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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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kannte.
    Viel mehr beschäftigte sie die Frage, was diese Männer mit ihr zu tun gedachten. Sie hatten sie nicht getötet. Freundlich waren sie jedoch auch nicht gewesen. In ihrer Fantasie sah sich Naave auf glühenden Kohlen tanzen, während wilde Menschen grölten und klatschten und das Feuer schürten, auf dem sie braten sollte … Oder man fing Frauen, um sie in Käfigen zu halten und sich ihrer zu bedienen … Sie schrie auf, als der Mann sie plötzlich herunterwarf wie einen Sack. Wütend schnaubte er, wohl weil sie einen Laut getan hatte. Eine rauhe Hand hielt ihren Kopf, während seine andere Moos in ihren Mund stopfte. Naave biss zu und fing sich eine weitere Ohrfeige ein. Pflanzenfasern wurden um ihren Mund geschlungen; schmerzhaft drückten sie sich in ihre Wangen. Dann wurden ihre Hände auf den Rücken gezwungen und gefesselt. Naave warf sich herum, brüllte in ihren Knebel und tat alles, von dem ihre Vernunft ihr sagte, dass sie es besser bleibenließ. Schließlich blieb sie erschöpft auf dem Boden liegen.
    Wenigstens vergriffen sich die Männer nicht an ihr.
    Den Geräuschen nach kauerten sie sich für ein Nachtlager zusammen. Gesprochen wurde wenig; Naave verstand nichts von den gemurmelten Worten. Wo immer Royia war – sie sah ihn nicht. Niemand gab ihr zu trinken oder zu essen.
    Erst eine Bewohnerin des Grabens, dann die Tochter des Hohen Priesters, und jetzt eine Gefangene, der es noch schlimmer als im Graben ergeht. Was planen die Götter mit mir?
    Über diesen Gedanken schlief sie erschöpft ein.

    Sie erwachte, als jemand den Knebel entfernte und ihr die Öffnung eines ledernen Wasserbeutels an die Lippen hielt. Schlagartig erwachten ihre Sinne. Gierig saugte sie ein paar Schlucke; viel zu schnell wurde ihr der Balg wieder vom Mund gerissen. Ihr Peiniger verschloss ihn sorgfältig, knüpfte ihn an seinen Gürtel und warf sie sich wieder auf den Rücken.
    Dieses Mal verzichtete er darauf, ihr den Mund zu verstopfen. Und sie hütete sich, ihn aufzumachen.
    Blattwerk, Luftwurzeln und dornige Äste peinigten sie, während er schnell ausschritt, hinter seinen Leuten her. Der Unterwald war hier so dicht, dass Naave die Männer trotz des Morgenlichts nur erahnen konnte. Heftiger Juckreiz lenkte sie ab, als sie durch giftgrüne Blätter voller ebenso grüner Ameisen getragen wurde. Runde Äuglein kleiner weißpelziger Affen glotzten auf sie herunter. Ein Ast löste sich, klebte an ihrer Hüfte und entpuppte sich als Käfer. Er ließ sich eine Weile mittragen, klaubte die Ameisen von ihrer Haut und ließ sich fallen, als habe ein Windstoß ihn fortgeweht. Irgendwo knurrte ein Tier, eine Raubkatze vielleicht. Naave stellte sich vor, wie es die Männer ansprang und mit seinen Krallen zerfetzte. Der Gedanke war sinnlos, denn auch sie würde sterben; er tat aber gut.
    War die Luft zuvor heiß und drückend gewesen, glaubte Naave allmählich freier zu atmen. Trübes Wasser umspielte die Knöchel der Männer. Mücken stoben auf. Ein Wasserlauf … Kanus! Naave wurde in eines der Boote geworfen, gemeinsam mit dem Dämon. Auch seine Hände waren auf dem Rücken gebunden, jedoch mit alten, verflochtenen Drahtstücken.
    Zwei Männer stiegen in das Boot, während die restlichen den Axotkadaver in ein zweites luden und hineinsprangen.
    Bei der nächsten Gelegenheit nehme ich mir eines der Boote  …
    Noch während Naave darüber nachsann, begriff sie, dass es unmöglich war. Man würde sie nicht losbinden. Und selbst wenn – diese Boote waren für große, kräftige Männer gemacht. Sie aber war nicht nur eine junge Frau, sondern eine Frau mit schmerzenden Gliedern und leerem Magen.
    »He, ihr! Ich sterbe vor Hunger.«
    Sie duckte sich, um dem zu erwartenden Schlag auszuweichen. Der kam nicht. Stattdessen antwortete ihr Entführer: »Es dauert nicht mehr lange, dann kriegst du etwas.«
    Sie staunte. Er hatte nicht nur einen Laut von sich gegeben, sondern einen ganzen Satz. Nun fiel ihr auf, dass die Männer nicht mehr ganz so darauf bedacht waren, leise zu sein. Gelegentlich wechselten sie ein paar Worte. »Was wollt ihr von uns?«, fragte sie den hinter ihr paddelnden Mann.
    Er warf ihr nur einen Blick aus den Augenwinkeln zu. So sah man ein Kind an, das eine dumme Frage gestellt hatte.
    »Werdet ihr uns umbringen?«, hakte sie nach.
    »Wenn’s nach mir ginge – ja«, erwiderte er durchaus freundlich. »Aber das entscheidet unser Häuptling. Du bist aus der Stadt, nicht wahr? Dein Haar ist heller als

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