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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Zigeunerromantik. Auf Mallorca haben wir so etwas nicht, lieber Tom.«
    » Lo siento «, sagt Tom ganz kleinlaut. »Sorry.«
    »Nicht so schlimm. Du siehst ja auch nicht gerade aus wie ein nordischer Riese, blond und blauäugig.«
    Wie war das jetzt wieder gemeint? Spielte sie auf seine ein Meter neunundsiebzig an, seine dunklen Haare oder gar sein Bäuchlein, für dessen stetiges Wachstum tortillas, tapas, tortas und cañas sorgten?
    Sie kommen an eine Straßenkreuzung und Tom nimmt sich vor, jetzt einfach auf den Verkehr zu achten und den Anschluss an die Gruppe der Kollegen zu suchen, die vorausgehen. Bevor er noch mehr falsch macht.
    Was ist da schiefgelaufen?
    Neus selbst liefert die Erklärung. »Hey, Tom, ich will dir die Wahrheit über die blonden Spanierinnen sagen. Willst du sie hören?«
    Tom nickt einfach nur und hält ansonsten den Mund.
    »Die meisten von uns sind rubias del bote .«
    »Was? Was bedeutet das? Rubias del bote , Blonde aus der Dose?«
    »Aus der Farbdose, genauer gesagt. Na gefärbt eben.«
    »Ach so«, sagt Tom und beißt sich auf die Lippen. Denn unter keinen Umständen wird er Neus fragen, ob sie selbst nun eine echte rubia oder eine del bote ist. Niemals!
    Und noch einmal zu den spanischen Regionen – ein Thema, das für alle, die mehr über Spanien und die Spanier erfahren wollen, wichtig ist. Der spanische Schriftsteller Juan Goytisolo ► schreibt, dass man eigentlich von Spanien im Plural sprechen müsse, »die Spanien« statt »Spanien«. Denn die regionalen Unterschiede in diesem Land sind so groß wie in kaum einer anderen europäischen Nation.

    Goytisolo ist 1931 in Barcelona geboren, lebte während der Franco-Diktatur in Frankreich und lebt heute in Marrakesch. Er ist einer der bedeutendsten und streitbarsten lebenden spanischen Schriftsteller. Er hat sich in seinem Schreiben viel mit der spanischen Geschichte, auch dem (häufig verleugneten oder totgeschwiegenen) arabischen und jüdischen Erbe des Landes auseinandergesetzt. Zu seinen Hauptwerken gehört die Trilogie Señas de identidad (Identitätszeichen, 1978), Reivindicación del Conde don Julián (Rückforderung des Conde don Julián, 1976) und Juan sin Tierra (Johann ohne Land, 1981).

    Spanien hat fünf Amtssprachen, und Katalanen, Basken und Galicier fühlen sich in erster Linie als Katalanen, Basken und Galicier und erst in zweiter Linie als Spanier. Viele Katalanen und Basken fühlen sich eigentlich gar nicht als Spanier, obwohl ihr Personalausweis eindeutige Aussagen über ihre Nationalität macht. Katalanen und Basken haben als politische Gemeinschaften einen sehr weitreichenden Autonomiestatus, der vor allem historisch begründet ist. Aber auch Andalusier, Aragonesen und Extremeños fühlen sich zuallererst ihrer Region zugehörig. Ihre Region ist ihre Kultur und ihre Herkunft. Der Regionalismus und die nationalistischen Bestrebungen der Katalanen und Basken sind natürlich heiße Themen, die in Spanien auch immer wieder sehr kontrovers diskutiert werden. Hier scheiden sich die Geister, denn in Katalonien leben ja nicht nur Katalanen, im Baskenland nicht nur Basken. Die dort lebenden, aber nicht aus der Region stammenden Einwohner fühlen sich mitunter benachteiligt, weil sie die Regionalsprache nicht oder nicht gut sprechen und dadurch in Bildung, Ausbildung und Beruf Nachteile in Kauf nehmen müssen.

    El catalán – die katalanische Sprache
    Katalanisch ist alleinige Amtssprache in Andorra sowie, neben dem Spanischen, regionale Amtssprache in Katalonien, auf den Balearen und in Valencia. Über elf Millionen Menschen verstehen catalán [kata lan ], über neun Millionen sprechen es aktiv.
    Katalanisch ist kein Dialekt des Spanischen, sondern eine aus dem Vulgärlatein entstandene eigene romanische Sprache. Spanier verstehen Katalanen etwa so gut oder schlecht wie sie Italiener oder Portugiesen verstehen.
    Der »Dante« der katalanischen Sprache ist der Philosoph Ramon Llull (1235–1315), der der Sprache schon im Mittelalter zu hohem Ansehen verhalf. Eines der ersten katalanischen Bücher war übrigens das deutsch-katalanische Wörterbuch des in Heidelberg geborenen Buchdruckers Johann (Joan) Rosembach. Das war 1502.
    Erst im 18. Jahrhundert verlor Katalonien seine politische Eigenständigkeit und castellano [kaste ja no] (kastilisch = spanisch) wurde Amtssprache, catalán blieb Umgangssprache. Die Unterdrückung des Katalanischen erlebte im 20. Jahrhundert unter Franco seinen traurigen Höhepunkt. Das

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