Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
Paula heraus. » Okay, deux minutes «, entgegnete Katja bestimmt. Die beiden setzten sich zu dem Schönling und seinem Kumpel und begannen ein harmloses, nettes Samstagnachmittagsgespräch – über Paris, Berlin, Musik und Filme. Bis Marc, der Schöne, Paula direkt und offen fragte, ob sie gleich noch mit zu ihm kommen wolle, um ein paar alte Platten zu hören. Da mischte sich Katja ein, sie hätten noch einiges zu erledigen, ein anderes Mal vielleicht! Sie hakte sich schnell bei Paula unter – Marc konnte Paula gerade noch seine Telefonnummer zustecken – und zog sie weiter den Kanal entlang.
»Oh Mann, Paula, auf dich muss man ja noch ganz schön aufpassen!« »Wieso das denn, wir hätten doch nur ein bisschen Musik gehört.« Paula war stinkig. Da hatte sie den Märchenprinz von ganz Paris entdeckt, und er sie, und jetzt durfte sie noch nicht einmal mit zu ihm. Katja war eben doch schon älter. Und: verheiratet! Das nächste Mal würde sie mit Marie herkommen. Und trotzdem mochte sie Katja wahnsinnig gern, sie war geradezu ansteckend positiv und so herzlich und überhaupt, Paula fühlte sich immer, na ja meistens, von ihr verstanden. »Entschuldige, aber das war einfach nicht deine Kragenweite, Paula. Der hätte dich ziemlich schnell abserviert, glaub mir. Hast du nicht Lust auf einen Crêpe?« Paula grummelte. Katja wartete die Antwort gar nicht mehr ab, sondern steuerte schon den nächsten Stand an, spendierte zweimal au chocolat und suchte eine freie Bank. »Komm schon, Paula, die sind wirklich göttlich hier. Ich erzähle dir auch eine kleine Geschichte.« »Na gut.« Paula biss in ihren Crêpe.
»Meinen erstenJob in Paris hatte ich in einem großen Unternehmen.« »Ja, und?« »Jetzt warte doch mal! Ich war genauso lebenshungrig und leidenschaftlich wie du, wollte alles wissen, alles mitnehmen. Die anderen Frauen waren immer total schick gekleidet, trugen ausschließlich Röcke, einige sogar Kostümchen. Und die Männer waren immer alle in Anzug und Hemd. Ich war die einzige in Jeans und Blusen, aber ich hatte damals nicht das Gefühl, dass das jemanden störte. Im Gegenteil: Die Männer waren wie die Fliegen. Ständig umkreisten sie uns Frauen, machten hier und da ihre charmanten und leicht anzüglichen Bemerkungen. Es lag immer diese Flirtstimmung in der Luft. Dabei waren fast alle in festen Händen. Aber das wurde tagsüber einfach ausgeblendet, damit man sich als Frau und Mann begegnen konnte und nicht nur als Arbeitskollegen. Eigenartig, aber irgendwie auch ganz angenehm. Ich fühlte mich immer gut, selbstbewusst und begehrt. Und dann eines Tages hat mich mein Chef zum Mittagessen eingeladen. Ich befürchtete, dass er mit meiner Arbeit unzufrieden wäre, beruhigte mich aber mit der Tatsache, dass er dafür nicht mit mir essen gehen musste. Wir gingen in ein superschickes, teures Restaurant, mitten am Tag, und plötzlich fragte er mich: » Katja, vous me trouvez comment? « (Katja, wie finden Sie mich?) Mir wurde heiß und kalt und dann habe ich einfach angefangen, von seinen Führungsqualitäten zu schwärmen, seinem Umgang mit den Kollegen und so.« »Oh Gott, wie unangenehm!« »Das kannst du laut sagen!« »Und weiter?« »Er hat sein Rotweinglas genommen, mir zugeprostet, tief in die Augen geschaut und gesagt: › Je vous adore depuis le premier jour. ‹ (Ich vergöttere Sie seit dem ersten Tag.)« »Oh, nein!« »Oh, doch, und ich saß da wie versteinert. Ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte. Nach einer kurzen Pause habe ich ihm gesagt, dass ich glücklich verheiratet bin. Und dann bin ich aufgestanden und gegangen. Luft schnappen.« »Wow!« »Als ich zurück ins Büro kam, spürte ich sofort, dass die anderen etwas ahnten. Wir waren ja schließlich nicht zusammen zurückgekommen. Also, erzählte ich meiner engsten Kollegin, was passiert war. Sie guckte mich an wie ein Auto und fragte mich, was denn mein Problem sei. Er habe mir doch einfach nur ein wunderschönesKompliment gemacht, auf das ich wahnsinnig stolz sein könne.«
Was ist diesmal schiefgelaufen?
Paula ist jung und unbeschwert und voller Lust auf Abenteuer. Und trifft auf einen Mann, der das vermutlich auszunutzen weiß. Das kann ihr in Frankreich genauso wie in Deutschland passieren – ausnahmsweise also kein rein französischer Fettnapf. Franzosen sind nicht generell draufgängerischer und offensiver, sondern sie lieben es einfach, mit ihrem Gegenüber zu spielen. Weil es Spaß macht, weil es das Leben
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