Fesselnde Lust 1
herrschte Schweigen, dann sagte April: »Ich habe nicht gedacht, dass du dich so schnell darauf einlässt.«
»Ich auch nicht. Wenn ich so darüber nachdenke, ist es auch immer noch ein Schock für mich. Wir sind gestern Abend bei mir zu Hause gewesen und haben ein paar Sachen geholt.«
»Was ist mit deiner Arbeit?«
»Ich habe diese Woche keine Termine, und einen, der anstand, habe ich abgesagt. Ich habe das Gefühl … dass ich der Angelegenheit genügend Zeit einräumen müsste, um sie wirklich gründlich erforschen zu können. Verstehst du, was ich meine?«
»Ja, absolut.«
»In ein paar Tagen muss ich zu einem Klienten nach San Francisco, aber ansonsten habe ich frei, und ehrlich gesagt könnte ich diese Reise auch absagen. Vielleicht mache ich das ja auch noch. Die Dinge sind einfach zu kompliziert im Moment.« Rowan fuhr sich mit der Hand durch die Haare und stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Aber ist es denn gut?«
Sie ließ sich einen Moment lang Zeit mit der Antwort.
»Ja, es ist gut. Meistens jedenfalls. Aber ganz gleich, was er mit mir macht, ich brauche fast sofort immer mehr; es ist, als könnte ich nie genug bekommen. Und das macht mir wirklich Angst. Aber wahrscheinlich muss ich mich gerade dieser Angst einmal stellen.«
»Manche Leute denken, BDSM hätte nur etwas mit der körperlichen Seite zu tun, aber es steckt so viel mehr dahinter. Die Körperlichkeit, die Rituale, die Symbole, all das bringt unsere tiefsten Probleme an die Oberflä che, nicht wahr?« Aprils Stimme klang gequält.
»Wie läuft es denn bei dir?«
»Wie gesagt, ich bin ein wenig verwirrt.« April seufzte.
»Nein, nicht verwirrt. Ich weiß schon sehr genau, was los ist. Ich habe mich in ihn verliebt, Rowan.«
»Ach, Süße…«
»Ich weiß, ich bin ein Idiot. Das brauchst du mir nicht zu sagen. Aber ich kann nicht anders. Und ich habe beschlossen, entweder mit offenen Augen da hineinzugehen oder ihn gar nicht mehr wiederzusehen. Aber Letzteres kommt im Moment nicht in Frage. Dazu muss Decker mir erst sagen, dass es vorbei ist. Ich kann nicht aufhören. Wirklich nicht, ich kann es nicht.«
»Ich verstehe. Jetzt mehr denn je. Nur… pass auf dich auf, hörst du?«
»Ich versuche es. Morgen Abend gehe ich wieder zu ihm.«
»Ruf mich an.«
»Ja. Und was ist mit dir? Kannst du mich auch anrufen?
Ich meine, wie soll das gehen, wenn du dich in seinem Haus aufhältst? Was habt ihr denn vereinbart?«
»Ich bin keine Sklavin. Er kontrolliert mich nicht in jeder wachen Minute; wenn er nicht da ist, kann ich tun, was mir beliebt. Es geht nur um die Rollenspiele. Er versteht das und lässt mir sogar einen gewissen Spielraum, damit ich es selbst ausprobieren kann. Allerdings wirklich nur bis zu einem bestimmten Punkt. Während des Spiels lässt er mir nicht allzu viel durchgehen.« Sie fuhr mit dem Finger über die Schreibtischkante. Das alte Holz war so glatt. Wie seine Hände auf ihrer Haut.
»Er übernimmt die Führung, wenn es sein muss. Es ist, als ob … als ob er meine Gedanken lesen könnte und jederzeit wüsste, was ich brauche.«
»Na, das ist doch gut, oder?«
»Ja, ich finde schon. Ehrlich, April, ich weiß nicht, wo das alles noch enden soll. Ich weiß nur, dass ich es herausfinden muss.«
»Und wenn es am Ende Liebe ist?«
»Ich bin nur hier, um zu mir selbst zu finden, April.«
»Ja, aber manchmal finden wir dabei auch Dinge, nach denen wir nicht unbedingt gesucht haben, oder?«
»Ja, natürlich.«
Aber Liebe? Nein, sie war doch gar nicht auf der Suche nach Liebe; noch nie.
Und warum zuckte dann ihr Herz bei der Vorstellung, Christian Thorne zu lieben?
Nein, Rowan.
Sie weigerte sich zu glauben, dass zu dieser Reise auch Liebe gehörte. Sie wollte lediglich die Wahrheit über sich herausfinden.
Und wenn die Wahrheit nun war, dass sie sich in Christian Thorne verliebte?
8
D u hast wie üblich hervorragende Arbeit geleistet, Christian. Wundervoll, lyrisch, wie immer. Aber ich möchte gerne wieder einmal etwas Neues von dir sehen.«
Sterling trug seine übliche Geschäftskleidung: maß geschneiderte Hosen von seinem Lieblingsdesigner in London, wo sich auch seine Hauptgalerie befand, einen Kaschmir-Pullover über einem maßgeschneiderten Hemd und italienische Loafers. Er war ein Mann mit exquisitem Geschmack. Vorjahren hatte dieser Geschmack auf Christian abgefärbt, als Sterling sein unfertiges, ungebändigtes Talent entdeckt hatte.
Sterling hatte Christian seine Heterosexualität niemals
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