Fesselndes Geheimnis
kastanienfarbenen Locken stand vor dem glücklichen Paar. Sie trug einen herrlichen Diamantschmuck, der zugleich irgendwie eigenartig aussah. Ein bisschen erinnerte er mich an einen Harness … nur dass das Halsband sehr stark hervorstach …
All das erhaschte ich in den wenigen Sekunden, ehe ich mich verlegen aus Leopolds Armen wandte. »Ich denke, dass es keine gute Idee wäre …« Ich ließ den Satz bewusst offen, hoffte, dass Leopold ihn durch eine glaubwürdige Erklärung ergänzen würde. Was er auch gleich tat.
»Mara oder Gunter?« Süffisant hob er eine Augenbraue bei der Frage, wirkte aber nicht beleidigt, sondern eher in seiner Meinung bestätigt.
Ich lachte leise. Obwohl ich auf eine glaubwürdige Erklärung gehofft hatte, lag er soweit daneben, dass ich einfach nachfragen musste: »Wieso die Beiden?«
Für einen Augenblick wirkte Leopold irritiert. Dann grinste er und zum ersten Mal erreichte sein Lächeln auch seine Augen. »Weil es immer die beiden sind. Konkurrenten in der Liebe und im Hass. Sie machen aus allem einen Wettstreit.« Er lächelte ein wenig gequält, als wäre ihm sowohl die Offenbarung als auch das Verhalten seiner Schwester peinlich. Aber immerhin erklärten seine Worte Gunters Misstrauen bezüglich meiner Neu-Akquirierung.
»Und wieso ist das so?« Ich warf einen neuen Blick auf den Schreibtisch. Doch außer dem Bild mit der merkwürdigen Dreierkonstellation konnte ich wegen der unglücklichen Beleuchtung keines der Motive erkennen.
»Ist irgendwie schon immer so gewesen!« Leopold zuckte nonchalant mit den Schultern. Sein Auftreten wirkte wieder ebenso melancholisch wie im großen Saal und es schrie förmlich, dass es eine Lüge verbarg.
»Dann darf ER die schöne Limousine sicher nicht fahren, oder?«,lachte ich gespielt lässig und hoffte, dass der Übergang zu meiner Frage witzig genug klang, um nicht aufzufallen.
Tatsächlich runzelte Leopold zwar die Stirn, hakte aber freundlich nach: »Die Club-Limousine?«
»Club-Limousine?«, wiederholte ich. »Heißt das, jeder, der hier Mitglied ist, darf den Wagen benutzen?«
Er grinste und schüttelte den Kopf. »Nein, das nun doch nicht! Zugang hat nur der enge Kreis. Also doch dein Gunter«, er zwinkerte mir anzüglich zu, »Mara, Vincent, Claire und ich … irgendwie. Ach nein … mein Neffe auch. Aber der Bursche ist so selten hier, dass ich mich nicht mal mehr an seinen Namen erinnere.«
Leopolds Lachen, das seinen letzten Satz begleitete, informierte mich darüber, dass er sich sehr wohl an den Namen erinnerte und nur übertrieb, aber auch nicht gewillt war, mir mehr über Maras Sohn zu verraten.
Vergangenheit, 1985
Maras Obsidianaugen blitzten, als sie sich zu dem Pärchen umdrehte, das ihr bis vor die Tür gefolgt war, vor der sie nun stehenblieb. Mit schwungvoller Gebärde präsentierte sie den beiden, die Tür aufreißend, den Raum.
»Na, was sagt ihr? Unser neues Zimmer – la Chambre Surprise!« Sie lachte und zeigte ihre schimmernden Zähne.
Auf den ersten Blick unterschied sich der Raum gar nicht so sehr von den anderen: gediegen, edel eingerichtet mit teuren Teppichen, angenehmen Stehlampen und diversen Möbelstücken. Allerdings sahen die teilweise ein kleines bisschen merkwürdig aus.
»Wie gefällt es euch? Mademoiselle Vogel?«
Der schlanke junge Mann lächelte, während er seine Augen unternehmungslustig durch den Raum schweifen ließ.
»Phantastisch. Du hast dich selbst übertroffen …«
Beschützend legte er den Arm um die brünette junge Frau, die ein wenig scheu und skeptisch wirkte. Sie lächelte aber sogleich vertrauensvoll zu ihm hinauf. Ihre anfängliche Nervosität schien wieder zu verfliegen … Er küsste sie kurz, aber sehr zärtlich, und legte das Kästchen, das er in seiner anderen Hand hielt, sorgsam auf eine Palisander-Kommode in der Ecke. Ein paar Minuten ließen die Drei einfach nur die Atmosphäre des Zimmers auf sich wirken. Ed grinste breit, als er auf zwei der Stühle zutrat, die lange, leiterähnliche Rückenlehnen hatten, an denen eiserne Ringe hingen …. Mara befasste sich inzwischen mit der Brünetten und schaute sie mit strengem Blick an.
»Mademoiselle Vogel? Ich möchte jetzt sehen, ob Sie meinen Wünschen entsprechend gekleidet sind – unter diesem Fähnchen, das Sie da anhaben.«
Die junge Dame errötete und beeilte sich, ihr bunt bedrucktes Sommerkleid über den Kopf zu ziehen. Sie suchte dabei Halt an ihrem Begleiter, der wieder an ihre Seite trat und dessen
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