Fessle mich!
gelaufen, hm?”, fragte sie. “Du bist die Gastgeberin, die Party läuft gut, aber du siehst aus, als hättest du eine Essiggurke gegessen.”
Mit sichtlicher Anstrengung zauberte Lauren ein Lächeln auf ihr Gesicht. “Ich bin ein bisschen müde, das ist alles. Stress in der Firma, du kennst das ja.”
“Hat mein Logo damit zu tun?”
“Nein, nein. Es gab Probleme mit dem Copyright, aber Sydney hat das inzwischen geklärt.”
“Das soll ich dir glauben?” Macys Stimme drückte unverhohlenes Misstrauen aus. “Und warum hast du mich dann nicht angerufen, wenn du so unter Druck stehst? Ich wäre dir gerne bei den Partyvorbereitungen zur Hand gegangen, das weißt du.”
Ohne auf den Einwand einzugehen, machte Lauren kehrt und ging in die Wohnung zurück. Am Schreibtisch blieb sie stehen und blätterte geistesabwesend durch einen Stapel Briefe. “Anton hat mir geholfen”, meinte sie schließlich zu Macy, die ihr gefolgt war. “Wenn wir uns gerade mal nicht in den Haaren gelegen haben”, fügte sie leise hinzu.
Macy bekam einen riesigen Schreck. War das etwa ihre Schuld? Und würde Lauren es ihr übel nehmen, wenn sie nach dem Grund für den Streit fragte? Sie beschloss, das Ganze als Scherz abzutun. “Was muss ich hören? Geht’s schon um wichtige Dinge wie die hochgeklappte Klobrille und die falsch ausgedrückte Zahnpastatube?”, meinte sie flapsig.
Lauren fächelte sich mit den Briefumschlägen Luft zu. “Nein, so tief sind wir noch nicht gesunken. Im Grunde geht es um nichts. Es fällt mir einfach schwer, mich damit abzufinden, dass ich mich in einen Mann verliebt habe, der gerne alles, Lebensgefährtin inklusive, unter seiner Kontrolle hat. Nur gut, dass ich dich habe. Wenn’s hart auf hart kommt, kann ich immer noch bei der berühmten Psychologin Macy Webb Rat suchen.”
Macy riss ihr die Briefumschläge aus der Hand und warf sie achtlos auf den Schreibtisch. “Das hört sich ziemlich übel an.”
“Was denn, abfinden oder Rat suchen?”
“Alles. Nichts. Du weißt genau, was ich meine! Wenn du dich über mich lustig machen willst, muss ich dir mal gehörig in den Hintern treten.”
“Einspruch! Das verstößt gegen die Hausregeln.”
“Na und? Die habe ich aufgestellt, also behalte ich mir auch das Recht vor, dagegen zu verstoßen.”
Lauren blickte plötzlich wie gebannt nach oben. Als Macy ihrem Blick folgte, erstarrte sie. Auf der Galerie standen, in schöner Eintracht, Anton Neville und Leo Redding und beobachteten sie. Die beiden Männer waren annähernd gleich groß. Man hätte sie fast für Brüder halten können. Beide waren schlank, Leo vielleicht einen Tick breiter in den Schultern, Anton dagegen schmal wie ein Surfer. Wie auf ein geheimes Zeichen hin stießen die beiden Frauen gleichzeitig einen Seufzer aus, der tief aus der Seele zu kommen schien.
Leo gab sich für seine Verhältnisse außerordentlich lässig. Er trug ein schwarzes Leinenhemd, dunkle Khakihosen und dunkle, leichte Sportschuhe. Macy wäre jede Wette eingegangen, dass ihn die Auswahl der ungewohnten Garderobe zehnmal mehr Zeit und Mühe gekostet hatte, als sie für ihre Aufmachung benötigt hatte. Einfach lächerlich, sich vorzustellen, sie könnten ein Paar werden. Das wäre ja, als würde man Erdnussbutter mit Gummibärchen kombinieren oder Peter Pan mit Tinkerbell verkuppeln oder einen rechteckigen Dübel in ein rundes Loch zwängen. Sie fühlte Laurens Blick auf sich ruhen und drehte sich zu ihr um. “Ist was?”
“Tja, wenn ich es nicht besser wüsste …” Laurens Blick schweifte unsicher zwischen Macy und der Galerie hin und her. “Es mag zwar total verrückt klingen, aber je länger ich dich beobachte, desto stärker wird der Verdacht, dass ich nicht die Einzige bin, deren Liebesleben nicht ganz in Ordnung ist.”
Macy verwünschte den Scharfblick der Freundin. Jetzt half nur noch die Flucht nach vorn. “Du gibst also zu, dass du Liebeskummer hast.”
“Und du willst dich um eine Antwort drücken.”
“Hattest du mir denn eine Frage gestellt?”
“Nein, aber das hole ich jetzt nach: Was genau läuft zwischen dir und Leo?”
Macy zögerte. Dass Lauren die ganze Geschichte früher oder später erfahren würde, ließ sich nicht vermeiden. Aber warum sollte sie sie nicht noch eine Weile schmoren lassen? Sie zuckte die Achseln und meinte leichthin: “Nichts, was du nicht längst wüsstest. Er hat mich an unserem Spielabend geküsst, er ist mein Partner bei der Schnitzeljagd, und er ist
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