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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Zuckungen gebeutelt, heftig zitternd trotz der Hitze, die an jenem Tag herrschte. Der Bischof war dem weiblichen Geschlecht ausgesprochen zugetan, und als durch das vom Vorhang befreite Fenster ein Sonnenstrahl die zart geschwungene Kontur ihres Halses hervorhob und ihre blasse Haut bis hinunter zu dem dunklen Ausschnitt ihres Kleides aus blauem, mit silbernen Fäden durchwirktem Samit zur Geltung brachte, ebenso wie ihre schlanke Taille und die ausladenden Hüften, da fand er sie durchaus begehrenswert.
    »Bruder Illtud, der Abt, hat mit dem Herzog gesprochen«, sagte er und verscheuchte den lästigen Gedanken an ihre Reize aus seinem Kopf. »Er ist sicher nicht der Ehemann deiner Träume, aber er taugt zum König, und er hat versprochen, sich dem christlichen Glauben zu verschreiben. Du musst ihn heiraten, ich beschwöre dich, damit dieses irdische Jammertal durch die wahre Religion gerettet wird. Das ist der Weg, wie du Gott dienen wirst.«
    Beim Namen des frommen Mannes war wieder ein hoffnungsvoller Schimmer in Igraines Augen aufgeblitzt. So hatte Bruder Blaise, ihr Beichtvater, also sein Wort gehalten und war vor der höchsten moralischen Instanz des Königsreichs für sie eingetreten. Vielleicht war sie nicht ganz so einsam ...
     »Im Übrigen, schau ...«
    Der Bischof klatschte in die Hände (und bei diesem plötzlichen Patschen zuckte die junge Frau zusammen). Augenblicklich trat ein Geistlicher ein, in der Hand einen Wappenschild, den er so respektvoll hochhielt, als handle es sich um eine Reliquie.
    Noch nie zuvor hatte Igraine solch ein Wappen gesehen, so schlicht und so schön. Ein rot schraffiertes Passionskreuz auf weißem Grund.
    »Hier, bitte schön, das sind die neuen Wappen des Königreichs«, sagte Bedwin und plusterte sich auf. »Das Kreuz zu Ehren unseres Erlösers Jesus Christus: Rot, Symbol des Sieges, auf weißem Grund, Farbe der Reinheit und Rechtschaffenheit. Welche Standarte könnte den Ruhm Gottes besser mehren?«
    Er entließ den Priester mit einem Kopfnicken und wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte, um fortzufahren: »Unter diesem Kreuz werde ich euch trauen, damit es keinem entgeht, dass der Herzog dem heidnischen Kult abgeschworen hat. So werdet ihr von eurer Sünde reingewaschen, und ich werde dir die Absolution erteilen, nicht damit du stirbst, sondern damit du als größte christliche Königin, die das Reich von Logres je gesehen hat, lebst. So bist du gebenedeit unter den Weibern, benedicta eris inter omnes mulieres. Du wirst ihm einen Sohn gebären, zu Ehren Gottes, und dann kannst du dich, sofern du dies wünschst, von der Welt zurückziehen. Der Abt wird dich mit Freuden in einem Kloster aufnehmen.«
    Bedwin hatte sich ihr während seiner Worte genähert, und sie sah mit tränenverschleierten Augen zu ihm auf, um dann niederzuknien und seinen Bischofsring zu küssen. Sie zitterte immer noch, so jung und so verzweifelt, und umklammerte seine Hand wie eine Ertrinkende.
    »Ich bin die bescheidenste und gehorsamste Dienerin des Herrn«, murmelte sie.
     
     »Lasst mich allein.«
    Gorlois stand in seinen Mantel gehüllt und würdigte die schmutzigen Kerkermeister, auf die seine Ritter mit ihren eisernen Panzerhandschuhen einschlugen, um sie wie Ungeziefer zu verjagen, keines Blickes. Die Mauern der Wache, die unterhalb des Burggrabens gelegen waren, troffen vor Feuchtigkeit, und das Stroh, das den Boden aus festgestampfter Erde bedeckte, verströmte einen beißenden Schimmelgeruch. Selbst die Fackeln, die in den Wandhalterungen steckten, knisterten, so nass war das Holz. Eine bläuliche Qualmwolke, die durch die in der Decke angebrachten Luftlöcher kaum abziehen konnte, hing auf halber Höhe. Doch zumindest hatten die Kerkermeister ein wenig Licht...
    Er zog seine Handschuhe über und ergriff eine Fackel, dann machte er einem seiner eisengepanzerten Recken ein Zeichen, ihm die Tür zum Verlies zu öffnen. Auf der Stelle schwappte ihm ein Ekel erregender Gestank entgegen, der noch bedeutend schlimmer war als der im Raum der Wachen, und er wich zurück. Ein Geruch nach Verwahrlosung, Suhle, Schweinestall bestialisch, menschenunwürdig, zusammengesetzt aus Exkrementen, Moder und Angst. Die Menschen, die dort in der feuchten Finsternis zusammengepfercht waren, blieben nie lange an diesem Ort. Sei es, weil sie nach wenigen Tagen dahingerafft wurden: geprügelt, von raueren Mitgefangenen ihrer Kleidung beraubt, halb verhungert oder, wenn sie noch jünger waren, vergewaltigt,

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