Titel Fesselnde Liebe 2 betitelt ist, und fange an zu lesen.
Mit jedem Satz wird mir wärmer. Und noch wärmer. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich mit der Protagonistin, die er beschreibt, verbunden, obwohl es offensichtlich ist, dass ich es nicht bin. Meine Einbildung nimmt offenbar seltsame Züge an! Nervös kaue ich auf meinen Fingernägeln, bis ich zur ersten Sexszene komme, die für meinen Geschmack viel zu früh passiert, was ich natürlich sofort notiere. Wie soll man als Leser eine Erotikszene genießen können, wenn man die Protagonisten noch gar nicht kennt? Das ist unmöglich!
Allerdings lassen mich die Worte zu meinem Leidwesen nicht kalt, im Gegenteil. Atemlos verschlinge ich Satz für Satz, ohne eine einzige weitere Notiz zu machen. Hat er das alles erst letzte Nacht geschrieben? Unvorstellbar, es sind Tausende von Worten! Und er hatte auch noch ... Besuch. Du liebe Güte, wenn ich das Cat erzähle, wird sie mir kein Wort glauben.
»Alles in Ordnung?« Er dreht sich nicht um, während er das fragt. Ich brumme eine Zustimmung und versuche, das soeben Gelesene aus meinem Kopf zu bekommen, aber es funktioniert nicht. Die Worte wirbeln in mir durcheinander und haben mein Kopfkino so angeregt, dass ich überall heiß und feucht bin. Wirklich überall! Oh Mann, das ist mir noch nie passiert. Noch nie! Nicht mal bei seinem ersten Roman, den ich ja gelesen habe. Liegt es daran, dass er mir so nah ist und daher mit seinem Protagonisten verschmilzt? So sehr, dass ich das Gefühl habe, in ihn hineinsehen zu können, zu wissen, was ihn anregt und umtreibt?
»Ich ... würde gern eine kleine Pause machen, wenn es dir recht ist«, bringe ich hervor. Mein Atem geht so flach, als ob meine Lungen sich nicht trauen würden, mehr Luft in sich aufzunehmen. Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl herum und presse die Oberschenkel zusammen, was leider keine Erleichterung zur Folge hat, sondern schlimmere Impulse in mir auslöst.
»Natürlich, kein Problem.« Er hat aufgehört zu schreiben, sieht jedoch nicht von seinem Monitor hoch. Erleichtert stehe ich auf und verlasse das
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