Fesselnde Liebe - Teil 1 (German Edition)
Schlafen statt zu arbeiten«, sage ich grinsend und sehe mich im Raum um. Natürlich ist auch hier fast alles weiß, langsam bekomme ich davon Paranoia.
»Welche Klischees erfülle ich denn noch?« Die steile Falte zwischen seinen Brauen ist wieder da, und sein energischer Blick treibt mir das Blut in den Kopf. Halt doch einfach mal die Klappe, Gwen!
»Viel Geld, viel Sex, wenig Arbeit. Zwischendurch mal ein paar mehr oder weniger kluge Sätze zu Papier bringen, während andere in den Tretmühlen der Arbeit verschlissen werden. Ein absoluter Traumjob. Kein Wunder, dass du Neid auf dich ziehst.«
Adrian schmunzelt amüsiert. »Zum Glück weiß ich, dass du nicht so denkst. Weil dir bekannt ist, wie viel Arbeit hinter dem Schreiben eines Romans steckt. Nicht wahr?«
»Das kommt auf den Inhalt an«, antworte ich und bin stolz auf mich, weil ich so diplomatisch sein kann, wenn ich mir Mühe gebe.
Er hat einen zweiten Schreibtisch in das Arbeitszimmer stellen lassen, auf dem ein riesiger iMac steht. Mein Arbeitsplatz. Ich sitze hinter ihm, sodass ich auf seinen Rücken schauen muss, während er arbeitet. Und auf seinen Monitor.
»Die Datei liegt auf dem Server. Während ich weiterschreibe, kannst du an meinen bisherigen Entwürfen arbeiten, das dürfte am effektivsten sein. Neben der Überarbeitung solltest du für regelmäßigen Kaffee sorgen und mich gelegentlich mit Häppchen füttern, damit ich bei Laune bleibe.«
»Haha«, brumme ich und fahre den iMac hoch. »Dazu hast du wahrscheinlich das Personal vom Hotel, oder nicht?«
»Du bist meine persönliche Assistentin für die nächsten Wochen, und du bist für meine Schreibstimmung verantwortlich.«
»Ich soll hier lektorieren«, jammere ich. »Du kommst ständig mit neuen Dingen, die gar nicht so abgesprochen waren. Wie soll ich mich ...?«
»Mir fallen durchaus noch andere Dinge ein, die du zu meiner Schreiblaune beisteuern könntest, aber ich bin bereit, zu warten«, unterbricht er mich mit samtiger Stimme, die mir umgehend in den Magen fährt und ein seltsames Gefühl darin auslöst.
Hilfe, ich bin diesem Job nicht gewachsen. Ich bin ihm nicht gewachsen. Er ist mir unheimlich, und ich entwickle einen seltsamen Respekt vor ihm, den ich seit Jahren nicht mehr verspürt habe. Nicht, seitdem ich mich vor Jahren endlich von der Geißel meiner Mutter befreit habe. Das Korsett, in das sie mich mit ihrer Strenge eingeschnürt hat, ist allerdings noch immer da.
Er beobachtet meine Reaktion genau, so wie ein Forscher ein Tier beobachten würde. Ich versuche, seine letzte Bemerkung einfach zu übergehen und nicht darauf zu antworten.
»Ich erkläre dir nun meinen Plot.« Adrian sitzt breitbeinig auf seinem Stuhl, den er zu mir gedreht hat. Im Gegensatz zu mir ist seine Körpersprache so beherrscht, dass ich mich frage, ob ihn überhaupt etwas im Leben aus der Ruhe bringt. Während meine Finger ein Eigenleben entwickeln und ständig mit irgendwas beschäftigt sind, sitzt er so ungerührt da, dass es mich innerlich bewegt. Was ist eigentlich aus Blondie geworden? Hat er sie nach Hause geschickt, oder hockt sie bereit für irgendwas in seinem Schlafzimmer? Ich traue mich gar nicht, zu fragen. Stattdessen nicke ich und schlage die Beine übereinander, was er mit Stirnrunzeln quittiert.
»Wir sollten uns später um dein Outfit kümmern. So kann ich nicht arbeiten«, sagt er und lässt seinen Blick beinahe rügend über meinen Körper gleiten.
»Was gibt es gegen Jeans einzuwenden? Mir gefällt es, also ...«
»Mir gefällt es nicht, daher werden wir es ändern.« Meine Nackenhaare stellen sich auf bei dieser absurden Forderung. Was bin ich – ein Haustier?
»Zurück zu meinem Plot. Es geht im Roman um meinen vorherigen Protagonisten, der bekanntlich nichts anbrennen lässt und sich als dominanter Sadist vielen willigen Sklavinnen gegenübersieht. Doch in diesem Buch trifft er auf eine Frau, die sein Leben auf den Kopf stellt. Sie wehrt sich vehement gegen seine Dominanz, obwohl er ihr von Anfang an ansieht, dass sie sich nach ihm verzehrt. Er wartet geduldig, versucht, sie zu verführen. Sie ist ehrlich, unsicher, und emanzipiert. Ein fragwürdiges Rollenbild ihrer Eltern hat sie geprägt, sodass sie sich nichts Schlimmeres vorstellen kann, als sich einem Mann zu unterwerfen und ganz und gar hinzugeben. Sie versteckt ihre Unsicherheit hinter einer schroffen Maske. Sie bewundert Intelligenz und Eloquenz und verabscheut Dummheit und Banalitäten.«
Er hat während
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