Fesselndes Geheimnis
… Vielleicht erhalte ich ja mal die Chance, mir auch deine Titten vorzunehmen und sie zu zeichnen.« Sie grinste, ließ die Reitgerte noch einmal vielsagend durch die Luft zischen und packte dann alle »Werkzeuge« zusammen.
Ich grinste ebenfalls. Es war wirklich okay.
Ich wunderte mich selbst ein wenig, aber alles fühlte sich so anders an als zuvor, so … richtig. Neuartige, herrliche Energie durchströmte mich, es schien weit mehr zu sein als Endorphine gemischt mit Adrenalin … weitaus mehr. Ein wenig erinnerte mich die Zeremonie an mein Erlebnis mit Felix, aber sie war weiter gegangen, hatte mir mehr über mich gezeigt, über mein Wollen, Verlangen und über meinen Ursprung.
Kapitel 8
Wieder sank die Sonne, doch diesmal kleidete sie sich während ihres Abstiegs zum ruhigen Meer in sepiafarbene Wolken, keusch und zurückhaltend.
Ich selbst, weniger keusch, rannte, nackt unter dem Rock, am Strand entlang. Mein Hintern prickelte und ich malte mir aus, wie es sich anfühlen würde, wenn ich mich das erste Mal irgendwo hinsetzte. – Und wie ich mich im Spiegel betrachten würde.
Auf den FKK-Strand verzichtete ich, auch wenn um diese Uhrzeit nur noch wenige Leute da sein würden. Ich verzichtete nicht aus Scham, sondern aus einem anderen Grund: Diese Striemen gehörten mir allein, waren mir kostbar. Mit irgendwelchen fremden Leuten, die keine Ahnung hatten, kein Recht auf ein Urteil hatten, wollte ich sie nicht teilen. Getragen von meinem selbstzufriedenen Hochgefühl, flößten mir selbst die Dünen kein Unbehagen mehr ein.
Ich war noch immer berauscht, als ich im Hotel ankam. In meinem Zimmer entkleidete ich mich und betrachtete mich mit einer Mischung aus Stolz und lustvollem Erschaudern im Spiegel. Schließlich drehte ich mich um und schaute über die Schulter hinweg auf meinen runden Hintern, der zahlreiche Spuren von Gerte und Rohrstock aufwies. Sieben oder acht bläulich-rote Striemen, die annähernd parallel verliefen, stammten vom Rohrstock. Die kreuz und quer dazwischen liegenden, purpurnen Striche waren von der Gerte.
Nach dieser seltsam befriedigenden Inspektion fasste ich das Schmuckstück, mein Ticket für »La Belle Folie«, näher ins Auge.Der weiß glitzernde, kunstvoll geschliffene Edelstein, der etwa die Größe eines Stecknadelkopfes hatte, konnte echt sein. Womöglich ein Brillant? Ich war beeindruckt.
Trotzdem wirbelten meine Gedanken. Sollte ich mit dem Besuch bis morgen warten? Jemanden sagen wohin ich ging? Mark hatte mir den Club empfohlen, ich war dort sicher und würde dort Informationen bekommen – oder besser: Wäre dort sicher gewesen, wenn nicht ausgerechnet ein Mitglied am Tatort gewesen wäre … Nur welches? Und wem konnte ich trauen?
Wie in Trance checkte ich meine Emails – nichts Wichtiges war gekommen – und dann meinen Kleiderschrank. Ich hatte keine schwarze oder auch nur dunkle Bluse, denn Schwarz in Gesichtsnähe machte mich blass und ließ mich alt aussehen. Schwarz war einfach nicht meine Farbe, deshalb trug ich es höchstens mal halsfern. Mit leisem Trotz beschloss ich, den neuen Ledermini von Claire nicht zu nutzen … aber dem verrucht-eleganten Dresscode in »La Belle Folie« musste ich mich wohl beugen. Also musterte ich meine Kleidungsstücke, um mich schließlich für exakt das kleine Schwarz zu entscheiden, das ich damals auf der Party getragen hatte, auf der ich Felix begegnet war. Es hatte einen äußerst großzügigen Ausschnitt, der mein leicht gebräuntes Dekolleté hervorragend zur Geltung brachte. Als Schuhwerk wählte ich hochhackige schwarze Lacksandaletten, deren Schnürung über die Fesseln hinauf bis zu den Unterschenkeln ging.
Rasches Schminken rundete meine Erscheinung ab: goldener und beiger Lidschatten, der mit meinem Hautton korrespondierte und meine violettblauen Augen zum Strahlen brachte. Dazu etwas dunkelbraunen Mascara, ein bisschen Lipgloss und schon war ich fertig.
Als es draußen endgültig dunkel geworden war, ließ ich mir am Empfang ein Taxi rufen. Wenig später war ich auf dem Weg zum Torhoutse-Steenweg in Ostende.
Im gelblichen Straßenlaternenlicht sahen die Außenwände des »La Belle Folie« nach getrocknetem Blut aus. Ich schob diesen plötzlichen, makaberen Gedanken hastig beiseite, weil ich an Mark denken musste. Was hatte er versucht mir zu sagen?
Ich bezahlte den Fahrer, und wandte mich dann mit neugierigenBlicken dem Gebäude zu. Wieder betrachtete ich die Goldbuchstaben an der Eingangstür: »La Belle
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