Feuer der Nacht
Motor ausmachen!«
Sie schniefte noch, kam seiner Aufforderung jedoch nach.
»Okay. Und jetzt aussteigen. Wir gehen zu Ihrem Freund rein.«
»Er ist nicht mein Freund!« Sie stieg aus, und während er ihr Handschellen anlegte, quatschte sie die ganze Zeit daher, dass sie den Typen nicht kenne, dass er sie an einer roten Ampel gezwungen habe einzusteigen, dass er ihr eine Pistole an den Kopf gehalten und sie gezwungen habe, hierher zu fahren, und dass sie überhaupt nicht gewusst habe, was Sache war.
»Und deshalb sind Sie nicht einfach weggefahren, als er reinging?«, fragte Eric trocken, als er sie in den Laden bugsierte, wo er ein Auge auf sie haben konnte. Der Angestellte fuhr herum, da er das Mädchen in Handschellen offensichtlich nicht so beruhigend fand, wie dies hätte der Fall sein sollen; und die Augen gingen ihm schier über, als er die Waffe in Erichs Hand sah. »Polizei«, sagte Eric und ließ kurz seine Dienstmarke sehen. Mann, warum konnte dieser Blödmann nicht zwei und zwei zusammenzählen und erkennen, dass er ein Bulle war?
Der Typ auf dem Boden stöhnte, bewegte sich langsam. Er würde höllische Kopfschmerzen haben, vielleicht eine Gehirnerschütterung, jedenfalls benutzte Eric seine Ersatzhandschellen, um auch ihn außer Gefecht zu setzen. Er konnte die Sirene schon hören. Gute Reaktionszeit, dachte er. Aber schließlich war Hopewell nicht Atlanta, da hatte die Nachtschicht nicht so viel zu tun.
Nicht einmal eine halbe Minute später brausten zwei Polizeiautos mit Blaulicht und heulenden Sirenen auf den Parkplatz. Eric schaute auf seine beiden Gefangenen, dann auf den hysterischen Angestellten, und stieß einen Seufzer aus. Er hatte doch bloß eine verdammte Tasse Kaffee trinken wollen.
5
Jaclyn war wild entschlossen, nicht an Eric Wilder zu denken, während sie sich fertig machte – nicht viel jedenfalls. Ihn total aus ihrem Denken zu verbannen war unmöglich, weil sie von seinen Bartstoppeln rote Striemen an den Brüsten hatte und eine weitere wunde Stelle am Kinn. Sie behandelte die Hautirritationen mit Aloe-Gel, deckte die Stelle an ihrem Kinn sorgfältig mit einem Abdeckstift ab und fragte sich, weshalb Intimität mit einem Mann etwas von einem Kampfsport hatte, der Helm und Schutzpolster erforderlich machte. Und er hatte sie noch nicht einmal hart rangenommen. Er war sogar erstaunlich zärtlich gewesen in Anbetracht der Gier, mit der sie übereinander hergefallen waren. Sie hätte ihn beißen sollen oder so, dann wären sie jetzt quitt.
Nur dass sie nicht gern zubiss. Oder schrie. Oder sonst was. Sie war eine ganz normale Frau, die von Natur aus vorsichtig war, ohne jeglichen Hang zum Drama. Ihr Dad hatte schon für ausreichende Dramatik gesorgt, vielen Dank, außerdem bekam sie es in ihrem Job mit so vielen Dramen zu tun, dass sie dem Broadway zehn Jahre lang Figuren hätte liefern können. Das war wohl der schwierigste Aspekt bei ihrer Arbeit: Ruhig Blut zu bewahren, wenn alles den Bach hinunterging und alle anderen sich in hysterischen Anfällen wanden. Eine Eventdesignerin musste eine Expertin beim Auffinden von Alternativen sein und tun, was zu tun war.
Vorsicht war ihr zur zweiten Natur geworden. Meine Güte, bevor sie sich vor zehn Jahren ihr erstes Auto gekauft hatte, da hatte sie sechs Monate lang den Wiederverkaufswert und die Reparaturkosten studiert, bis sie es dann riskiert hatte. Und Madelyn hatte vor ein paar Jahren doppelt so lang gebraucht, um sie zu überzeugen, dass das Fahren eines Jaguars eine super Geschäftsidee war. Sie hatte natürlich recht gehabt. In Buckhead und Umgebung waren Statussymbole wichtig, und der Jaguar vermittelte, dass Premier der angesagte Eventdesigner war, wenn jemand wirklich Furore machen wollte. Sie hatten die beiden Jaguare gebraucht gekauft, und Jaclyn war an das Unterfangen mit aufheulendem Scheckbuch und Daumenhalten herangegangen. Zwei Jahre später musste sie zugeben, dass Madelyn absolut recht gehabt hatte, wenngleich ihre beiden eigenwilligen Fahrzeuge viel Zeit in der Werkstatt verbracht hatten.
Es sah ihr also eigentlich gar nicht ähnlich, dass sie alle Vorsicht in den Wind geschlagen und mit einem Mann ins Bett gesprungen war, den sie gerade kennengelernt hatte. Sogar mit ihrem Ex-Mann hatte sie erst nach der Verlobung geschlafen. Sie hatte Madelyn beigestanden, als ihre Mutter nach der Scheidung von ihrem Dad die Bruchstücke ihres Herzens zusammengesammelt und dann zugesehen hatte, wie Jacky bei der Wahl einer
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