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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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merkwürdig kraftvoll für seinen so schmächtigen Körper. Umgehend erhoben sich an allen möglichen Stellen auf den Feldern zierliche Gestalten und begannen in seine Richtung zu rennen.  
     Llandon selbst rannte nicht. Mit langsamen Schritten, gleichgültig gegen die schemenhaften Gestalten, die überall um ihn herum mit der ihnen eigenen Leichtfüßigkeit durch die Nacht sausten, hielt er den Kopf gesenkt und die Arme dicht über der Brust gekreuzt, als sei ihm kalt; hinter ihm liefen Kevin, der Bogenschütze, der einen seiner legendären Silberpfeile aufgelegt hatte, und Dorian, der jüngste Bruder der Königin Lliane. Und fortan auch der einzige ... Vor Till blieben sie stehen, und der König der Hohen Elfen dankte dem Spurensucher mit einem wortlosen Nicken. Dann drehte dieser sich um, machte seiner Truppe ein Zeichen, und die Grünen Elfen verschwanden, an seine Fersen geheftet, in der Dunkelheit. Till hatte nichts gesagt, aber der König wusste, was in ihm vorging. Die Elfen mochten den Krieg nicht, und sie hatten Angst vor dem Tod. Im Gegensatz zu den Menschen, den Zwergen oder den Ungeheuern gefiel es ihnen nicht einmal, jemanden umzubringen. Llandon hatte den Leichnam des Wachtpostens im Graben entdeckt, dessen Kopf von einem Lanzenhieb durchbohrt worden war. Das war bereits allerhand für sie ... Mit verschlossener Miene sah der König ihnen nach, bis sie im Schutz ihres geliebten Waldes untergetaucht waren, und blieb noch eine ganze Weile so stehen, nachdem die Nacht sie verschluckt hatte. Dann rissen ihn die ersten Schreie im Marktflecken aus seiner Lethargie.

    Es war überall der gleiche Alptraum.
    Eine eisige Hand zerrte das linnene oder hänfene Bettzeug von dem riesigen Bett, in dem die ganze Hausgemeinschaft schlief, schleuderte den Vater zu Boden und stach mit einem Dolch, der spitz wie ein Pfriem war, zu, wenn er Anstalten machte, Widerstand zu leisten; bleiche, verzerrte Vampirgesichter murmelten Befehle in einer unverständlichen Sprache, deren Schwingungen sich allerdings bis ins Innerste des Schädels fortpflanzten, und die Familien rannten in die Gasse hinaus, Männer, Frauen und Kinder, nackt oder nur spärlich bekleidet, stumm vor Schreck, während die Flammen bereits um das Strohdach ihrer baufälligen Behausungen züngelten. Llandon hatte sich wieder in Bewegung gesetzt und lief zunehmend schneller, bis er schließlich durch die brennenden Sträßchen rannte, und anschließend den Pfad hinauf, der zum Gipfel der Anhöhe führte; dabei blickte er gebannt auf das kleine Fort, wo die Reisigen aufgeregt durcheinander liefen. Er hatte die anderen Elfen abgehängt, als er den Trupp der verstörten Soldaten erreichte, die sich vor dem Tor zusammengeschart hatten, unschlüssig, wie sie sich verhalten sollten. Sie sahen ihn erst im letzten Moment und wichen angesichts seiner wilden, Grauen erregenden Miene wie ein Mann zurück.
    Der Elf holte aus und schlug in einer schwungvollen Bewegung mit seinem silbernen Dolch in die Menge, worauf ihm das Blut ins Gesicht spritzte. Hände packten ihn. Schreie ertönten. Weitere Elfen waren jetzt neben ihm aufgetaucht und brüllten. Ein wilder Faustkampf und Klingen, die über Kettenhemden glitten. Ein Gardist stürzte mit glasigem Blick zu Boden und schuf ausreichend Platz, dass ein anderer seinen Degen direkt in den Bauch des Elfen stoßen konnte; Llandon entfuhr ein Schmerzensschrei. Doch die Schwerter der Menschen waren nicht dazu geschaffen, jemanden zu durchbohren. Zu plump, zu stark abgerundet, waren sie Hiebund Stoßwaffen, die dafür gemacht waren, das Eisen der Rüstungen zu durchtrennen, um anschließend Fleisch und Knochen zu zertrümmern. Ein Angriff mit der Spitze war sinnlos. Der König der Elfen wich zurück; der Hieb hatte ihm den Atem genommen, und die Soldaten schöpften Hoffnung. Ein silberner Pfeil durchbohrte die Kehle eines turmhohen Sergeants, bevor er im Torrahmen stecken blieb; aber die Menschen hatten eine mörderische Wut im Bauch, und ihre Augen funkelten im Schein der im Marktflecken entfachten Feuersbrunst. Verschanzt hinter ihren eisenbeschlagenen Holzschilden, drängten sie die Elfen wie eine Wand mit Lanzenund Schwerthieben zu den riesigen Flammen hin. Ihre Hoffnung war jedoch nur von kurzer Dauer: Bald schon tauchten von überallher Elfen auf, die auf ihre Knöchel und Arme einschlugen und ihre ledernen Panzerhemden mit ihren messerscharfen langen Dolchen aufschlitzten, so dass sie von Neuem in Angst und Schrecken

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