Fesselnde Liebe - Teil 2
Lippen ziehen eine Spur zu meinem Schlüsselbein, die mich erneut zum Zittern bringt. »Lass uns zurückgehen. Vielleicht sollten wir uns vor dem Dinner besser umziehen.«
Ich genieße seinen Arm, der um meine Taille liegt. Barfuß, die Schuhe in der Hand, tapsen wir durch das hohe Gras. Ja, es ist schön mit uns. Ich kann kaum glauben, dass ich das alles gerade wirklich erlebe. Ich kann es nicht vergleichen mit dem, was mit Julius war. Ich hatte keinen Maßstab für meine Gefühle damals, denn er war der Erste. Doch jetzt komme ich mir ein bisschen weise vor. So viel klüger als vor einigen Jahren. Altert man durch Erfahrungen, die man als junger Mensch macht? Oder liegt es daran, dass meine Gefühle so intensiv sind, dass ich mich selbst kaum wiedererkenne?
Auf der Hälfte des Weges schieben s ich dunkle Wolken vor die Sonne. Ich fröstele, nass, wie ich bin. Das Wetter in Schottland ist wechselhaft, am Himmel zieht ein Unwetter herauf. Nachdenklich beobachte ich im Gehen Adrians Profil. Er sieht so verdammt gut aus, ist so klug ... Kann es wahr sein, dass er etwas für mich empfindet? Oder benutzt er mich nach wie vor nur als Inspiration, als Futter für einen Roman? Ich wünschte, ich könnte seine Gedanken ebenso gut lesen, wie er meine offenbar lesen kann. Aber irgendwie ist er mir trotz aller Nähe fremd ...
16
Mitten in der Nacht wache ich auf, von einem unbekannten Geräusch in einem fremden Haus geweckt. Das riesige Schlafzimmer wirkt düster durch die dunklen Holzvertäfelungen an den Wänden. Die cremefarbenen Vorhänge sind zugezogen, obwohl draußen Finsternis herrscht und ein Sichtschutz nicht nötig wäre in dieser Wildnis.
Ich taste im Bett neben mir, doch es ist leer. Himmel, wo ist er denn hingegangen um diese Zeit? Konnte er nicht schlafen? Schläft er woanders? Die alten Holzdielen knarren, das fremde Geräusch lässt die Härchen an meinen Armen aufrecht stehen. Auch wenn ich kaum zu atmen wage, höre ich nichts. Die schwere Holztür ist massiv und dicker als mein Oberarm, kein Ton dringt hindurch. Damit hat Adrian mich beruhigt, bevor wir ... es im Bett seiner Mutter getan haben. Ich grinse mit geschlossenen Augen bei der Erinnerung. Eine kleine Einschlafhilfe, so hat er es genannt, und mich zweimal zum Höhepunkt getrieben, mit Zunge und Fingern. Offenbar wirkte sein Trick, denn ich weiß nicht einmal mehr, wann genau ich eingeschlafen bin. Dafür durchfährt meinen Unterleib erneut das lustvolle Ziehen, wie immer, wenn ich an ihn denke.
Aber wo ist er jetzt? Ich krabble aus dem Bett und sehe in dem riesigen benachbarten Bad nach, doch auch das ist leer. Dann öffne ich vorsichtig die Tür, die mit einem lauten Knarren nachgibt, und lausche ins dunkle Haus. Unten brennt Licht und ich höre Stimmen. Adrians Stimme und ... eine Frau. Seine Mutter? Oder Nicole, Gordons Frau, die ich gestern nicht mehr kennengelernt habe weil sie erst spät vom Flughafen kam? Sie sprechen leise, ich kann kein Wort verstehen. Etwas nagt an mir und bringt meinen Magen dazu, sich zusammenzuballen. Wieder fühle ich mich ausgeschlossen aus seinem Leben. Als ob er mit Absicht versucht, mich auf Abstand zu halten. Lautlos schließe ich die Tür und krieche zurück ins Bett, wo ich die Decke über meinen nackten Körper ziehe und auf den Stuck über mir starre, bevor ich irgendwann wieder einschlafe.
*
»Happy birthday to you ...« Irritiert reibe ich mir die verquollenen Augen und richte mich halb im Bett auf. Adrian sitzt auf der Bettkante und ... singt! Ich muss lachen, weil er trotz seiner wunderschönen Stimme kaum in der Lage ist, einen Ton zu treffen. Dafür gibt er sich große Mühe, den Song so sexy wie möglich zu hauchen, aber ich habe Erbarmen (mit meinen Ohren!) und unterbreche ihn mit einem flüchtigen Kuss.
» Wo warst du heute Nacht?«, frage ich. »Du siehst aus, als hättest du eine Nachtwanderung gemacht oder jedenfalls wenig geschlafen.«
» Vielleicht stimmt das«, antwortet er geheimnisvoll. »Zieh dich an und komm runter. Es gibt eine Überraschung.«
» Jetzt gleich?«
» Jetzt. Sofort.« Er klopft nachdrücklich auf die Matratze, bevor er aufsteht und mir die Hand reicht. Ich lasse mich von ihm aus dem Bett zerren und verschwinde im Bad, wo ich erst mal unter die Dusche hüpfe. Geburtstag ... kein besonderer Tag für mich. Aber ich weiß, dass auch seine kleine Nichte heute feiern wird, deshalb sind wir schließlich hier. Plötzlich kribbelt Aufregung in meinem Körper. Ob er ein
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