Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
das in Frankreich anders sein könnte. Den Stummfilm hätte Paula vermutlich nicht ausgesucht, aber sie wollte sich auf den Namen des Regisseurs und ihr Gefühl verlassen. Umso überraschender und schöner wurde dann die Vorstellung.
Der französischeFilm
Frankreich gilt als Geburtsstätte des Films und spielte die wohl bedeutendste Rolle bei der Entwicklung und Etablierung dieses Mediums. Am 28. Dezember 1895 führten die Brüder Auguste und Louis Lumière, beide Ingenieure aus Lyon, im Grand Café in Paris ihren ersten selbst gedrehten Film mit einem Cinématographe vor. Dieser Apparat war Filmkamera, Kopiergerät und Filmprojektor in einem und damit allen bisherigen Erfindungen überlegen. Als das Publikum die bewegten Bilder auf der Leinwand sah, die einen fahrenden Zug zeigten, sprangen etliche von ihren Stühlen auf und verließen den Saal, aus Angst überrollt zu werden. Diese Urvorführung wird gern als Geburtsstunde des Kinos bezeichnet und die Lyoner Brüder als die ersten Regisseure innerhalb der Filmgeschichte gefeiert.
Nach wie vor nimmt Frankreich in puncto Film eine Ausnahmestellung in Europa ein: Kein anderes Land produziert so viele Filme im Jahr und kein anderer Staat unterstützt die Filmproduktion so kontinuierlich. Nicht zuletzt deshalb, weil der französische Film einen wesentlichen Teil des nationalen Prestiges ausmacht. In der frühen Stummfilmzeit errichteten französische Unternehmen in ganz Europa Kinos und Tochtergesellschaften zur Verbreitung ihrer Filme. Mehrere neue Stilrichtungen des Films gingen von Frankreich aus. Allen voran die Nouvelle Vague, eine Generation von jungen Regisseuren wie Jean-Luc Godard, Claude Chabrol, François Truffaut und Eric Rohmer, die Ende der Fünfzigerjahre das französische Kino revolutionierten, indem sie mit neuen ästhetischen und technischen Mitteln eine »Poesie des Alltags« schufen. Sie etablierten den Ruf des Neuen Französischen Films. Als Auslöser gilt Truffauts »Sie küssten und sie schlugen ihn« (französischer Originaltitel: Les Quatre Cents Coups ) aus dem Jahr 1959.
Nach wie vor genießt der französische Film in Frankreich einen hohen Stellenwert. Der Marktanteil an eigenen Produktionen liegt zwischen 35 und 50 Prozent, in Deutschland sind das nur rund 15 Prozent. Etwa 200 französische Filme werden im Jahr produziert. Jährlich fließen rund 700 Millionen in die Filmförderung, das ist dreimal so viel wie in Deutschland. Ein Teil dieser Gelder generiert die Filmindustrie durch den Verkauf von Kino-Eintrittskarten: Mit einem Aufschlag von elf Prozent auf jede Eintrittskarte, auch die für US-Blockbuster-Vorstellungen, werden die Filme der nationalen Regisseure subventioniert.
33. Ich vergöttere Sie seit dem ersten Tag
Wie Katja Paula vor der Liebe rettet
Es war ein wunderschöner Samstag in Paris. Die Bäume leuchteten in einem Goldgelb, der Himmel war strahlend blau und die Straßen taten sich weit vor ihnen auf. Katja und Paula schlenderten am Canal Saint Martin entlang, der sich wie eine samtgrüne Schlange durch die Straßen bog. Bäume, Bänke und ein kleiner Park säumten das Ufer. Auf beiden Straßenseiten lockten süße Boutiquen und unzählige Cafés mit ihren kleinen runden Tischen, den großen Fensterscheiben und den vielen jungen, lachenden Menschen. Ein paar Touristen drängten sich vor der großen Hebebrücke, die gerade geöffnet wurde, um einen kleinen Ausflugsdampfer durchzuschleusen. Ihre »Ohs« und »Ahs« verteilten sich echoartig über dem Wasser. Eine herbstliche, unbeschwerte Leichtigkeit lag in der Luft.
»Ich liebe diesen Kanal«, zwitscherte Katja in den Samstag. »Es ist ein ganz anderes Paris, nicht so hektisch und eng, fast ein bisschen ländlich. Findest du nicht?« »Hm.« Paula antwortete kaum und schaute nur wie gebannt auf eines der Cafés am Kanal. »Was hast du denn?« »Ich glaube, ich habe noch nie einen so schönen Mann gesehen. Der da drüben, wie Jean-Paul Belmondo, oder?« Paula und Katja blickten jetzt beide in die gleiche Richtung, die eine fasziniert, die andere suchend, sodass der junge Mann gar nicht umhinkam, die geballte weibliche Aufmerksamkeit zu bemerken. Er lächelte erst verlegen, zwinkerte dann aber siegessicher zu ihnen hinüber. Paula lächelte glücklich zurück und kurz darauf stand der Schönling auch schon vor ihr. » Salut, les filles! Vous voulez boire un verre avec nous? « (Na, Mädels! Wollt Ihr ein Gläschen mit uns trinken?) » Oui! «, schoss es sofort aus
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