Feuer der Nacht
eines nicht war, dann eine Plaudertasche. Außerdem hatte Madelyn nicht versucht, ihm die Eier auszureißen.
15
Als Jaclyn im Stimmengewirr von Peach und Diedra, die Madelyn mit Fragen bestürmten, Madelyns Stimme erkannte, hielt sie einen Moment inne, um genauer hinzuhören. Da sie Erics erheblich tieferen Tonfall nicht vernahm, atmete sie erleichtert aus und riss ihre Tür auf, wobei sie allerdings noch einen schnellen Blick in die Runde warf, um sich zu vergewissern, dass er auch wirklich weg war, bevor sie fragte: »Was ist passiert?«
»Er hat mir Fragen gestellt, was ich gestern Nachmittag getan habe, und sich jede Menge Notizen gemacht«, erwiderte Madelyn. »Ich glaube, er wollte sicherstellen, dass ich Carrie nicht umgebracht habe, aber das war ja nicht möglich. Nachdem wir im Claire Muffins gegessen hatten, hatte ich keine Zeit zurückzufahren, um die Tat zu begehen, und dann rechtzeitig zur Hochzeit einzutreffen.«
»Du hast im Claire Muffins gegessen?«, fragte Peach.
»Nachdem Carrie uns gefeuert hatte«, sagte Jaclyn.
»Ach«, schmollte Diedra. »Erstens: Du hättest genügend Muffins für uns alle kaufen können; wir hätten sie heute essen können. Ich meine ja nur. Zweitens: Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er überprüft, ob du auch wirklich warst, wo du gesagt hattest. Madelyn ist dein Alibi.«
»Vielleicht«, sagte Jaclyn unglücklich. Sie hätte wissen müssen, dass er Madelyn verhören würde. Hätte sie früher daran gedacht, wäre sie auf den Schock besser vorbereitet gewesen. Stattdessen hatte sie plötzlich die Wut gepackt wie ein Wildfeuer, und nun fühlte sie sich irgendwie wackelig auf den Beinen.
»Ich weiß nicht«, fügte Madelyn hinzu. »Er wollte wissen, was ich von drei Uhr am gestrigen Nachmittag an getan habe, bis ich bei der Hochzeit ankam, also …« Sie zuckte mit der Schulter, eine Geste, die besagte: Was weiß ich. »Hat heute Früh jemand eine Zeitung in die Finger gekriegt? In den Fernsehnachrichten haben sie nicht viele Einzelheiten gebracht. Vielleicht steht ja in der Zeitung, um welche Uhrzeit sie meinen, dass der Mord passiert ist.«
Niemand. »Ich hole eine«, bot Diedra an. Sie packte ihre Tasche und die Autoschlüssel und hastete zur Tür.
»Ich brauche noch einen Kaffee«, erklärte Peach. »Und noch ein Schokokeks.« Sie drehte sich um und ging in Richtung Küche davon.
»Warum denn das?«, fragte Madelyn. »Dich hat doch keiner verhört!«
Da sie lieber ihr angeschlagenes Nervenkostüm mit Schokolade beruhigen wollte, als sich über die sinnlosen Kalorien Gedanken zu machen, beschloss Jaclyn, sich zu ihnen zu gesellen. Sie hörte Peach gerade noch sagen: »Ich tröste mich, weil ich eben nicht verhört wurde.«
»Was?«
»Heiliger Himmel, Madelyn, bist du von der Taille an tot?« Als Jaclyn durch die Tür kam, warf Peach ihr einen schuldbewussten Blick zu. »Tut mir leid, meine Liebe, aber du weißt ja, dass deine Mutter ein Liebesleben hat, das …«
»Peach!«, zischte Madelyn drohend.
»Klar weiß ich das.« Jaclyn goss sich Kaffee ein und nahm sich noch ein Schokokeks vom Tablett.
»Schau, du musst dich hier nicht benehmen, als wärst du die Äbtissin von einem Nonnenkloster.« Peach bedachte Madelyn mit einem Hab-ich-dir-doch-gesagt-Blick und biss ein Stück von ihrem Schokokeks ab. »Wie bereits erwähnt: Dieser Mann sondert nur so Testosteron aus. Die chemische Reaktion hat mich ziemlich in Wallung gebracht – und dabei war ich stinksauer auf ihn. Also stellt euch mal vor, was passiert wäre, wenn ich nicht sauer auf ihn gewesen wäre!«
Jaclyn erstickte fast an ihrem Schluck Kaffee.
»Ich bin gut zwanzig Jahre älter als der Detective, und du auch, Peach Reynolds. Mir ist sein Testosteron nicht aufgefallen, und bei dir hätte das auch so sein sollen«, erklärte Madelyn.
»Heute können sich ältere Frauen an jüngere Männer heranmachen. Ich persönlich fand eigentlich noch nie etwas Negatives daran. Alte Knacker angeln sich doch ständig junge Mädchen, weshalb sollten also Frauen unseres Alters nicht auch hin und wieder ihren Spaß haben? Das ist doch vernünftig, schließlich müssen wir uns keine Gedanken mehr um eine Schwangerschaft machen. Enthaltsamkeit ist etwas für die Jungen und Dummen, nicht für die Altersweisen und Reifen.«
Sollte sie klein beigeben oder die Stellung behaupten? Sollte sie ausplaudern, dass sie Eric kannte – allerdings sicher nicht, dass sie mit ihm geschlafen hatte. Oder sollte sie lieber den Mund
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