Fesselnde Lust 1
mehr zu wehren.«
Sie warf ihm einen Blick zu. Seine Miene war entspannter, seine Augen weicher. Aber sein Ton war fest.
»Wenn es noch einmal vorkommt, mache ich nicht mehr weiter. Da lasse ich nicht mit mir verhandeln.«
»Ich verstehe. Und es tut mir leid.«
Er fuhr sich mit der Hand über die Haare. »Ich bin nicht daran gewöhnt, dass mich eines meiner Mädchen verlässt, ohne sich von mir zu verabschieden.«
Ihr Magen zog sich zusammen, und sie ballte die Fäuste. »Ich bin nicht eines deiner Mädchen.«
»Nein, das stimmt. Aber die Regeln gelten trotzdem auch für dich.«
Sie nickte. Es stimmte ja: Wenn sie ihm keinen Respekt erwies, würde das alles nicht funktionieren.
Er beobachtete sie, und sie wünschte sich plötzlich, dass er sie in die Arme nahm und küsste. Sie holte tief Luft und atmete dann aus. »Und was jetzt?«
»Wir werden Zeit miteinander verbringen. Ich finde, wir sollten einander langsam einmal kennen lernen, oder?«
»Wie meinst du das?«, stotterte sie.
»Wir fahren heute an der Küste entlang. Reden. Essen.«
»Mehr nicht?«
»Fürs Erste.«
Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte.
Sein Tonfall war kühl und sachlich. Warum ging er nicht einfach mit ihr nach oben, zog sie aus und fesselte sie? Damit konnte sie wenigstens umgehen.
Er trat auf sie zu, legte ihr die Hände auf die Schultern und beugte sich zu ihr hinunter, um ihre Lippen mit einem raschen Kuss zu streifen. Sie hatte noch nicht einmal Zeit, um zu reagieren, so schnell hatte er sich zum Gehen gewandt. Aber er ergriff ihre Hand.
»Wir fahren jetzt.«
Der Blick vom Pacific Coast Highway war atemberaubend. Endlose Kilometer Sandstrand, an denen sich die Brandung brach, und ab und zu ein Haus, riesige teure Villen, aber auch baufällige Hütten aus verwittertem Holz.
Rowan war diese Strecke lange nicht gefahren. Christians großer schwarzer Cadillac glitt so geräuschlos dahin, dass sie, abgesehen von der Landschaft, die an ihnen vorbeizog, die Bewegung kaum merkte. Das Auto passte perfekt zu Christian: groß, geschmeidig, elegant.
Während der Fahrt hatten sie kaum gesprochen. Das Schweigen zwischen ihnen wirkte beinahe heilig, als ob es eine Sünde wäre, es zu brechen. Und es war ein seltsames Gefühl, mit ihm außerhalb der Grenzen seines Hauses unterwegs zu sein.
Sie musste sich sehr zusammenreißen, um ihm nicht wenigstens eine der zahlreichen Fragen zu stellen, die ihr durch den Kopf gingen.
In Ventura verließ Christian den Highway und fuhr über die Küstenstraße. Links reichten die Sanddünen bis an die Straße heran, dahinter lag das Meer. Schließlich bog er scharf links auf einen Parkplatz ab, der neben einem langen hölzernen Pier lag.
»Ich hoffe, du magst Austern«, sagte er und stieg aus, um ihr auf der Beifahrerseite die Tür zu öffnen.
Als sie die Holztreppe hinaufstiegen, legte er ihr die Hand auf den Rücken. Es war eine beschützende Geste, und sie genoss sie.
Sie setzten sich an einen Tisch an der Fensterfront, die auf den Strand hinausging. Das Wasser war hier eher grau als blau, und das Meer wirkte so kalt und einsam, dass sie froh war, mit Christian drinnen zu sitzen.
»Ein unglaublicher Blick, nicht?« Seine Stimme klang leichter, entspannter.
»Ja, selbst jetzt, am Ende des Winters. Ich liebe das Treibholz, das an den Strand gespült wird. Die Formen und Maserungen sind so schön, es kommt mir immer vor wie ein Stillleben. Wie ein Garten mit totem Holz, obwohl es eigentlich gar nicht tot ist, sondern seltsam lebendig. So … ruhig.«
»Du hast einen künstlerischen Blick, Rowan.«
»Ich? So habe ich mich noch nie gesehen. Ich bin eher … analytisch.«
»Das auch.«
Er lächelte, und ihr wurde ganz warm ums Herz.
»Erzähl mir von deiner Arbeit. Master Hawke hat erwähnt, dass du Unternehmensanalystin bist.«
»Willst du tatsächlich etwas über meinen Job hören?«
»Ja.«
Erwartungsvoll blickte er sie an.
»Die meisten Leute finden meinen Beruf eher langweilig, aber ich liebe ihn. Es gefällt mir, all die winzigen Informationsteilchen zusammenzusuchen, ein Muster zu finden und zu sehen, was nicht hineinpasst.«
»Und was nicht hineinpasst, wirfst du weg?«
»Na ja, aber so, wie du es sagst, klingt es leidenschaftslos.«
»Und ist es das nicht?«
Sie lachte. Vielleicht hatte er ja Recht. »Das ist eben mein Job. Und es ist ganz bestimmt nichts Künstlerisches daran.«
»Vielleicht nicht. Aber an deiner Art, dich zu kleiden, die Dinge zu
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