Fesselndes Geheimnis
gegeben, mich andererseits auch peinlich verhört … hätte sie denn ein Motiv gehabt, Mark zu töten? Eigentlich nicht – es sei denn, ich betrachtete sie als Maras Komplizin. Claire war ihrer Lady schließlich auch sehr ergeben. Würde sie auf ihr Geheiß morden?
Immer wieder Mara Noire, die undurchsichtige Schlüsselfigur. Fest stand, dass ich mit Claire reden musste. Bevor ich es mir anders überlegen konnte griff ich nach meinem Handy und schickte ihr eine SMS mit Einladung in mein Hotelzimmer. Sekunden später erklang der Gitarrenakkord. Aber es war eine SMS von Vincent. Er wollte mich treffen.
Mühsam unterdrückte ich den Impuls, ihn auf der Stelle anzurufen und zur Rede zu stellen. Gern hätte ich die Schalen meines Zornes und meiner Frustration über ihm ausgeleert … doch dann dachte ich an dieses winzige, undeutbare Flackern in seinen Augen.
»In Ordnung. Aber erst um Mitternacht. Ich schicke dir noch eine SMS«, antwortete ich ihm, direkt nachdem Claires Zusage per Gitarrenton angekündigt worden war.
Ich hatte es mir bequem gemacht, als Claire eintraf, und mich in meinen champagnerfarbenen, seidenen Kimono gehüllt.
Claire erschien in Reithosen und einer sehr schicken Lederweste – unwillkürlich musste ich an Mara Noires Bemerkung denken. »Claire hat dich ja schon ein wenig zugeritten …«
Aber im Gegensatz zu früheren Gelegenheiten schimmerten Claires hellgrüne Augen dieses Mal seltsam weich, waren nicht mehr wie Eis, sondern glichen eher funkelnden Tautropfen, als sie mich begrüßte.
Mit Macht kehrte mir die Erinnerung an mein Initiationsritual zurück. Seitdem war so viel passiert, dass es ein wenig verblasst war – nun aber leuchteten die verführerischen Bilder in meinem Inneren wieder frisch auf. Claire schien auch daran denken zu müssen, denn sie betrachtete mich mit einem versonnenen Lächeln, bevor sie ihre kleine Sporttasche gemächlich abstellte. Durch diese bewusst langsame Geste wurde mein Blick unwillkürlich zu dem Mitbringsel gelenkt und meine Neugierde geweckt. Was da wohl drin sein mochte?
Gegen meinen Willen pochte mein Blut schneller in den Adern, als Claire meine Hand nahm und sie streichelte. Ihre Finger glitten unter dem Ärmel meines Kimonos meinen Arm entlang, schoben den Ärmel hoch …
»Ähm, möchtest du ein bisschen Wasser oder Orangensaft?«, fragte ich, machte mich los und stand auf.
Sie sah belustigt zu mir hoch.
»Wasser oder Orangensaft?«, wiederholte sie. »Hast du nicht etwas Stärkeres?«
Aus der Minibar förderte ich zwei Piccolos zutage. Wir tranken uns zu, und dann leckte Claire sich über die Lippen und meinte: »Du bist so süß wie immer, Christine. Ich mag dich einfach … und auch, wie du so ein bisschen züchtig tust und dich wehrst und dich jetzt noch nicht einmal traust, dich neben mich zu setzen …«
Das Blut stieg mir in die Wangen, ich konnte die Hitze in meinem Gesicht deutlich spüren. Ein Fakt, der dafür sorgte, dass ich erst richtig rot wurde.
Eigentlich hatte ich gehofft, mit Claire reden und sie aushorchen zu können – oder ausfragen zu lassen. Damit, dass sie mich anmachen wollte, hatte ich nicht gerechnet..
»Zieh dich aus für mich«, bat sie mich nun mit rauer Stimme. Und ihr sehnsüchtig-zärtlicher Tonfall sorgte dafür, dass ich wie in Trance gehorchte.
»Du weißt noch, was ich mir wünsche? Was ich während des Rituals gern gemacht hätte … dir dann aber für das ›nächste Mal‹ angekündigt hatte?« Sie betrachtete meinen nackten Körper begehrlich und berührte kurz mit ihren Fingerspitzen meine ganz leicht bebenden Brüste.
Ich nickte benommen. Ja, ich wusste es in der Tat noch.
»Gleich bin ich wieder da«, schnurrte Claire, erhob sich abrupt und ging in mein Bad, schloss sogar die Tür hinter sich.
Sie kam recht schnell wieder.
Es war das erste Mal, dass ich Claire vollkommen nackt vor mir sah. Sie hatte einen schönen, muskulösen Körper, der lediglich einige ungewöhnliche Narben aufwies – und sie war gepierct. Sowohl an den Schamlippen als auch an ihren kleinen, wippenden Brüsten mit den blassen Warzen und Höfen. Staunend, fast ehrfürchtig, starrte ich sie an. Für mich waren Intimpiercings der Inbegriff für Hardcore-SMler, und manchmal fragte ich mich, ob ich je den Mut haben würde, mir auch nur einen einzigen dieser geil aussehenden Ringe zuzulegen.
»Gefällt dir, hm?«, murmelte Claire, indem sie sich mit sinnlichen Bewegungen über ihren Körper strich, und bevor sie sich
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