Feuer der Nacht
sie wiedererkannt: goldfarben mit weißen Tupfen. Das würde sie wohl wirklich tun, denn sie war stinksauer gewesen.
Mist. Vermutlich würde sie nie mehr mit ihm reden.
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Madelyn lächelte die Brautmutter quer durchs Zimmer an, eine reizende Frau, die in den letzten zwei Wochen total hektisch gewesen war und nun der feuchtfröhlichen Entspannung frönte. Zwischen ihnen lag die überfüllte Tanzfläche, auf der die meisten der unlängst abgefütterten Freunde und Familienmitglieder jetzt zu einer Live-Band das Tanzbein schwangen – einer guten übrigens. Alle hatten sich aufgebrezelt, und einige hatten zu tief ins Glas geschaut, viel zu tief sogar. Aus ihrer Sicht war das nicht nur ein Segen. Es amüsierten sich zwar alle prächtig, aber es konnte auch schnell etwas passieren – letztlich könnte jemand bloßgestellt, verletzt oder gar festgenommen werden. Doch in diesem Stadium lag das nicht mehr in ihrer Hand; sie konnte nur eines tun: die Daumen halten und hoffen, dass einfach alle ihren Spaß hatten.
Die Hochzeit war reibungslos über die Bühne gegangen, die Brautbilder waren aufgenommen, und die Feier lief auf vollen Touren. Dank der Freundin von Peach, einer wahren Make-up-Zauberin, sah die Brautjungfer mit dem blauen Auge so wunderhübsch und makellos aus wie die anderen auch. Gerade posierten die Braujungfern – allesamt attraktive Blondinen in schmalen schwarzen Satinkleidern – für ein informelles Foto, das Champagnerglas in der Hand. Sie bildeten einen auffälligen Kontrast zu der brünetten Braut in einem weißen Wallegewand. Madelyn wusste mit Sicherheit, dass zumindest eine der Braujungfern früher nicht blond war, sondern ihr Haar auf Bitten der Braut gebleicht hatte. Der optische Effekt war schließlich wichtig.
Allein schon das Brautkleid bot allerdings optischen Effekt in Hülle und Fülle. Trotz der relativ kleinen Hochzeit hatte die Braut ein wahrlich pompöses Kleid gewählt. Sie könnte den Bräutigam und den Trauzeugen gleichzeitig unter dem üppigen Ballkleid verbergen, und keiner würde dem anderen auf die Schlichte kommen – bis auf den teuflischen, fünf Jahre alten Ringträger vielleicht, der beschlossen hatte zu erkunden, was sich unter der Fülle von wogendem Stoff verbarg. Er hatte alle Hochzeitsgäste zum Lachen gebracht, sogar die Braut. Sie war hübsch und gutmütig und hatte an ihrem Hochzeitstag wie eine Prinzessin aussehen wollen.
Rund zweihundert Gäste hatten an der Zeremonie teilgenommen, die in einer malerischen Kapelle mit cremefarbenen Blumen und flackernden Kerzen stattgefunden hatte – ein traumhaftes Ambiente, das alle bezaubert hatte. Sie war nicht romanisch veranlagt. Die Ehe mit Jacky Wilde hatte sie davon kuriert, aber manchmal ging ihr eine Hochzeit dann doch unter die Haut. Vermutlich hatte es mehr mit der Braut und dem Bräutigam zu tun als mit dem Drumherum, und dieses Brautpaar war so vernarrt ineinander, dass man sich kaum ein Lächeln verkneifen konnte, wenn man die beiden sah. Sie freute sich jedenfalls für sie, dass die Feierlichkeiten so perfekt geklappt hatten.
Die Hochzeitsgesellschaft war anschließend zum Empfang in einen Festsaal weitergezogen, der sich am Wochenende nur mindestens ein halbes Jahr im Voraus buchen ließ; ein Jahr war besser, dann bekam man exakt den gewünschten Termin. Daher auch die Hochzeit mitten in der Woche, das war ungewöhnlich, aber es war die einzige Möglichkeit gewesen, kurzfristig diese Location zu bekommen, und so schlimm nun auch wieder
nicht.
Momentan war Madelyns Job hier praktisch erledigt, sie konnte also durchatmen – das entscheidende Wort dabei war allerdings »praktisch«. Erst wenn das Brautpaar nach Hause fuhr, war ihre Arbeit wirklich getan. Sie musste dafür sorgen, dass ihre Abfahrt wie geplant klappte, erst dann wäre an dem Abend wahrhaftig alles unter Dach und Fach. Ein Job abgehakt, vier warteten noch. Wenn Peach hier wäre, hätten sie sich die Zeit damit vertreiben können, die bevorstehenden Hochzeiten und Hochzeitsproben zu besprechen, hätten Essen und Mode kritisieren können und vielleicht ein bisschen geklatscht. Doch dieser Event hatte nicht die Bemühungen zweier Personen erfordert, und da sie kommende Woche alle Überstunden machen mussten, hatte es keinen Sinn gehabt, Peach jetzt ins Spiel zu bringen, nur damit sie ihr Gesellschaft leistete. In den nächsten paar Tagen würden sie alle mit Arbeit nur so überhäuft werden.
Sie griff sich ein Glas Champagner, als ein
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