Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
Keuchen.
„Wer ist diese Frau? Warum hast du sie hierhergebracht?“
Nun riss Grace ihren Blick von dem ächzenden, sich im Gras wälzenden Paar los. Eine weitere Frau war in der offenen Tür erschienen. Diese hatte kastanienbraunes Haar, welches sie mit einem smaragdgrünen Seidenband zurückgebunden hatte. Ihre kurvenreiche Figur steckte in einem tief ausgeschnittenen Kleid aus grün gepunktetem Musselin. Neugierig schaute sie Grace und Devlin entgegen.
Plötzlich schlug sich die rothaarige Frau eine Hand vor den Mund. „Mensch! Das ist sie , nicht wahr? Devlin, du verdammter Schuft!“
6. KAPITEL
„Was willst du, Devlin? Mein Leben gegen ein Lösegeld eintauschen?“
Grace stellte ihm diese Frage, während sie, umflossen vom hellen Nachmittagslicht, mitten im nach Westen liegenden Salon seines Hauses stand. In ihrer Stimme lag keinerlei Sarkasmus oder Groll, und Devlin stellte verblüfft fest, dass sie tatsächlich glaubte, es ginge ihm um Geld. Er umfasste das Glas in seiner Hand fester und schmeckte kaum den teuren Cognac, der durch seine Kehle floss.
Viele Monate des Pläneschmiedens hatten zur augenblicklichen Situation geführt. Sein Ziel war ganz einfach gewesen: Es ging darum, mit Grace zusammen zu sein, sie zu haben, sie …
Zur Hölle, an diesem Punkt wurden seine Wünsche nebulös, ein Gefühl, das er zuletzt vor langer Zeit erlebt und das ihm niemals gefallen hatte. Er pflegte genau zu wissen, was er wollte und es dann auch zu bekommen.
Devlin stellte sein Glas mit einem so heftigen Klirren ab, dass der Tisch wackelte, dann riss er sich den Dreispitz, die Maske und die Perücke herunter. Sein schweißnasses Haar wurde von einem Lederband aus der Stirn gehalten. „Ich würde dich niemals für Geld anbieten, Liebste.“
Das Sonnenlicht umschmeichelte Grace’ üppige Kurven und streichelte die zarte Linie ihres Nackens. „Was willst du dann?“
Devlins Kehle wurde eng. Er legte sein Bein über die Armlehne des Ohrensessels, in dem er saß und versank in den Anblick ihres Gesichts – musterte die ausdrucksvolle Linie ihres Mundes, die kecke Nase und die funkelnden grünen Augen, die ein feuriges Temperament und zauberhafte Sinnlichkeit versprachen. Aber sie sah aus, als hätte sie Angst vor ihm, und das machte ihm das Herz schwer.
Während er zum Fenster hinüberschaute, hinter welchem golden die Sonne stand, sagte er mit leiser Stimme: „Ich habe dich während der vergangenen zwei Jahre immer wieder gesehen, Liebste. Auf Bällen.“ War er mit diesem Geständnis zu weit gegangen? Für einen steckbrieflich gesuchten Mann hatte er ein verdammt großes Risiko auf sich genommen … aber er hatte einen inneren Zwang gespürt, sie sehen zu müssen. Er hatte Männer gekannt, die opiumsüchtig waren, andere litten unter Alkoholsucht. Verdammt, seine Sehnsucht nach Grace hielt ihn gnadenlos gefangen, und er nahm an, dass er ihr vollkommen verfallen war.
Rechts und links von ihrem Mund bildeten sich Falten des Unbehagens. „Ich wusste nicht, dass du dich in der höheren Gesellschaft bewegst. Aber warum solltest du das tun? Warum solltest du mich sehen wollen?“
„Um festzustellen, wie du in der Welt zurechtkommst, für die ich dich ruiniert habe.“
„Eine Frau ruiniert sich selber“, erwiderte sie, und er zuckte zusammen, als er den Zynismus und die Bitterkeit in ihrer Stimme hörte. Sie war um mehr als zwei Jahre älter geworden.
Devlin hatte im Schatten am Rand der Tanzflächen gestanden und sie beobachtet. Sie hatte zwar getanzt, aber ihr Blick schweifte in weite Fernen. Sie hatte geflirtet, sich aber rasch zurückgezogen, sobald der betreffende Gentleman ernsthaft interessiert wirkte. Sie war vor denen geflohen, die offensichtlich hofften, sie verführen zu können, aber auch vor denen, die offenbar verliebt in sie waren.
Selbst ihren Schwestern gegenüber, der temperamentvollen, rothaarigen Lady Trent und der freundlichen, schönen Lady Swansborough, hatte Grace reserviert gewirkt – sie verbarg Geheimnisse vor ihnen, und er konnte sich vorstellen, wie diese Heimlichkeiten auf jedem Wort lasteten, das sie sprach.
„Ich habe dich nie bemerkt“, stellte sie fest. „Allerdings habe ich auch nie Ausschau nach dir gehalten.“
Diese Bemerkung schmerzte. Natürlich hatte er sich verdammt gut verborgen gehalten, und sie hatte keinen Grund gehabt anzunehmen, dass er sich auf gesellschaftliche Feste begab. Was gab ihm außerdem Anlass zu der Hoffnung, sie würde sich nach ihm
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