Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Absätze waren dünn und modisch – wie eine gestylte Einkäuferin sie eben bei der Arbeit trug, und sie wollte ja auch wirklich zur Arbeit gehen, sobald die beiden gegangen waren. Ein Tick Realität kam jedenfalls immer zupass.
    »Vielen Dank, dass Sie sich mit uns unterhalten wollen, Ms. Boyne«, sagte Detective Wilder. »Wir ermitteln im Mordfall Carrie Edwards. Was können Sie uns von ihr erzählen?«
    Nun, das war eine offene Frage. Taite nahm an, sie wollten sie damit zum Reden bringen, wollten, dass sie vielleicht mehr ausplauderte, als sie vorhatte.
    »Wir waren Busenfreundinnen«, antwortete sie schlicht und ließ beim letzten Wort ihre Stimme ein wenig beben. Das machte sich nett.
    Ein paar Minuten lang stellte er ihr alle möglichen bedeutungslosen Fragen. Wie lange sie Carrie gekannt habe, wie sie sich kennengelernt hatten, wann sie sie zuletzt gesehen habe, bla-bla-bla . Sie antwortete absolut aufrichtig, weil sie wusste, dass sie jedes Detail nachprüfen würden. Und weshalb lügen, wenn keine Notwenigkeit bestand? Wenn man sich möglichst immer an die Wahrheit hielt, waren andere eher geneigt, einem Glauben zu schenken, wenn man dann doch einmal log.
    »Wo haben Sie sich am Mittwochnachmittag zwischen drei und sechs Uhr aufgehalten?«
    »Hier.«
    »Allein?«
    Sie atmete tief ein, stieß die Luft aus: »Nein.« Sie schaute auf ihre Hände hinunter, verschränkte die Finger ineinander. »Doug – Senator Dennison – war hier. Ich war am Tag zuvor von einer zweiwöchigen Reise nach London zurückgekommen, und er hat seine Arbeit frühzeitig verlassen, damit wir etwas Zeit miteinander verbringen konnten.«
    »Er ist nicht an dem Tag vorbeigekommen, als Sie nach Hause zurückgekommen sind?«
    »Nein. Ich hatte einen zu schlimmen Jetlag.«
    Das war ebenfalls wahr, zumindest was den Jetlag anging. Und in London war sie auch gewesen.
    »Um welche Uhrzeit ist er eingetroffen?«
    Taite rieb sich die Stirn; sie versuchte, sich zu erinnern, mit welchen Gesten Lügen einhergingen, damit sie die keinesfalls machte. Nach links schauen – oder nach rechts? Sie konnte sich nicht entsinnen und schloss deshalb die Augen, als könnte sie die Antwort innen an ihren Augenlidern ablesen. »Er ist … kurz nach drei gekommen.«
    »Um welche Uhrzeit ist er gegangen?«
    »Er blieb fast drei Stunden … so gegen sechs.«
    »Sind Sie sich hinsichtlich der Uhrzeit sicher?«
    Sie begegnete seinem harten Blick, sah ihn direkt an. »Wir leben mit der Uhr, Detective. Das müssen wir wohl.« Daraus konnte er machen, was er wollte; sie würde sich nicht entschuldigen oder so tun, als wäre es ihr peinlich, denn das war nicht der Fall.
    Schließlich kam Wilder zum springenden Punkt des Verhörs, der Frage, von der sie gewusst hatte, dass er sie ihr stellen würde. »Wie ich weiß, hatten Sie und Carrie vor nicht allzu langer Zeit eine Differenz.«
    Sie seufzte. »Eigentlich nicht.«
    »Dann stimmt das also nicht? Sie waren doch als ihre erste Braujungfer vorgesehen, haben die Hochzeitsgesellschaft dann aber verlassen.«
    »Ich … wir …« Sie hielt inne, atmete tief ein. »Carrie hat mich Doug vorgestellt, beim Sammeln von Spendengeldern für seinen neuen Wahlkampf. Es war nicht beabsichtigt, dass … Nun, ich war nicht auf eine Affäre aus und er auch nicht, aber es ist nun mal passiert.«
    »Und Carrie hat es herausbekommen.«
    Taite schaute auf, leicht überrascht. »Sie wusste es von Anfang an.«
    Die beiden Detectives wechselten schnell einen Blick. »Worum ging es bei dem Streit?«
    »Es war kein richtiger Streit. Als Carrie mich bat, ihre erste Brautjungfer zu werden, hatte ich keine Ahnung, wer Doug war – ich wusste rein gar nichts von ihm. Aber als wir dann etwas miteinander hatten, da dachte ich, es wäre … seltsam, wenn ich dabei wäre, wenn Carrie seinen Sohn heiratete – und er mit seiner Frau anwesend war. Ich wollte das einfach nicht. Aber wenn ich ohne guten Grund hingeschmissen hätte, dann hätte das eigenartig ausgesehen, deshalb haben Carrie und ich dann diesen Streit inszeniert.«
    »Hat sie Ihre Affäre mit dem Senator gebilligt?«
    »Nicht wirklich. Sie hat sich Sorgen um mich gemacht. Sie sagte, die ›andere Frau‹ wäre immer angeschissen, und damit könnte sie durchaus recht gehabt haben.« Sie schöpfte schnell Atem. »Doch dieses Risiko will ich auf mich nehmen.« Ob Doug seine Frau irgendwann verlassen würde oder nicht, Taite ging davon aus, dass sie am Ende gut dastehen würde. Selbst wenn die

Weitere Kostenlose Bücher