Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Bouju , Johanna Links
Vom Netzwerk:
Kurzes Schweigen, dann Claudines mahnende Worte: » Ça ne se dit pas! « (So etwas sagt man nicht!) » Quoi? «, fragte Paula nach. » On n’utilise pas ces mots! « (Solche Worte benutzt man nicht!) » Mais … « (Aber …) Paula wollte schon erwidern, dass sie diesen Ausdruck von Madames Kindern Marie und Stéphane gelernt hatte, die das eigentlich ständig sagten, nur anscheinend nicht am Tisch mit Madame. Die flehenden Blicke Maries brachten Paula zum Schweigen. » Excusez-moi « (Entschuldigen Sie bitte), sagte sie also sofort und dachte dabei, dass sie dringend mal raus musste. Und Katja treffen. Doch wie und wann? Die Schule ging bis 17 Uhr, danach eilten les enfants (die Kinder), wie man hier mit siebzehn noch genannt wurde, zum Klavier, Flöten- oder Geigenunterricht oder trieben mit einer Besessenheit Sport, als wollten sie sich zur nächsten Olympiade anmelden. Sie eilten oder wurden von ihren Eltern gefahren, die bereitwillig den Chauffeur spielten, damit aus ihren Kindern später etwas ganz Großes würde. Danach hetzten sie nach Hause, um noch schnell mit den devoirs (den Hausaufgaben) anzufangen, bevor es Abendessen gab. Manchmal nickten Marie und Stéphane tatsächlich beim Abendessen ein, doch nach dem Essen konnten durchaus noch Hausaufgaben für den kommenden Tag auf sie warten, dann wurde es spät und man musste ja morgens wieder früh raus. Das alles kannte Paula nicht. Aus Deutschland war sie eine andere Maxime gewohnt: Freizeit. Es ging darum, Zeit für sich zu haben, Zeit, die nicht verplant war. Zeit zum Nachdenken und um sich als Persönlichkeit entwickeln zu können. Wenn man einer Freizeitbeschäftigung nachging, dann ging es in erster Linie darum, Spaß daran zu haben und nicht sofort eine Meisterschaft anzupeilen – zumindest beim Großteil der deutschen Bevölkerung. Dieses Leben hier kam ihr ausgesprochen elitär vor. Sie hatte den Eindruck, dass es ständig darum ging zu beweisen, dass man besonders gut erzogen war und besonders hoch in der gesellschaftlichen Hierarchie stand. Adelsgleich. Um sich diesem Milieu einmal zu entziehen, beschloss Paula, sich einer Notlüge zu bedienen: » Demain soir, je ne serais pas là. Je suis invitée par Juliana, on va travailler ensemble pour les prochaines contrôles en math. « (Morgen Abend bin ich nicht da, ich bin zu Juliana eingeladen, wir werden zusammen für die Mathearbeit lernen.) Bernard und Claudine schauten sie an. » Elle est bonne en math? « (Ist sie gut in Mathe?), fragte Bernard. » Oui, beaucoup mieux que moi « (Ja, viel besser als ich), antwortete Paula souverän. » Ça serait bien pour toi aussi, Marie « (Das wäre für dich auch gut, Marie), sagte Bernard und schaute seine Tochter herausfordernd an. Marie ahnte, dass Paula etwas anderes vorhatte, als Mathe zu lernen, doch sie sagte: » Bien sûr, si j’ai le droit de venir? « (Natürlich, wenn ich mitkommen darf?) Ihre Eltern schauten jetzt auffordernd zu Paula, die das doch sicher organisieren könne. Stéphane sagte plötzlich: » À propos, demain, je voulais m’entraîner pour les prochains matchs de tennis. Je vais rentrer très tard. « (Apropos morgen: Ich wollte zum Tennis, für die nächsten Spiele trainieren. Ich komme sehr spät zurück.) » Bon, alors, nous serons seul « (Gut, dann werden wir wohl ganz alleine sein), sagte Claudine, und nachdem der erste Vorwurf darüber verklungen war, überlegten sie, was es denn zu essen geben würde, und beschlossen dann, endlich einmal wieder in ein schickes Restaurant zu gehen. Was für ein Akt, dachte sich Paula und war mal gespannt, was die beiden anderen morgen Abend wirklich vorhatten.
    Paula freute sich wie eine Schneekönigin, als sie sich am folgenden Abend mit Katja in einem Restaurant traf. Sie zog sich vorher noch auf der Toilette eines Kaufhauses um, schminkte sich und kam sich vor wie eine Dame von Welt, als sie mit Katja gemütlich beim apéro saß. Sie erzählte ihr die ganze Lügengeschichte. Katja musste lachen. »Na, und wo sind deine Pseudo-Geschwister jetzt«, wollte sie wissen. »Also, Stéphane hat eine Freundin, mit der trifft er sich heimlich, die hat bestimmt auch irgendeine Ausrede zu Hause erfunden. Und Marie ist mit ein paar Leuten ins Kino gegangen.« Katja nickte verständnisvoll und nahm einen Schluck von ihrem Kir Crémant. »Irgendwie habe ich ständig das Gefühl, Madame möchte beweisen, wie toll sie erzogen wurde und dass sie fast adelig ist. Ich werde hier immer wie ein

Weitere Kostenlose Bücher