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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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wenn jemand Geburtstag hat, heiratet oder den Hauptgewinn in der Weihnachtslotterie gezogen hat ausgebracht. Sie können den Gastgebern und anderen Gästen zwar mit Buen provecho [buen pro we tscho] oder Que aproveche [ke_apro we tsche] einen guten Appetit wünschen. Warten Sie aber nicht unbedingt darauf, dass Ihnen jemand von sich aus einen guten Appetit wünscht. Es ist nicht üblich.
    Auch wenn Ihnen bestimmte Speisen oder Getränke nicht schmecken, wird erwartet, dass Sie von allem kosten. Sie können nach dem Probieren dabei bleiben, dass Sie Muscheln nicht so gern mögen, aber Sie sollten sie probiert haben. Und natürlich sollten Sie dabei nicht angeekelt das Gesicht verziehen, sondern die Köchin oder den Koch loben, auch wenn es Ihnen nicht besonders schmeckt. Sagen Sie zum Beispiel, dass die Soße köstlich ist oder das Gericht wirklich herrlich duftet, auch wenn Sie selbst kein großer Fan von Kutteln sind. Oder behelfen Sie sich damit, dass Sie bitten, man möge Ihnen keine große Portion auftragen, Sie seien leider nicht sehr hungrig, auch wenn alle Speisen einfach köstlich aussähen.
    Das gilt auch für Getränke. Probieren Sie einen kleinen Schluck und lassen Sie Ihr Glas dann halbvoll stehen. Erst, wenn Sie ausgetrunken haben, wird man Ihnen nachschenken. Vor einem halbvollen Glas oder einem halbvollen Teller sind Sie völlig sicher, wenn Sie nicht mehr möchten. Das stört auch niemanden. Nur nicht brav aufessen, denn dann bekommen Sie gleich einen Nachschlag.
    Wenn Sie natürlich gar keinen Alkohol trinken, nie und unter keinen Umständen, dann sagen Sie das am besten von vornherein. Ebenso, wenn Sie unter Allergien leiden und deshalb bestimmte Speisen nicht essen können. Die sehr seltene Jakobsmuschel-Allergie hätte Lenas Rettung sein können.

15. Zu Gast bei Charo und Luis (2)
    oder: Digestif inklusive Berieselung
    Das wunderbare Mittagsmenü bei Charo und Luis, für das Lena mit ihrer WG-Mitbewohnerin Abi extra aufs Land, nach Yecla, gefahren ist, ist beim ersten Gang zwar noch nicht verunglückt, hat aber zumindest gefährlich Schlagseite bekommen. Es gab Jakobsmuscheln, eine besondere Spezialität – allerdings nicht für Lena, die Muscheln auf dem Teller verabscheut.
    Als das Hauptgericht aufgetischt wird, ist sie beruhigt, denn es duftet nach ihrem Geschmack und sieht auch für sie richtig lecker aus. Charo hat in einer großen tiefen Pfanne, der paellera , eine paella zubereitet. Auf Lenas Teller fehlen die Muscheln, die sich bei den anderen im gelben Reis tummeln, dafür gibt es Shrimps und kleine Fleischspießchen mit ganz hellem Fleisch, das aber eher kein Geflügel ist.

    Die gelbe Färbung kommt vom azafrán (Safran), der in Spanien eigentlich gar nicht sehr teuer ist. Trotzdem wird stattdessen oft ein Lebensmittelfarbstoff verwendet ( colorante alimentario ). Es gibt aber auch Paella-Würzmischungen, die echten Safran enthalten.

    Lena will jetzt lieber nicht nachfragen, um welches Fleisch es sich dabei handelt. Sie isst und lobt die Köchin und alle sind endlich zufrieden mit ihr. Benito hat zwei der Spießchen auf seinem Teller und Abi erklärt Lena auch, warum das so ist: Conejo ist nämlich Benitos Leibspeise. Conejo? Kaninchen? Lena sieht plötzlich ganz merkwürdig starr aus, mit einem unnatürlichen Grinsen um den Mund. Ein Schnappschuss und Lena wäre über sich selbst erschrocken. Sie hat also gerade tatsächlich Kaninchenfleisch gegessen? Sie hofft, dass ihr Magen, der augenblicklich Alarm schlägt und für die Austreibung des Kaninchens plädiert, sich wieder beruhigen wird. Lena versucht sich auf Luis’ Erklärung zu konzentrieren: Weißt du, die paella mixta , das ist ja nur etwas für Touristen, Fleisch und Meeresfrüchte in einer Pfanne, das hat bei uns keine Tradition! Früher, da gab es Paella nur mit Fleisch, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt und es schmeckt ja auch, aber es ist auf keinen Fall traditionell, verstehst du?«
    Lena nickt und fast hat sie den Hoppelhasen schon vergessen und freut sich auf die Nachspeise, denn die kann ja weder aus Schalen- noch niedlichen Felltieren zubereitet werden, denkt sie. Lenas Hoffnung wird erfüllt. Es gibt flan , hausgemachten Karamellpudding, und tarta de chocolate . Und Lena überrascht nun alle, die sie für ein mäkeliges deutsches Gör gehalten haben, als sie fragt: Kann ich auch beides haben? Natürlich kann sie, por supuesto . Vor Glück, dass wenigstens ein Gang bei ihrem deutschen Gast so richtig gut

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