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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ehrlich am längsten währt. In diesem Fall wollen die beiden Aussagen nicht recht zueinanderpassen.«
    Na, wenn das nicht die Wahrheit war.
    Taite Boyne war stinksauer, dass das Polizeipräsidium Hopewell sie vernehmen wollte, obwohl sie mit dem Anruf durchaus gerechnet hatte. Doug hatte sie in Panik angerufen, aber sie hatte ihn beruhigt, hatte zu ihm gesagt, sie würde schon alles hinkriegen. Sie hatte mit ihrer Zeit eigentlich Besseres vor, aber momentan wollte sie erst einmal mitspielen. Schließlich lag es in ihrem ureigensten Interesse, die Ermittler nicht zu vergrätzen.
    Detective Eric Wilder hatte sie am Abend zuvor auf dem Handy und zu Hause über das Festnetz angerufen, aber sie war nicht drangegangen, weil sie Zeit gebraucht hatte, um alles zu durchdenken, um die richtige Geisteshaltung zu gewinnen. Als er früh am Morgen erneut angerufen hatte, war sie schließlich bereit gewesen, Rede und Antwort zu stehen, und sie hatten einen Termin für ein Treffen vereinbart. Sie hatte bei sich zu Hause vorgeschlagen, nicht bei der Arbeit, weil sie nicht wollte, dass sich in der Boutique, für die sie als Einkäuferin tätig war, die Bullen die Türklinke in die Hand gaben. Der Job war ideal für sie, denn sie konnte ihre Arbeitszeit selbst bestimmen und war zudem viel außerhalb der Stadt unterwegs. Somit hatte sie jede Menge Zeit für den Senator, und zeitaufwändig war dieser Mann wirklich.
    Als die Türglocke läutete, war sie bereit. Das Ganze kam ihr ein bisschen vor wie ein Theaterstück, ging es ihr durch den Kopf. Man musste in die Rolle schlüpfen, den Ausdruck schulen und die Stimmlage, sich in die Figur hineindenken. Größtenteils ging es nur darum, die verschiedenen Faktoren richtig ins Gleichgewicht zu bringen.
    Sie öffnete die Tür des hundertfünfundzwanzig Quadratmeter großen Hauses am See, das Doug ihr gekauft hatte. Besagter See befand sich in Privathand und war von nur acht Gebäuden gesäumt, drei davon standen noch zum Verkauf. Das Grundstück war groß genug, sodass ihre Nachbarn nicht sehen konnten, wer bei ihr ein- und ausging, außerdem fuhr Doug stets in die Garage für drei Fahrzeuge und stieg erst dort aus dem Auto. Jedenfalls war er nie draußen mit Gartenarbeit beschäftigt oder so. Das Haus lief auf ihren Namen, die Betriebskostenabrechnung ebenfalls, und sie bezahlte alles von ihrem Girokonto. Ein polternder Reporter müsste schon eingehend recherchieren oder ein Riesenglück haben, um Doug irgendwie mit alledem in Verbindung zu bringen.
    Und nun stand das alles auf dem Spiel, weil Carrie so ein gieriges Luder gewesen war.
    Sie ließ eine gelassene, aber traurige Miene sehen, als sie die beiden Kriminaler – Wilder und Garvey – in ihr Arbeitszimmer führte. Von hier aus sah man durch die Flügeltüren den schimmernden Pool, und vierzig Meter dahinter lag der See, in dem sich der blaue, wolkenlose Himmel spiegelte. Sie bemerkte, wie die beiden sich umschauten, jedes Detail registrierten – darunter ein Foto, das sie herausgekramt hatte; es zeigte sie und Carrie, wie sie die Köpfe zusammensteckten und lachten. Bei jedem Theaterstück waren die Requisiten wichtig, weil sie für die entsprechende Atmosphäre sorgten. Und die Atmosphäre, die sie anstrebte, war Trauer, jedoch nicht Hysterie.
    »Hätten Sie gern Kaffee oder Eistee?«, fragte sie, als die beiden Platz nahmen.
    »Nein, danke«, antwortete Wilder für beide. Zum Glück wollten sie nichts; je eher sie das Verhör über die Bühne brachten, desto schneller wären sie wieder draußen. Im Hinterkopf registrierte sie cool, dass sie nichts dagegen gehabt hätte, einen Typen mit so einem Aussehen näher kennenzulernen – in der Zeit vor Doug selbstverständlich. Sie hätten bestimmt viel Spaß miteinander gehabt, aber sie wollte, was sie jetzt hatte, nicht aufs Spiel setzen, bloß um mal mit ihm im Bett herumzukugeln.
    Sie nahm den Sessel gegenüber vom Sofa, auf das die beiden Männer sich gesetzt hatten. Ihr Outfit hatte sie mit Bedacht gewählt: einen engen, aber auch wieder nicht zu engen, knielangen schwarzen Rock und eine weiße Bluse mit extravagantem Schnitt. Auch das Make-up war eher dezent. Sie wirkte nicht gerade fahl, aber auch nicht zu herausgeputzt. Sie hatte sich mit dem Lidschatten sogar leichte Flecken unter die Augen gemalt. Als Einkäuferin musste sie stets wie aus dem Ei gepellt aussehen, deshalb hatte sie sich nicht ohne Schick zurechtgemacht, sehr wohl aber gediegen. Ihre zehn Zentimeter hohen

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