Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
Trends, die hier gesetzt werden, verbreiten sich in der ganzen Welt und französische Modemacher genießen eine unangefochtene Anerkennung. An ihren Schnitten und Entwürfen orientieren sich viele andere Designer und entwickeln auf dieser Basis ihre eigenen Stile. Lange Zeit hatte Frankreich sogar eine Art Vormachtstellung in der Modewelt. Inzwischen haben sich auch andere Länder dazu gesellt, und Trendsetter sind jetzt ebenso Berlin, Mailand, Tokio, London und New York.
Zur Zeit Ludwigs XIV. schaute das ganze modebewusste Europa auf Frankreich. Man kopierte in Europa französische Kleiderschnitte, Frisuren und selbst die Sprache. Ende der Zwanzigerjahre gelang es den Modemachern der haute couture (Coco Chanel, Christian Dior u.a.) dann sogar, die Mode in den Rang der Kunst zu erheben und ein neues gesellschaftliches Bewusstsein für diese Ausdrucksform zu schaffen. Heute ist die revolutionäre Kreativität von Coco Chanel nicht mehr wegzudenken. Ohne sie gäbe es zum Beispiel das zeitlose »Kleine Schwarze« nicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es Christian Dior, der die französische Mode wiederbelebte. Er entwarf weite blumenartige Röcke mit enger Taille, die die weiblichen Formen stärker unterstreichen sollten. Zu seinem »Nachwuchs« gehörte auch Yves Saint-Laurent, der schon mit jungen Jahren sein eigenes Modehaus gründete. Zu seinen legendären Kreationen zählt der elegante und sachlich anmutende Hosenanzug für Frauen aus dem Jahr 1967 – ein nicht unwesentlicher emanzipatorischer Schritt in der Modeszene.
Im Allgemeinen verfolgen die französischen Frauen diese Modetrends mit großem Interesse und einer nicht enden wollenden Leidenschaft. Sie integrieren sie in ihre Alltagsgarderobe, wobei die individuelle Kreativität zu Gunsten eines aktuellen, einheitlichen Stils ein wenig in den Hintergrund rückt. Man ist zwar gern modisch schick, aber eben auch gern genauso schick wie alle anderen. Die einzelnen Gesellschaftsschichten haben wiederum ihre ganz eigenen Kleidercodes und pflegen diese bewusst und mit Stolz. Wer einmal begriffen hat, worin diese bestehen, findet sich plötzlich viel einfacher zurecht – im Land der unerschöpflichen Modeschöpfer!
5. Der Périphérique
Wie Manni knapp einem Unfall entkommt
»Schau mal, Manni, der Eiffelturm«, rief Eva entzückt, als sie sich nach stundenlanger Fahrt endlich Paris näherten. Wie eine Fata Morgana tauchte die Stadt, in der Sonne glitzernd, mit ihrem Hügel, dem Montmartre, vor ihnen auf. Genauso romantisch hatten sie sich das damals vorgestellt. Das Ehepaar warf sich prompt einen verliebten Blick zu. Dabei träumte Eva schon seit Längerem von einer Toilette und einem guten Milchkaffee, Manni von einem gescheiten Bier und Anton war hinten im Campingbus über seinem Gameboy eingeschlafen. Der Verkehr wurde langsamer, aber aggressiver, unzählige Schilder wiesen in die verschiedensten Richtungen, Manni versuchte sich zu konzentrieren. Ich werde das Kind schon schaukeln, dachte er sich. Eva schaute hektisch auf die Wegstreckenbeschreibung, die sie aus dem Internet heruntergeladen hatten. »Wir müssen Richtung Porte d’Orléans«, sagte sie schnell, bevor Manni sie dumm anmachen konnte – von wegen sie sei zu blöd zum Kartenlesen. Und wie durch ein Wunder tauchte plötzlich das Schild auf: »Porte d’Orléans«. »Da!«, rief Eva laut, »links abbiegen«. »Ja, ja«, sagte Manni, »hab ich auch gesehen. Keine Panik.« Sie bogen nach links ab, doch da tauchte ein schon weiteres, diesmal kryptisches Schild vor ihnen auf: Intérieur nach rechts, Extérieur nach links. Sie mussten sich zwischen der inneren und der äußeren Straßenseite entscheiden. »Was ist das denn wieder für ein Schwachsinn!«, schimpfte Manni gleich und ehe er sich versah, wurde er vom restlichen Verkehr in eine Richtung mitgezogen. Hätte er in die andere Richtung fahren wollen, hätte er mehrere Autos rammen müssen. Denn von allen Seiten strömten jetzt die Fahrzeuge herbei, ohne zu blinken, möglichst ohne zu halten, wurschtelten sich alle irgendwie durch dieses Nadelöhr auf die »innere Seite« der Straße. »Wenn da alle hin wollen, kann das nicht so falsch sein«, versuchte Eva ihr Training des positiven Denkens anzuwenden, um das Schlimmste zu verhindern. Manni schwieg. Er war einfach viel zu sehr mit dem Verkehr beschäftigt. Immerhin war der Campingbus ein ganz schönes Monstrum und wirkte vielleicht einschüchternd auf andere Fahrer, dachte er sich. Doch weit
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