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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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unseres, deine Haut dunkler. Und man merkt es auch an der Sprache. Ihr klingt anders.«
    Naave kehrte ihm wieder den Rücken zu. Mit einem, der sie tot sehen wollte, würde sie gewiss nicht plaudern. Royias Brust hob und senkte sich langsam. So gut es ging, beugte sie sich über ihn, um einen Blick auf seine Wunde zu erhaschen. Ihre Schulterblätter zogen sich zusammen, da sie auf einen mahnenden Hieb auf den Rücken wartete. Der blieb aus. So rückte sie näher an Royia heran. Ihre Schenkel berührten seinen straffen Bauch. Unangenehm war es nicht. Er fühlte sich nicht wie ein Gott an. Auch nicht wie ein Dämon. Seine Haare bedeckten fast das ganze Gesicht. Sie wünschte sich, die Hände frei zu haben, um ihm das Atmen leichter zu machen.
    Er blieb während der ganzen Fahrt bewusstlos. Es ging durch verwirrende Schleifen kleiner Wasserläufe, gerade tief genug für die Boote. In die Geräusche der Wildnis mischte sich Rauschen. Ein Wasserfall ergoss sich über sie, als sie hindurchfuhren. Naave schnappte nach Luft. Die Kanus glitten durch das ruhige Wasser einer kleinen und engen Schlucht, kurvten um einige vorspringende Felsen und kamen wieder in den Wald. Die Männer legten an einem ins Wasser ragenden Baumstamm an und befahlen Naave, sich schleunigst auf die Füße zu begeben. Sie schienen froh, wieder reden zu dürfen. Naave spitzte die Ohren. Doch sie sprachen nur über das erlegte Axot. Man war keineswegs froh um die Jagdbeute. Eher schienen die Männer den Tod des Tieres zu bedauern.
    Die Gruppe ging an Land, der leblose Dämon wurde von zwei Männern mitgeschleift. Naave sah, dass der Wald an dieser Stelle weniger dicht war, denn Strahlen hellen Sonnenlichts fielen durchs Geäst. Nach ein paar Schritten riss sie voller Erstaunen die Augen auf: Vor ihnen lag ein gewaltiges Wasserloch, bis zum anderen Ufer war es sicher einen Speerwurf breit. Seine Wände fielen senkrecht ab, die Wasseroberfläche lag zwei oder drei Speerlängen unter ihnen. Aus Rissen und Spalten floss frisches Wasser und ließ das felsige Rund wie ein Becken aus Edelgestein wirken.
    Ein verschlungener, knotiger Krüppelmanoq war quer über das Wasserloch gewachsen und bildete eine natürliche Brücke. An der Kante des Lochs hingen aus Bast und Lianengeflecht gewobene, offene Rundhütten, in denen ein paar Waldfrauen mit irgendwelchen Arbeiten beschäftigt waren; neugierig hatten sie die Köpfe gehoben.
    Naave wurde ein Stück weitergezerrt, wo geflochtene Käfige mit Vögeln und Affen über dem Abgrund hingen. Einer der Käfige war leer, und sie wusste sofort, was ihr blühte.
    Ihr Bewacher zückte eines der vielen Messer an seinem Gürtel und schnitt ihre Fesseln durch. »So, hinein mit dir, Mädchen.«
    Sie stemmte die Fersen in den Boden und kämpfte gegen seinen Griff an. Ihr Biss in seinen Arm brachte ihr nur die nächste Ohrfeige ein.
    »Ich will nicht da hinein!«, brüllte sie, in der Hoffnung, eine der Frauen hätte genügend Mitleid und Einfluss, ihr zu helfen. Natürlich taten sie nichts. Naave versuchte, zwischen den Männern hindurchzuschlüpfen. Ihr Bewacher war im Begriff, sie zu fassen zu kriegen, und sie schlug und kratzte nach ihm.
    Seine Kameraden lachten. »Die ist ja so wendig wie eine Giftnaua!«
    »Und ihre Stacheln fliegen genauso«, knurrte er.
    Ein Mann bückte sich und bog das Geflecht des Käfigs auf. Sie schrie auf, als sie mit den Füßen voran durch die Öffnung gestoßen wurde. Auch Royia fiel neben ihr auf den Boden des an einem dicken Seil baumelnden Gebildes.
    »Was habt ihr mit uns vor?« Naaves Stimme überschlug sich. Nicht allein aus Furcht. Die rüde Behandlung ließ sie vor ohnmächtiger Wut erzittern.
    »Ich sagte es dir doch – das entscheidet Pemzic.« Er verschloss die Öffnung mit einer dicken Faserschnur, die er sorgfältig mehrere Male verknotete. Dann zogen die Männer ab.
    Wenigstens waren sie jetzt fort, und Naave konnte sich bewegen, ohne sofort zurechtgewiesen oder geschlagen zu werden. Sie betastete ihre schmerzenden Glieder und rieb sich die geschundenen Füße. Gekrümmt lag Royia neben ihr. Sie war froh, die Hände frei zu haben, um ihm die Haare aus dem Gesicht streichen zu können. Er lag auf der Seite; nur der schmale Ansatz seines blassen Feuerzeichens war zu sehen. Und da der Käfig ein Schattengeflecht auf ihn warf, fielen auch die Narben seiner Schnitte nicht auf. So menschlich wie jetzt war er ihr nie erschienen.
    »Royia?«, fragte sie.
    Er erwachte nicht. Naave kauerte am

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