Fessle mich!: Erotischer Roman (German Edition)
Papiertüte.
»Danke«, stotterte Isabel verwirrt. Gerade noch dachte sie daran, dem Pagen ein Trinkgeld zu holen, ehe sie die Tür wieder schloss.
Was sich wohl in der Tüte verbarg?
Sie zog eine Tube Wundsalbe und einen Briefumschlag heraus. Im Umschlag steckte eine schlichte Karte.
Ich hoffe, es kommt zu einer zweiten Begegnung dieser Art. Und wenn es schon bald geschieht, wäre es mir eine Freude, deinen Rücken zu pflegen. Einstweilen mag dies ein bisschen helfen.
Kein Name. Keine Unterschrift. Nur diese schlichten Worte, aus denen seine Sorge um ihr Wohlergehen sprach. Und Wundsalbe!
Wie konnte sie einem Wiedersehen da schon widerstehen?
Blieb nur die Frage, wann es dazu kam. Wann er sie wieder einlud. Wann er sie zum Rendezvous bat. In ihrem Körper machte sich ein gespanntes Kribbeln breit, und sie hoffte so sehr, dass es bald sein würde. Aber wie sie ihn kannte – soweit sie ihn überhaupt kannte –, würde er sich einen Spaß daraus machen, sie warten zu lassen.
Es war ein Spiel, das noch immer und vor allem nach seinen Regeln gespielt wurde …
Am nächsten Morgen schlief Isabel aus. Erst das beständige Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Träumen. Sie griff nach dem Telefon, das neben ihrem Bett lag.
»Hallo?«, murmelte sie verschlafen.
»Hattest du gestern ein Date? Ich hab versucht, dich zu erreichen.«
Es dauerte einen Moment, ehe sie die Stimme erkannte. Isabel richtete sich auf und sank sogleich mit einem leisen Jammerlaut zurück in die Kissen.
»Johannes?«
»Es ist nach elf, und so langsam habe ich mir Sorgen gemacht«, gestand er.
»Ich bin okay«, brachte sie schwach hervor. Vorsichtig machte sie einen zweiten Versuch aufzustehen. Diesmal klappte es, und sie ging vorsichtig ins Wohnzimmer. Ihre Beine schmerzten, ihr Hintern tat weh, und die Abschürfungen auf ihrem Rücken brannten wie Feuer. Aber das zufriedene Lächeln auf ihrem Gesicht nahm all den Schmerzen ihre Schärfe. Sie wusste ja, woher es kam!
»Also hattest du ein Date?«
»Etwas in der Art.«
War Johannes etwa eifersüchtig?
»Eigentlich wollte ich dich zum Mittagessen einladen. Hast du Lust?«
Isabel biss sich auf die Unterlippe. Allein das Wort »Lust« ließ ihr schon wieder so ein köstliches Schaudern über den zerschundenen Rücken rinnen …
»Immer doch«, sagte sie und tat, als hätte sie die Anspielung nicht gehört. Vielleicht hatte Johannes es auch gar nicht als Anspielung gemeint, denn er schlug sogleich geschäftig vor, sie um halb eins abzuholen.
Sie freute sich, ihn wiederzusehen, und als sie knapp zwei Stunden später im Restaurant mit Alsterblick saßen, hätte sie sich denken können, dass er wieder auf die Frage zurückkam, wo sie am Vorabend gesteckt hatte.
»Du siehst wunderbar aus. Du strahlst, als hättest du gestern etwas ganz Besonderes erlebt.«
Isabel lächelte still. Es stimmte, sie fühlte sich so schön wie seit langem nicht mehr, obwohl sie in der Nacht wohl nicht so erholsam geschlafen hatte wie gedacht. Dunkle Schatten lagen um ihre Augen, und ihre Haut wirkte seltsam blass. Trotzdem hatte sie auf übermäßiges Makeup verzichtet. Zu einem einfachen Rock trug sie einen leichten Baumwollpullover, der an ihrem Rücken nicht allzu sehr kratzte. Die Wundsalbe tat ihr Übriges, und so fühlte sie sich trotz der Schmerzen und dem Gefühl, in der Nacht einen Marathon absolviert zu haben, herrlich erfrischt.
Hungrig bestellte sie sich ein dreigängiges Menü. Johannes beobachtete sie belustigt.
»So kenne ich dich gar nicht.«
»Was meinst du?« Sie bestrich ein Brötchen mit Kräuterbutter und biss hinein.
»So hungrig. Strahlend. Einfach … Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast gestern den besten Sex deines Lebens gehabt.«
Isabel musste unwillkürlich grinsen. »Und wenn es so wäre?«, fragte sie herausfordernd.
»Wenn es so wäre, würde ich natürlich fragen, warum du diesen besten Sex deines Lebens nicht mit mir haben konntest?«
Vielleicht warst du es ja?, dachte Isabel.
Aber wollte sie ernsthaft herausfinden, wer der Unbekannte war? Würden sie dann ihr herrliches Spiel weitertreiben, wenn sie seine Identität enthüllte?
Vermutlich nicht. Im Moment lag der Reiz ja vor allem darin, dass sie seine Identität nicht kannte. Und sie würde auch in naher Zukunft nichts unternehmen, um ihn zu demaskieren.
Irgendwann vielleicht … wenn sie beide für diesen Schritt bereit waren …
»Also? Was hat er mit dir angestellt? Oder«,
Weitere Kostenlose Bücher