Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
du in dem Aufzug zum Thanksgiving-Essen erscheinen?“
Olivia sah an sich herab und betrachtete ihre Jeans und den Pullover. „Was stimmt damit nicht?“
„Meine Güte, was sind wir gereizt. Ich habe ja nur eine Frage gestellt.“
„Die Jeans ist noch so gut wie neu, und den Pullover hat Ashley für mich gestrickt. An mir gibt es nichts auszusetzen.“
„Wie du meinst.“
„Was sollte ich denn tragen, wenn es nach dir ginge, große Meisterin in allen Modefragen?“
„Der Pullover ist gut“ , erklärte Ginger. „Aber ich würde die Jeans gegen einen Rock eintauschen. Du besitzt doch einen Rock, oder?“
„Ja, ich besitze einen Rock, aber vor dem Abendessen muss ich mich um meine Patienten kümmern, und deshalb werde ich das jetzt gegen meine Arbeitskleidung eintauschen.“
Ginger seufzte auf eine Art, mit der sie die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen betonte. „Eine Paris Hilton wird aus dir nie werden.“ Dann fielen ihr die Augen zu und sie schlief fest ein.
Daraufhin kehrte Olivia ins Schlafzimmer zurück, zog ihre übliche Kleidung an, die für den Einsatz auf Weiden und in Scheunen besser geeignet war. Dann suchte sie ihren beigefarbenen Rock aus Wildlederimitat heraus, rollte ihn wie ein Handtuch zusammen und steckte ihn in eine kleine Reisetasche, kniehohe Stiefel und der blaue Pullover folgten als Nächstes, zusammen mit der einzigen Strumpfhose, die sie besaß. Sie hatte Laufmaschen, aber der Rock war lang genug, um über die Stiefel zu reichen, sodass niemand etwas davon bemerken konnte.
Als sie wieder in die Küche kam, streckte Ginger sich gerade genüsslich.
„Du begleitest mich heute, nicht wahr?“, fragte Olivia.
Ginger sah die Reisetasche und seufzte erneut. „Solange es nur bis nach nebenan geht, ja“ , antwortete sie. „Ich glaube, Butterpie könnte ein wenig Gesellschaft gut vertragen.“
„Und was ist mit Thanksgiving?“
„Bring mir was mit, wenn du zurückkommst“ , erwiderte die Hündin.
Olivia verspürte eine sonderbare Enttäuschung, dass Ginger den Feiertag nicht mit ihr verbringen wollte. Sie ging nach draußen, um die Wagenfenster des Suburban von Schnee und Eis zu befreien. Nachdem sie die Rampe herausgezogen hatte, kehrte sie zurück ins Haus, um die Hündin zu holen. „Mit dir ist doch alles in Ordnung, oder?“, fragte sie, als Ginger gemächlich die Rampe hinaufging.
„Ich bin es nicht gewohnt, durch Schnee zu laufen, der mir bis zur Brust reicht. Das ist alles.“
Noch immer besorgt, verstaute Olivia die Rampe und stieg ein. Ginger hatte sich auf Rodneys Decke zusammengerollt und die Augen zugemacht.
Als sie bei Tanner ankamen, stand sein Truck in der Auffahrt zum Haus, aber er selbst kam nicht nach draußen. Olivia ihrerseits sah auch keine Veranlassung, bei ihm anzuklopfen, sondern setzte wieder die Rampe an, damit Ginger aus dem Wagen aussteigen konnte. Dann gingen sie zur Scheune.
Shiloh war zurück in seiner Box, wo er sich über eine Portion frisches Heu hermachte.
Olivia begrüßte ihn kurz, dann öffnete sie die Tür zu Butterpies Box, um Ginger hineinzulassen. Butterpie stand da und ließ den Kopf hängen, reagierte jedoch mit Interesse, als sie die Hündin sah.
„Du musst was essen“, sagte Olivia zu dem Pony, doch das schüttelte den Kopf, als wollte es seine Weigerung damit unterstreichen.
Ginger ließ sich in einer Ecke der geräumigen Box auf einem Berg aus frischen Sägespänen nieder, dann seufzte sie von Herzen kommend. „Erledige du das, was du dir vorgenommen hast“ , forderte sie Olivia auf. „Wenn du weg bist, werde ich sie schon dazu bringen, dass sie was isst.“
Es gefiel Olivia gar nicht, Ginger und das Pony einfach so zurückzulassen. Sie stieß auf eine alte Schale, füllte sie mit Wasser und brachte sie in die Box, um sie nahe der Tür abzustellen. „Das ist irgendwie seltsam“, sagte sie zu der Hündin. „Was soll Tanner denken, wenn er dich in Butterpies Box entdeckt?“
„Dass du verrückt bist“ , antwortete Ginger. „Aber das ist ja für ihn nichts Neues.“
„Sehr witzig“, gab Olivia zurück, ohne eine Miene zu verziehen. „Bist du dir wirklich sicher, dass du hierbleiben willst? Ich könnte vorbeikommen und dich abholen, bevor ich zur Stone Creek Ranch rausfahre.“
Als Antwort darauf kniff Ginger die Augen fest zu und begann laut zu schnarchen. Olivia wusste, es wäre sinnlos, weiter mit ihr reden zu wollen. Sie hörte jetzt einfach nicht mehr zu. Also untersuchte Olivia das Pony noch einmal
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