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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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oder sei es, weil sie mitunter auf Geheiß der königlichen Justiz auf schnellstem Wege hingerichtet wurden. Jene, deren Familien über ausreichendes Vermögen verfügten, konnten in klingender Münze für ihre Vergehen bezahlen, wobei die Höhe gemäß dem Wergeidgesetz schwankte: Es gab kein Verbrechen, bei dem nicht der Preis in Absprache mit dem Opfer und seinen Angehörigen hätte verhandelt werden können. In jenen weit zurückliegenden Zeiten gab es keinen Raum für Halbheiten, und das Gefängnis war lediglich ein Durchgangsort, von dem aus der Weg entweder zum Galgen oder in die Freiheit weiterführte. Da keiner lange dort eingesperrt war, kümmerte sich auch niemand darum, den Kerkern einen Hauch von Komfort zu verleihen. Selbst die Hartgesottensten begrüßten nach einigen Tagen in diesem widerwärtigen Schmutz den Tod als eine Erlösung.
    Bevor sich sein eines Auge an die Dunkelheit gewöhnen konnte, sprang eine menschliche Gestalt von der Seite, auf der sich dieses Auge befand, auf ihn zu und stand plötzlich in dem flackernden Lichtkreis, den seine Fackel warf. Gorlois erblickte sie erst im allerletzten Moment und hatte gerade noch Zeit, sich zu ducken, um den Aufprall abzufangen. Der Mann landete auf seinem Vorderflug, dem Teil seiner Rüstung, der, unter seinem Mantel verborgen, seine Schulter schützte und ihm nun die Rippen quetschte, so dass sämtliche Luft aus seinen Lungen entwich. Der Herzog rollte von dem Aufprall zu Boden und ließ die Fackel los, die daraufhin anfing, im Schmutz zu knistern. Schlagartig erhob sich um ihn herum ein animalisches Grunzen, widerwärtige, krallenbewehrte Hände packten ihn am Kragen, und bloße Füße traten gegen sein Kettenhemd.
    »Die Gilde zu mir!«, brüllte er, überwältigt von diesen Dämonen.
    Eine Sekunde war ein Schwanken zu merken, als würden sie zögern, was genügte, dass er sich aus ihrem Griff losreißen und wieder festen Halt unter den Füßen finden konnte. Er zog seinen Dolch mit der mächtigen, konisch zulaufenden Klinge, die auf beiden Seiten geschliffen war, aber die Gefangenen schienen sich nun untereinander zu bekämpfen. Er sah zwei spärlich bekleidete, baumstarke Kerle, die sich mit Ohrfeigen und deftigen Prügeln den Weg freischaufelten. Einer der beiden hob die Fackel auf, schwang sie mit einer ausladenden Geste einmal im Kreis herum und leuchtete flüchtig die erschrockenen Gesichter und niedergestreckten Leiber ihrer Kerkergenossen ab, bevor er sie über seinem Kopf schwenkte, so dass Gorlois seine brutale Visage sehen konnte, die halb von langen, hellen Haaren und einem struppigen Bart überwuchert war.
    In diesem Moment stürmten die Ritter seiner Eskorte unter ohrenbetäubendem Scheppern in den Kerker.
    »Lasst mich in Ruh, wenn ich es doch sage!«
    »Aber Herr ...«
    Ein einfacher Blick genügte, und die Ritter zogen sich verlegen zurück, was den beiden ungehobelten Kerlen ein verächtliches Lächeln entlockte.
    Ohne ein Wort streckte der Herzog seine Rechte vor, an der ein Ring aus geprägtem Gold mit einem sehr schlichten Ornament funkelte, einem Baum mit drei Ästen, die zum Himmel emporzeigten. Die Rune von Beorn. Das Zeichen der Gilde, des allmächtigen Bundes der Diebe und Mörder. Der Hüne setzte umgehend ein Knie auf die Erde und zeigte seine Faust. Daran war ein ähnlicher Ring zu erkennen, allerdings aus Kupfer ein niedrigerer Rang.
    »Gibt es noch andere?«, erkundigte sich Gorlois.
    »Nein, Herr, ich bin der Einzige.«
    Gorlois machte ihm ein Zeichen, dass er sich erheben solle, wobei sein Hals immer noch zitterte und sein Körper wegen des Vorfalls noch erhitzt bebte.
    »Und er da?«, fragte er, indem er auf den zweiten Kumpan deutete, der beinahe ebenso wuchtig war wie der Mann mit dem Ring.
    »Er gehört zu mir, Herr.«
    Gorlois nickte und bedeutete dem Gefangenen, näher zu treten. Er nahm seine Hände, erst die eine, dann die andere: kein Ring. Er ließ sie umgehend wieder fallen und rammte dem Mann mit einem bestialischen Schrei seinen Dolch direkt ins Herz, worauf ihm ein Schwall heißen Blutes ins Gesicht und aufs Wams spritzte. Eine Sekunde des Interesses, gerade lange genug, um zu beobachten, wie der Blick seines Opfers glasig wurde, und er zog seine Waffe heraus, ohne sich weiter darum zu kümmern.  
     »Du bist der Einzige«, sagte er. »Komm mit mir mit.«
    Draußen musterten die Ritter verblüfft sein Gesicht und seine Kleidung, die blutverschmiert waren. Dann blieben ihre Blicke an dem Riesen

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