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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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zumindest kommt einem das wegen des Lärms und der Größe der Bildschirme, der schnellen Schnitte der Musik-Videoclips oder der synchronisierten amerikanischen Abendserien so vor. Spanier selbst sind so an das ständige Flimmern und den Krach gewöhnt und ihre Schwelle von akustischem Störungsempfinden liegt viel höher als unsere. Sie merken noch gar nichts bzw. finden noch alles ganz normal, wenn viele von uns sich schon empfindlich gestört fühlen. Das werden auch Sie während Ihres Aufenthalts in Spanien nicht ändern. Versuchen Sie deshalb am besten, sich daran zu gewöhnen. Irgendwie.

    Land der Fernsehgucker
    Der durchschnittliche Fernsehkonsum pro Kopf lag 2009 in Spanien bei 226 Minuten täglich, das sind stolze drei Stunden und 46 Minuten. Die für Spanien sehr ungewöhnliche Kälte im Januar 2010 bescherte dem Land eine bisher nie da gewesene Lust am TV-Konsum von 261 Minuten pro Tag und Nase!
    Von den zwölf Sendungen mit den höchsten Zuschauerzahlen der letzten zehn Jahre waren neun Fußballübertragungen. Spitzenreiter ist das Endspiel zur Fußball-WM 2010 in Südafrika, bei dem die rojos , Spaniens Nationalelf, bekanntlich den Titel gewannen. Fast 17 Millionen Zuschauer sahen das Endspiel, das sind 91 % aller Haushalte. Neben Fußball haben es nur noch diese drei Sendungen unter die besten zwölf gebracht: das Finale des Eurovision-Songwettbewerbs, das Finale von Operación Triunfo (eine Art »Spanien sucht den Superstar«) und die Beerdigung von Michael Jackson.

16. ¿De verdaaad? – Eeecht?
    oder: Andächtiges Lauschen unerwünscht
    Die Sonne brennt vom Himmel, als Lena die dunklen Vorhänge aufzieht. Sie kramt ihr Handy aus der Tasche: Es ist Sonntag, zehn nach elf! Na ja, kein Wunder. Es ist ziemlich spät geworden gestern Nacht, eigentlich war es schon früher Morgen, als sie endlich ins Bett kamen. Eine endlose Kneipentour war das. Zu Hause in Deutschland hatte sie schon seit Jahren nicht mehr so exzessiv in den Morgen gezecht. Anstelle des Sightseeings, das sie eigentlich vorgehabt hatte, hat sie mit Abi und Benito eine Tour durch die Cafés und Kneipen der Kleinstadt gemacht und sich dabei wieder einmal darüber gewundert, wie viele Bars und Restaurants es selbst in Kleinstädten gibt, und wie gut sie besucht sind. In einem Ort mit vergleichbarer Größe in Deutschland wäre außer einer Bahnhofsgaststätte und einem Goldenen Bären oder einem Schwarzen Hirschen absolut tote Hose.
    Ganz nebenbei hat sie die halbe Bevölkerung des Ortes, na ja, jedenfalls ziemlich viele der unter Fünfunddreißigjährigen kennengelernt, wurde unzählige Male vorgestellt und gefragt, woher sie käme und wie es ihr in Spanien gefalle. Abgesehen davon, dass sie aufpassen musste, nicht zu viel Alkohol zu konsumieren bei dem ständigen Lokalwechseln und den vielen Runden von cañas und copas , zu denen ständig ein anderer der jungen Leute einlud.

    Mit copas [ ko pas] (Gläsern) sind alle alkoholischen Getränke außer Bier gemeint. Das kann Wein sein, Sherry, Schnaps, Cognac oder Drinks wie cuba libre (Cola mit Rum), umgangssprachlich cubata [ku wa ta] genannt, oder ponche [ pon tsche], die spanische Punsch-Variante, besonders beliebt draußen, im Freien, wenn es abends schon kühl wird.

    Irgendwann schwirrte ihr nur noch der Kopf von den vielen Gesprächen am Tisch. Weil bei den Spaniern aber auch immer alles durcheinander gehen muss! Lena dachte ja bisher immer, sie sei ein geselliger Mensch, aber gestern konnte sie sich selbst dabei beobachten, wie sie immer stiller wurde. Abi erkundigte sich schon besorgt, ob es ihr nicht gefalle und ob es ihr gut gehe. » ¿Estás de mala leche? «, fragte sie. Wie bitte? Was hat denn das mit »saurer Milch« zu tun? Ach so, Abi wollte wissen, ob sie schlechte Laune habe oder ob ihr irgendeine Laus über die Leber gelaufen sei.
    »Du bist so still«, sagte Abi. »Magst du unsere Freunde nicht?«
    »Doch, doch«, protestierte Lena. »Ich höre doch zu! Ich kann ja nicht gleichzeitig reden und zuhören.« Abi schien ihr nicht recht zu glauben und Lena staunte weiter, wie lebhaft die Unterhaltungen abliefen. Hörten Sie einander eigentlich noch so richtig zu? Felipe erzählte gerade von seinem Erasmus-Jahr in Stuttgart, oder in »Estugard«, wie er es nennt.

    Erasmus
    » Erasmus« ist ein von der EU gefördertes Austauschprogramm für Studenten. Über 150.000 Studenten nehmen derzeit jährlich daran teil. Die beiden zahlenmäßig größten der teilnehmenden Nationen sind:

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