Feuer der Nacht
nicht mehr so wütend auf ihn war. Unterdessen wollte er daran arbeiten, in ihrer Gunst wieder zu steigen.
Er las den Bericht zu Ende; er war gründlich, aber nicht sonderlich hilfreich. Zu viele Leute waren in diesem Saal herumgestiefelt. Des Weiteren könnte im Ernstfall jeder der Verdächtigen seine Anwesenheit im Empfangssaal begründen. Schließlich handelte es sich um einen öffentlichen Ort. Unter den Fingernägeln des Opfers hatten sich keine Hautpartikel gefunden, auch keine verdammten Spuren am Körper; im Grunde befand er sich jetzt wieder am Nullpunkt. Das einzig wichtige Ergebnis dieses Berichts war, dass Jaclyn nun außer Verdacht war.
Aber dann war da noch dieser grauhaarige Mann, der ein silbergraues Auto fuhr – mochte es Senator Dennison sein oder auch nicht. Selbst wenn Jaclyn ihn auf einem Foto aus dem Stapel erkannte, würde jeder gute Anwalt behaupten, sie habe ihn nur deshalb wiedererkannt, weil sein Gesicht momentan ständig über den Fernsehbildschirm flimmerte – in der Wahlwerbung eben.
Das Blut würde ihm den Killer liefern, so oder so. Der Mörder hatte Carrie übel zugerichtet und war nicht in tadellosen Klamotten davonspaziert. Ob der Täter nun ein wutentbrannter Selbstständiger, ein heimlicher Liebhaber, der Senator, eine verprellte, blutrünstige Brautjungfer oder sonst jemand war, den man bislang noch nicht hatte identifizieren können, würde der Bluttest schon erweisen. Selbst wenn der Mörder die Kleidung hatte verschwinden lassen – zum Zeitpunkt des Mordes hatte er sie getragen, und somit standen die Chancen nicht schlecht, dass sich in seinem Auto Blutspuren finden würden, ganz egal wie akribisch er den Wagen geputzt hatte – vielleicht nur ein vereinzelter Schmierer auf dem Teppich, auf den beim Betreten ein Tropfen Blut geraten war; etwas in dieser Art würde sicherlich auftauchen.
Nahmen wir mal an, der Senator wäre ihr Mann. Erics Intuition ließ beim Senator alle Alarmglocken schrillen, aber vielleicht weil dieser Mistkerl seine Frau betrog. Er würde genauestens auf alles Ungewöhnliche achten müssen. Wenn Senator Dennison sich entschlösse, seinen Wagen zu verhökern, wäre das verdammt verdächtig; er nahm also an, dass er eines der anderen Autos fahren würde, die in seiner Garage standen, dass er das silberfarbene Fahrzeug jedoch nicht verkaufen würde. In diesem Fall wäre die Blutspur als Beweis noch vorhanden und wartete nur auf ihre Entdeckung.
Er hatte allerdings absolut nichts in der Hand, um den Richter zu überzeugen, dass er einen Durchsuchungsbefehl für das Auto des Senators benötigte. Was die Klamotten anging … Es waren fast zwei Tage verstrichen. Der Mörder hatte also jede Menge Zeit gehabt, sich des Beweismaterials zu entledigen, es zu vergraben – oder schlicht und ergreifend die sichtbaren Blutspuren auszuwaschen und die Sachen einem Obdachlosenheim zu schenken. Es wäre schon ein Riesenglück, die Klamotten jetzt noch zu finden. Das Auto war die beste Option. Er musste nur einen Fall konstruieren.
Garvey kam herein und schlenderte in Richtung Kaffeekanne. »Kein Abenteuer heute Früh beim Kaffeekauf?«, fragte er.
»Ich habe mir welchen mitgebracht.«
»Kluger Schachzug in Anbetracht des Pechs, das Sie hatten. Kaum zu glauben, aber Sie haben mich heute glatt mit meinen eigenen Waffen geschlagen«, sagte der Sergeant, während er sich Kaffee in seine Lieblingstasse goss.
»Viel zu tun«, sagte Eric. »Die Laborberichte sind da.« Er schwenke den Manila-Ordner hin und her.
»Dann setzen Sie mich ins Bild.« Garvey saß halb auf der Kante von Erics Schreibtisch und genehmigte sich einen großen Schluck Kaffee.
»Kein Blut an der Kleidung von Jaclyn Wilde.«
Garvey schnitt eine Grimasse und schaute missbilligend auf seine Tasse hinunter. »Diese Brühe ist noch von der Nachtschicht übrig, oder?«
»Ja. Wollen Sie welchen von meinem?«
»Gern.« Er ging in den Pausenraum und kippte das scheußliche Gebräu den Ausguss hinunter, kam dann zurück und goss sich Kaffee aus Erics Thermoskanne nach. »Nun gut, dann laden wir jetzt die Freundin des Senators vor und schauen, was wir von ihr zu hören kriegen.«
»Alles klar.«
Jaclyn hatte trotz allem in der letzten Nacht ein paar Stunden tief geschlafen. So einen kompletten Wutanfall hinzulegen kostete Kraft. Nun, vielleicht ja nicht ganz so komplett, denn schließlich hatte sie sich nicht auf den Boden geschmissen, mit den Absätzen herumgetrampelt oder gespuckt. Ein echter
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