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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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immer das letzte zwergische Königreich unter sich begraben. Wie hätte man darin kein Zeichen erkennen sollen?
    Die Mönche waren auf die Knie gefallen und sangen Psalmen zu Ehren Gottes, aber war das wirklich der eine und einzige Gott, der da seine Macht demonstriert hatte? Dieser Gedanke ging ihm seit Tagen nicht mehr aus dem Sinn, und wie jedes Mal weckte die Abwesenheit Pellehuns in ihm ein Gefühl der Einsamkeit. Niemand, dem er sich hätte anvertrauen können. Niemand, um die Last dieses Greuels zu teilen. Den Untergang eines Volkes ...
    Das hatten weder er noch der König gewollt. Die Zwerge unterwerfen, ja, ihre Macht für immer zerschlagen, ihre Schätze an sich raffen und sie zu einem Volk von Sklaven machen, das zum höchsten Ruhme des Königreichs von Logres in seinen eigenen Minen arbeiten würde, ja, ja, ja! Aber das nicht.
    Der verstorbene König glaubte nicht an die Legenden von den Talismanen. Daran glaubte im Übrigen niemand außer den geistig minderbemittelten Elfen. Und doch war der Berg eingestürzt, ohne dass sie etwas dazu getan hatten ... Als hätten die Götter die Zwerge nach ihrer Niederlage plötzlich im Stich gelassen, als könnte ein Volk ohne seinen Talisman nicht überleben.
    Als die Ungeheuer am Ende des Zehnjährigen Krieges besiegt worden waren, hatten sie sich in die Wüsten Lande zurückgezogen, jene karge Heidelandschaft jenseits der Marken. Hätte es genügt, sie bis dorthin zu verfolgen, Dem-der-keinenNamen-haben-darf bis ins Herz seines finsteren Reichs hinterherzujagen und sich des Talismans der Ungeheuer zu bemächtigen, der Lanze von Lug, damit ihr Volk ebenfalls für immer vernichtet gewesen und die Kraft und Stärke der Dämonen für immer auf die Menschen übergegangen wäre, genau wie ihnen von nun an der Reichtum der Zwerge eigen war?
    Gorlois stützte seine erhitzte Stirn auf die gewaltigen Brocken der Festungsmauer, doch das Gestein, das den ganzen Tag über von den Sonnenstrahlen aufgeheizt worden war, war noch warm und brachte ihm keinerlei Linderung.
    Was er in dieser Nacht von Lugnasadh verschwommen ahnte, ging weit über die Eroberungsträume von Pellehun hinaus. Eine Welt, die allein von den Menschen beherrscht wurde ... Eine Welt, die gereinigt war von Zwergen, Ungeheuern und Elfen ...
    In dem Moment, da er vom Fenster zurücktreten wollte, setzte das dumpfe Mitternachtsläuten der Kirchturmglocke ein und verkündete Matutin. In der Angst, dass Igraine davon erwacht sein könnte, warf er einen Blick aufs Bett. Aber nein. Sie schlief nach wie vor, es sei denn, sie verstellte sich. Als er den nackten Rücken der jungen Frau und ihr langes blondes Haar betrachtete, das über das rollenförmige Kopfkissen gebreitet lag, fühlte er langsam die Glut in seinen Lenden aufwallen. Im bläulichen Schein des Mondes wirkte ihre Haut beinah so hell wie die linnene Wäsche ihrer Schlafstatt. Weiche, angenehm warme Haut... Er hatte noch den süßen Geschmack ihrer Brüste auf den Lippen, in die er kraftvoll hineingebissen hatte. Sie hatte weiß Gott geschrien, geweint und gekratzt, als er sie überwältigt hatte, bevor sie schließlich seinem heftigen Drängen nachgegeben und vielleicht auch Lust dabei empfunden hatte.
    Oder vielleicht auch nicht.
    Was spielte das schon für eine Rolle ...
    Auf alle Fälle war er zu ermattet. Er fühlte sich verklebt, stinkend und hatte entschieden keine Lust auf einen erneuten Zweikampf in Igraines Bett. Gorlois schnitt eine Grimasse, schüttelte den ledernen Vorhang, um sich einen Hauch Sauerstoff zuzufächeln, und zog ihn beiseite, um ein wenig frische Luft in die stickige Atmosphäre des Zimmers einzulassen. Seine Augenlider waren schwer vor Müdigkeit, aber die Aufregung der vergangenen Tage war zu stark, als dass er zur Ruhe gekommen wäre. Kaum legte er sich hin, schwirrten die Bilder in seinem Kopf durcheinander und überschlugen sich in einem solch raschen Wechsel, dass er mit pochendem Herzen wieder hochfuhr. Fratzenhafte, erhitzte Gesichter, Bogenschützen, die die Zwergenarmee mit Pfeilen spickten, der tote König und seine eigenen Tränen vor den sterblichen Überresten seines alten Freundes. Der Rote Berg, der über Baldwin und seinem Volk einstürzte. Die gebeugten Nacken und die ausweichenden Blicke der Höflinge. Der nackte Körper von Igraine, so jung, der sich unter seinem Gewicht wand ...
    Gorlois trat zu ihr hin und betrachtete ihr kindliches Antlitz, das von dieser erstaunlichen Fülle blonden Haars eingehüllt wurde.

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