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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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was ihm wie ein Fenster vorkam. Langsam zog er sein Schwert aus der Scheide und setzte sich dann in Bewegung, wobei er nach links abbog, dorthin, wo sich seine Kameraden aufhalten mussten. Fast im selben Moment stolperte er über einen Körper und wäre um ein Haar der Länge nach hingefallen.
    Es war ein hässlicher Gnom mit einem knubbeligen Kartoffelgesicht, dessen Oberkörper in einer Art Pelzjacke steckte. Er war eindeutig tot, trug aber keine Spur einer Verletzung. Aus
     Angst gestorben vielleicht, dem Gesichtsausdruck nach zu schließen.
    »Uther!«
    Der junge Mann hob jäh den Blick, wütend, seinen Namen so laut rufen zu hören, aber ihm war umgehend klar, dass ihn da soeben weder Bran noch Ulfin angesprochen hatten. In der winzigen Behausung war eine Tür aufgegangen, und eine schlanke, hoch gewachsene Gestalt, mit einem langen Gewand bekleidet und ohne Waffen, zeichnete sich in dem schwachen Lichtschein ab.
    »Uther ... «
    Diesmal hatte die Stimme das Innerste seines Schädels erreicht. Er schwankte und griff sich mit der Hand an die Kehle, gepackt von einem unangenehmen Schwindelgefühl. Und gleichzeitig überkam ihn die Wut, eine nicht zu unterdrückende Aufwallung von Zorn, der ihn auf einmal übermannte.
    »Zum Teufel, ich war mir sicher, dass du es bist!«
    Er lief auf die lange Gestalt zu und drückte sie unsanft gegen die Holzpfähle der Baracke.
    »Merlin! Wo bist du all die Zeit über gewesen?«
    Der Kindmann entwand sich ihm mit der Geschmeidigkeit einer Natter und schlüpfte ins Haus, ohne dass Uther Zeit gehabt hätte zu reagieren. Der Ritter fluchte, ließ sein Schwert in die Scheide gleiten und formte nach kurzem Zögern seine Hände zu einem Trichter. »Es ist alles in Ordnung!«, schrie er zur Orientierung für seine Gefährten. »Kommt her!«
    Merlin erwartete ihn im Innern, wo er mit dem Ende einer langen Schöpfkelle in einem köstlich duftenden Ragout rührte, das in einem über der Glut hängenden Kessel vor sich hin köchelte. Dies war neben der Kerze, die sie gesehen hatten, die einzige Beleuchtung im Raum, in dem Uther, der wegen der geringen Höhe der Decke zusammengekrümmt dastand, ein wüstes Durcheinander zusammengewürfelter Utensilien, aufeinander gestapelter Pelze, Waffen und Kisten erahnen konnte. Das typische Durcheinander einer Gnomenbehausung ...  
     »Hast du ihn getötet?«, fragte er und wies mit dem Kinn grob in die Richtung, in der der Leichnam draußen lag.
    »Ich weiß nicht«, murmelte Merlin. »Ich glaube, ich habe ihm Angst eingejagt...«
    Uther schüttelte angewidert den Kopf und setzte sich direkt auf den Boden. Der Kindmann schmunzelte wie gewohnt und rührte mit sichtlicher Gleichgültigkeit in seinem Ragout, während der Ritter ihn eingehend musterte. Er trug immer noch dasselbe unförmige blaue Gewand, hatte noch dieselben kurzen weißen Haare, die ihm von der Ferne das Aussehen eines Greises verliehen, und denselben Kinderblick, als sei die Welt in seinen Augen nur eine erbärmliche Farce.
    »Eins wüsste ich gerne«, sagte Uther.
    Er ließ seine Frage unvollendet im Raum stehen und zwang Merlin so, sich ihm zuzuwenden.
    »Wie alt bist du eigentlich?«
    Der Kindmann begann prustend zu lachen. Er öffnete den Mund, um zu antworten, doch im selben Moment polterte Bran mit einem Höllenlärm zur Tür herein, seine Axt und seinen Bauch weit vorgestreckt.
    »Wer ist denn der da?«, knurrte er, als er Merlin entdeckte.
    »Lass gut sein«, grummelte Uther. »Er ist auf unserer Seite.«
    Der Zwerg verzog als Zeichen seiner Zustimmung das Gesicht und warf seine Axt in eine Ecke des Raumes.
    »Es riecht wirklich gut«, bemerkte er. »Das ist Hase, oder?«
    Merlin lächelte, nahm eine Schale und tat ihm eine volle Kelle auf. Er zog fragend die Brauen hoch, ob Uther etwas wolle, worauf dieser nickte und die Hände ausstreckte ein wenig zu schnell, als dass er seinen Bärenhunger hätte verbergen können.
    »Diese Narbe ist neu«, bemerkte Merlin, während er ihn prüfend ansah. »Sie steht dir gut... Man könnte fast meinen, du seist ein echter Krieger!«
    Uther blickte ihn finster an, doch der Kindmann ließ sich nicht beirren und behielt sein gewohntes Lächeln auf den Lippen.  
     »Und dein Kamerad?«, fragte er in seinem sanften Ton. »Kommt er nicht herein?«
    Uther schüttelte den Kopf und war, ohne es zu wollen, belustigt.
    »Du siehst wohl alles ...«
    »Ich sehe mehr, als du glaubst«, erwiderte Merlin. »Ich habe Lliane gesehen, ich habe deine

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