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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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auf und trat einen Schritt auf den Franziskaner zu, doch die Drohung glitt an dem Mönch ab wie der Regen von einer Schieferplatte. Gorlois nahm sich erneut zusammen, um nicht die Fassung zu verlieren.
    »Morgen, einverstanden? Für heute Abend brauche ich Gott nicht, ich brauche ein Bad. Und etwas zu trinken und zu essen!«
    Mit einem gezwungenen Lächeln klopfte er dem Mönch auf die Schulter und verschwand den Gang hinunter, gefolgt von seiner Eskorte.
    »... Du solltest übrigens auch ein bisschen was essen’«, fügte er, ohne sich umzudrehen, hinzu. »Bei deinem Anblick wird einem angst und bange!«
    »Ohne Gott wirst du niemals König sein!«, schleuderte Bruder Blaise den fort eilenden Gestalten hinterher.
    Gorlois antwortete nicht, aber sein Lächeln erlosch.

    Sie hatten seit Tagen niemanden mehr gesehen. Nachts marschierten sie, und tagsüber versteckten sie sich, und dabei hatten Uther und seine Kameraden den Proviant von Bran aufgezehrt (oder vielmehr hatte Bran ihn fast allein aufgezehrt, indem er unaufhörlich, von morgens bis abends und manchmal sogar, während sie schliefen, aß), und sie lebten nur noch von dem, was sie erjagten oder pflückten. Aber es war nicht einfach, nachts zu jagen, selbst für einen Zwerg, und nach ihrem langen Aufenthalt unter dem Berg wussten sie eigentlich kaum noch, was Hunger ist. So kam es vermutlich, dass sie sich, ohne es zu wollen, dem von den Menschen bestellten Land genähert hatten.
    Bis auf das Knurren von Brans Magen, das in regelmäßigen Abständen zu hören war, gaben sie alle drei keinen Laut von sich, während sie um eine einsame Esche herum kauerten, deren dicke Zweige ihnen die Sicht auf den Sternenhimmel verdeckten; sie hatten den Blick auf ein anderes Licht geheftet, zu klein für ein Lagerfeuer oder selbst eine Fackel. Einfach nur ein Talglicht...
    »Kannst du etwas sehen?«, fragte Uther den Zwerg.
    »Ich sehe nichts, aber ich rieche es! Sie haben eine Art Ragout gekocht, duftet nach Hase ... Vielleicht ist noch etwas übrig.«
    Der junge Ritter zuckte die Achseln. Aus irgendeinem für ihn unerfindlichen Grund trieb ihn etwas zu diesem Licht hin. Etwas, was ihm nicht gefiel, ein unangenehmes und unerklärliches Gefühl, in dem sich die Empfindung von Notwendigkeit mit Abscheu paarte. Uther wandte sich zu Ulfin um. Trotz der Dunkelheit spürte er dessen Blick auf sich ruhen und sah, wie sein älterer Kamerad geräuschlos sein Schwert zog und dabei dessen Scheide festhielt, damit das gehärtete Eisen nicht knirschte. Ulfin richtete sich auf, trat aus dem Schutz des Laubwerks heraus und lief einige Ellen weit, bevor er sich zu ihnen umdrehte und ihnen ein Zeichen gab, sich ebenfalls beiderseits von ihm in Bewegung zu setzen. Ein katastrophales Poltern war zu hören, als sich Bran mit seiner üblichen Diskretion erhob, um zur Linken Ulfins Stellung zu beziehen, und dabei mit beiden Händen seine gigantische Streitaxt über die Schulter warf, wie ein Holzfäller, der sich an die Arbeit macht. Glücklicherweise reagierte niemand auf seine Geräuschentfaltung. Uther erhob sich im Vergleich dazu so leise wie ein Elf. Er entfernte sich rasch nach rechts, bis er nur noch mit knapper Not die Gestalt seines älteren Gefährten ausmachen konnte; dann richtete er sein Augenmerk auf die flackernde Flamme weit vor ihnen.
    Er spürte das trockene Gras unter seinen Lederstiefeln gleich einem Strohfeuer knistern und sein langes ledernes Panzerhemd bei jedem Schritt gegen seine Knöchel schlagen. Sein Schwert hatte er noch nicht gezückt und hielt es gegen sein Bein gepresst, während er mit angehaltenem Atem auf das kleinste alarmierende Geräusch lauerte. Mit weit aufgerissenen Augen glaubte er die vagen Umrisse einer Behausung zu erkennen, zu niedrig für die eines Menschen, es sei denn, sie wäre zur Hälfte in einer Erdmulde verborgen ... Die Bauern auf den großen Ebenen schirmten sich häufig auf diese Weise gegen den Wind und Blicke ab ... Doch die Bauern lebten niemals alleine, und es war selten, dass ein Weiler nicht geschützt war, und sei es nur durch eine schlichte Wand aus Palisaden. Er blickte flüchtig zur Seite und erstarrte. Die anderen waren verschwunden. Er kauerte sich dicht über den Boden und versuchte, ihre Silhouetten vor dem blauen Nachthimmel zu erspähen, aber er sah nichts außer den verschwommenen Konturen der Sträucher auf dem Bocage. Erneut hielt er den Atem an und spitzte die Ohren. Nichts. Bis auf den winzigen Lichtschein hinter dem,

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