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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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allem katalanische und baskische, aber auch galicische Vornamen in den jeweiligen Regionen sehr verbreitet. Spanische Vornamen dürfen auch wieder in regionalsprachliche zurückverwandelt werden. So heißt beispielsweise José Carreras, einer der legendären Drei Tenöre, heute wieder Josep Carreras, in der authentischen katalanischen Form seines Namens. 1970, zu Beginn seiner Karriere, hatte er seinen Namen offiziell in die spanische Form ändern müssen.

    » Nieves ? Wie der Schnee?«, fragt Tom.
    »Ja genau. Und Neus hieß schon meine Oma, also hat meine Mutter, die Mallorquinerin ist, mich nach ihr benannt.«
    »Okay. Neus ist schön, obwohl, Nieves eigentlich auch.«
    »Ja, es ist beides schön, finde ich auch.«
    »Und du sprichst auch catalán ?«
    »Ja, daheim bei meinen Eltern und mit der Verwandtschaft spreche ich mallorquín .«
    » Mallorquín ?«, überlegt Tom laut. »Gab’s da nicht vor einiger Zeit Ärger mit einer deutschen Fluggesellschaft, weil irgendwer wollte, dass die Ansagen beim Flug nach Mallorca in der Landessprache, also auf mallorquín , sein sollten?« Tom lacht und ahnt gar nicht, auf welch gefährlichem Terrain er sich gerade bewegt.
    »Ja, das ist die eine Seite«, sagt Neus und Tom sieht, wie sich eine dicke Falte auf ihrer Stirn bildet. »Die andere ist«, fährt sie fort, »dass sich der Chef dieser Airline über unsere Sprache lustig gemacht hat und sie mit einem Dialekt verglichen hat, nämlich dem eures südlichsten Bundeslandes.«
    »Bayrisch meinst du?«
    »Ja, bávaro , bayrisch.«
    Tom sieht Neus an. Kommt da noch etwas nach? Sie scheint ja gerade so richtig in Fahrt zu sein.
    » Mallorquín oder catalán ist aber kein Dialekt.«
    »Ach so, na klar.« Tom würde jetzt gern das Thema wechseln.
    »Wenn eine deutsche Fluggesellschaft nach Zúrich fliegt, werden die Ansagen sicher auf Deutsch gemacht, und wenn sie nach Ginebra fliegen, dann auch auf Französisch. Dass die Schweiz dreisprachig ist, ist doch auch für niemanden ein Problem, oder?«
    Ginebra ?, überlegt Tom gerade noch. Ach so, Genf meint sie!
    »Na klar«, sagt er, aber Neus sieht ihn so misstrauisch an, als stecke er mit dieser compañía aérea aus Alemania unter einer Decke.

    Der Streit entbrannte 2008 und endete damit, dass ein mallorquinischer Politiker in seinem Internet-Blog ein Flugzeug abbildete, das statt des Logos der Fluggesellschaft ein Hakenkreuz zeigte. Der Geschäftsführer der Airline hatte nicht nur die Sprache der Balearen als Dialekt abgewertet, sondern sich zudem in der Bordzeitung über sie lustig gemacht. So bedauerte er es, dass die frühere, »wohlklingende« Playa de Palma (spanische Bezeichnung), »seit Neuestem« Platja de Palma heiße. Und dass diese mallorquinisch-katalanische Bezeichnung für Strand auch noch »platscha« gesprochen werde, was sich fast wie »plantschen« anhöre. Den Mallorquinern gefiel natürlich nicht, dass ein Deutscher über Wohl- oder Missklang ihrer Sprache befand und seine Privatmeinung auch noch im Bordmagazin verbreitete.

    Tom überlegt, wie er wohl aus dieser Nummer wieder herauskommt, ohne sich die Finger zu verbrennen. Das Sprachenthema wird in Spanien sehr kontrovers diskutiert, das hat er schon mitbekommen. Aber das Letzte, was er will, ist ein Streit mit der bezaubernden Neus, der allernettesten seiner Kolleginnen. Deshalb entscheidet er sich dafür, jetzt sofort die Handbremse zu ziehen und einen Haken zu schlagen wie ein Hase auf der Flucht.
    »Sag mal«, sagt er zu Neus, als sie aus dem Bürogebäude auf die belebte Madrider Straße treten, »mal was ganz anderes: Wieso sind eigentlich so viele Spanierinnen blond?«
    Neus bleibt abrupt stehen und sieht ihn prüfend von der Seite an. Ihr blonder Pferdeschwanz fliegt ihr ums Gesicht. Will Tom sie auf den Arm nehmen? Aber Tom macht ein ganz unschuldiges Gesicht, das auf Naivität, nicht Bosheit schließen lässt.
    »Ich dachte immer, Spanierinnen sind eher so die dunklen temperamentvollen Schönheiten ...«
    »Ach so, das meinst du. Ja, und außerdem sind Spanierinnen stolz und alle haben sie den Flamenco-Rhythmus im Blut oder in den Beinen und die castañuelas (Kastagnetten) und bunten Flamencokleider mit den vielen Rüschen zu Hause im Schrank, oder?«
    Auweia, Tom hat das dumpfe Gefühl, dass er gerade wieder dabei ist, alles zu vermasseln, und fühlt sich zunehmend unwohl in seiner Haut.
    »Das sind Klischees, ist mir klar«, rudert Tom zurück.
    »Ja, das ist ein Teil von Andalusien,

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