Fesselnde Lust 1
Was hatte sie getan?
Tränen brannten in ihren Augen, aber sie wehrte sich immer noch gegen die Hände, die ihr jetzt grob die Beine auseinanderrissen. Sie spürte seinen schweren Körper über sich, und Angst packte sie. Sie schrie.
»Nein!«
Sie fuhr im Bett hoch, allein und zitternd, obwohl das Sonnenlicht durch ihre Fenster fiel. Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht.
Sie hatte schon lange keinen Albtraum mehr gehabt, dieses hässliche Aufblitzen längst begrabener Erinnerungen. Aber dieses Mal hatte sie von Christian geträumt. Was hatte das zu bedeuten? Sie war sich nicht sicher, ob er sie verletzt hatte oder Danny…
Nein, denk nicht darüber nach. Denk nicht darüber nach. Du musst es ausblenden.
Es war alles schon so lange her. Es war zu hässlich und zu lange her. Sie war darüber hinweg. Oder?
Warum zitterte sie dann am ganzen Leib?
Sie zuckte zusammen, als das Telefon auf ihrem Nachttisch klingelte.
»Hallo?«
»Du bist gegangen, ohne dich von mir zu verabschieden, Rowan.«
»Ich … ja, es tut mir leid, aber ich musste …«
»Es wird nicht wieder vorkommen.«
Sein Tonfall traf sie wie ein leichter Schlag vor die Brust. Er klang befehlend und verletzt. War es möglich, dass sie ihn verletzt hatte?
»Rowan, hast du mich gehört?«
Wütend klang er auch.
»Ja, ich habe dich gehört. Es wird nicht wieder vorkommen.«
»Bis heute Mittag um zwölf bist du wieder da. Und dieses Mal wirst du erst wieder gehen, wenn ich es dir erlaube.«
Sie schluckte. Was empfand sie gerade? Angst? Erleichterung?
»Christian, ich musste gehen …«
»Du brauchst mir nichts zu erklären, jetzt noch nicht.
Aber bis du wieder hier bist, solltest du dir selbst im Klaren darüber sein.«
Sie blickte auf die Uhr auf ihrem Nachttisch. Neun Uhr morgens. »Ich glaube, dazu brauche ich länger als drei Stunden«, sagte sie leise.
»Dann fängst du am besten gleich damit an.« Er schwieg. »Zwölf Uhr.«
Er legte auf.
O ja, er war wütend. Aber wäre sie das an seiner Stelle nicht auch? Sie wäre wahrscheinlich außer sich vor Wut.
Sie bebte vor nervöser Erwartung und einem pochenden Verlangen, das noch nicht einmal durch den Albtraum vertrieben worden war. Der Klang seiner Stimme hatte alles wieder zurückgebracht.
Aber dieser Traum…
Sie wollte wirklich nicht darüber nachdenken, warum er gerade jetzt zurückgekehrt war. Natürlich hatte es mit ihrer Beziehung zu Christian zu tun. Aber aufhören wollte sie jetzt nicht mehr.
Sie mussten miteinander reden, bevor sie weitermachten. Sie wollte es zwar eigentlich nicht, aber es musste sein. Sie brauchte ihm ja nicht alles zu erzählen, aber sie musste sich zumindest dafür entschuldigen, dass sie weggelaufen war.
Sie stand auf, ging in die Dusche, wusch sich die Haare und blieb lange unter dem warmen, beruhigenden Strahl stehen. Die tröstliche Wärme vertrieb die letzten Reste des Traums, der sich in ihrem Kopf einnisten wollte.
Danach ging es ihr besser. Sie cremte sich ein, trocknete ihre Haare und legte ein wenig Make up auf. Das Ritual der Vorbereitung beruhigte sie.
Sie nahm hohe schwarze Stiefel mit gefährlich hohen Absätzen aus ihrem begehbaren Kleiderschrank, einen langen, schmalen Strickrock und einen schwarzen Pullover. Unterwäsche ließ sie bewusst weg, und in die Ohrläppchen steckte sie sich blutrote Granatohrringe.
Heute würde sie richtig zu ihm gehen.
Bevor sie ihre Meinung noch einmal ändern konnte, verließ sie das Haus.
In Venice kämpfte sich die Sonne durch den Küstennebel und wärmte sie, als sie wieder einmal vor Christians Tür stand. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und unwillkürlich erschrak sie, als er die Tür öffnete.
Sein schönes Gesicht sah müde aus, und sein finsterer Blick verhieß nichts Gutes; das Meer im Winter. Er sagte nichts, sondern hielt ihr nur die Tür auf. Sie ging an ihm vorbei in die Küche, wo sie wartend stehen blieb. Er hatte die Haustür geschlossen, stand aber mit dem Rücken zu ihr, und sie sah seinen breiten Schultern die Anspannung an. Sie war nervös, aber bereit, ihm entgegenzukommen. Was sollte sie auch sonst tun?
Widerspruch würde nichts nützen.
Schließlich drehte er sich um und blickte sie an. Ein grünes Feuer schimmerte in seinen Augen.
»Es freut mich, dass du zurückgekommen bist«, sagte er. Seine Stimme klang gepresst.
Sein Blick war so intensiv, dass sie wegschauen musste.
»Ich will mich nicht mehr gegen dich wehren, Christian. Ich werde versuchen, mich nicht
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