Feuer der Nacht
Polster des Jaguars gefunden, die andere ist durch die Beifahrertür gegangen. Das Gewicht der Kugel passt zu einer neun Millimeter. Ms. Taite Boyne ist als Besitzerin einer Glock 26 registriert, einer neun Millimeter Halbautomatik.«
»Wenn sie schlau ist, liegt diese Waffe bereits am Grund des Lanier Sees.«
»Ihr Problem ist, dass sie sich für schlauer als alle anderen hält. Solchen Leuten unterlaufen dumme Fehler. Wir verfolgen jetzt den Anruf bei Premier zurück und schauen mal, was sich ergibt. Vielleicht hat sie ja ihr Handy benutzt.«
»Das kann sie abschmettern mit der Behauptung, man habe es ihr gestohlen.«
»Die Pistole und das Handy sollen plötzlich futsch sein? Ich würde sagen, so ein Benehmen ist verdächtig. Wie dem auch sei, vielleicht war sie ja klug genug, eine Telefonkarte zu benutzen, dann können wir ihr das Telefonat nicht nachweisen. Die Polizei von Atlanta hat gestern Abend übrigens keine Patronenhülsen am Tatort entdeckt, und das heißt, dass sie im Auto ausgeworfen wurden. Vielleicht finden sich ja Brandspuren oder Rückstände von Schießpulver im Wagen – am Lenkrad, durch den Kontakt mit ihren Händen. Jedenfalls wird es interessant sein festzustellen, ob sie für gestern Abend über ein Alibi verfügt.«
Garvey rieb sich die Hände. »Es ist mir eine Lust, wenn sich sämtliche Einzelheiten zusammenfügen«, verkündete er froh.
»Jaclyn ist schon unterwegs zu uns, um sich die Fotos anzuschauen.«
»Wenn sie Dennison identifiziert, hat das keinen hohen Stellenwert, da er ja momentan ständig im Fernsehen ist. Es scheint, als würde er im Fünfzehn-Minuten-Takt seinen Wahlwerbespot ausstrahlen lassen.«
»Ich will es mal mit einem anderen Blickwinkel probieren. Jaclyn kennt sich mit Autos nicht aus – sie hat keinen blassen Schimmer. Sie kann kaum mehr sagen, als dass es sich bei einem Auto um eine Limousine, einen Transporter oder um einen Geländewagen handelt. Aber an Details kann sie sich dafür hervorragend erinnern. Es kann also durchaus sein, dass ihr an dem Auto etwas aufgefallen ist – auch wenn sie die Marke nicht kennt.«
Er war früh ins Büro gekommen, hatte angefangen, Stapel von Fotos zusammenzustellen, und zwar sowohl von dem Autotyp, den der Senator fuhr, wie auch von Taite Boynes Wagen. Ihm war ein auffälliges Detail am Wagen des Senators aufgefallen, und vielleicht hatte Jaclyn es ja auch bemerkt.
Außerdem hatte er Unmengen Porträts von grauhaarigen Männern vorbereitet, darunter zwei vom Senator, und zwar von beiden Seiten. Er wusste nicht, aus welchem Blickwinkel sie ihn gesehen hatte – und die eine Gesichtshälfte eines Menschen unterschied sich oft erheblich von der anderen. Wenn sie ihn heraussuchte, wäre dies ein Plus. Dann sollte der Verteidiger ruhig einwerfen, dass sie ihn in der Wahlwerbung gesehen hatte, das wäre dann sein Problem. Für Eric war es nur wichtig, ausreichend Beweismaterial zusammenzutragen, um den Richter überreden zu können, einen Durchsuchungsbefehl für das Auto herauszugeben.
Jaclyn kam kurz nach neun Uhr hereinspaziert. Eric beobachtete, wie alle Köpfe sich in ihre Richtung drehten. Nicht, weil sie eine Schönheit war, denn das war sie sicher nicht. Aber objektiv würden wohl die meisten Leute sagen, dass sie anziehend wirkte. Und ihn zog sie wahrhaftig teuflisch an. Was sie von anderen Frauen unterschied, war ihr leichter Gang, langbeinig, wie sie nun eben war – Beine wie Dynamit und ein Stilgefühl, das einfach Klasse hatte. Jaclyn könnte nicht billig wirken, selbst wenn sie sich noch so bemühte. Alles an ihr war sorgfältig aufeinander abgestimmt, ohne irgendwie aufgedonnert zu wirken. Er hasste aufgedonnerte Frauen, er hasste es, wenn eine angeputzt war wie ein Weihnachtsbaum. Von den goldenen Ohrsteckern bis zum dünnen Goldkettchen an ihrem rechten Fußknöchel zeugte alles an ihr von Stil, Eleganz und Klasse. Es war witzig, dass er gerade die Dinge, die er an ihr besonders anziehend fand, mit größtem Vergnügen durcheinanderbrachte. Vielleicht war es ja die Herausforderung, sie aus ihren Klamotten zu kriegen, sie aus der Reserve zu locken, bis sie ihm die Nägel in den Rücken grub. Ach ja …
Er stand auf, als sie auf ihn zukam, und führte sie zu dem Stuhl neben seinem Schreibtisch. Wenn er gestern Nacht etwas mehr Druck gemacht hätte, wären sie im Bett gelandet, ging es ihm durch den Kopf, aber er wollte nicht nur Sex. Er wollte, dass Jaclyn zu dem Schluss kam, dass sie ihn wollte. Er
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