Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
ohne sich umzuschauen.
    Na, das ist ja gut gelaufen, dachte Eric sauer, als er in seinen Wagen stieg. Er hatte gewusst, dass es ihr nicht gefallen würde, wenn jemand ihr sagte, sie dürfe die Gegend nicht verlassen. Er hatte es getan, weil Jaclyn für die Ermittlungen von Relevanz und es zudem seine Pflicht war. Er hatte sich an die Vorschriften gehalten, an die Spielregeln. Er hatte ihr keinen Anhaltspunkt für eine Sonderbehandlung gegeben, hatte ihr keinerlei Gefallen angeboten, nicht einmal den winzigsten. Zur Belohnung hatte sie ihn mit einem Blick bedacht, als wäre sie gerade auf eine Nacktschnecke getreten und müsse sich nun den Schleim von ihrem schicken Schühchen wischen.
    Er war stinksauer, weil er ja eigentlich alles Menschenmögliche tat, um sie von der Liste der Verdächtigen zu streichen – und wenn er sich dabei nicht an die Vorschriften hielt, dann würde man ihm den Fall entziehen. Sämtliche Detectives würden sich total hineinhängen, um den Mordfall zu lösen, und die Burschen waren gut – aber seine besondere Motivation hatten sie nicht.
    Er war letzte Nacht lange aufgeblieben und hatte heute in aller Frühe angefangen. Er war nicht einmal ins Polizeipräsidium gefahren, weil er Madelyn Wilde verhören wollte – um es hinter sich zu bringen. Die Tatsache, dass sie so gut durchorganisiert war, schien ihm hilfreich zu sein. Er bezweifelte, dass sie auch nur eine Pinkelpause einlegte, ohne dies mit einer kleinen Notiz in ihrem Terminkalender zu vermerken – verschlüsselt natürlich, damit auch keiner, der ihre Unterlagen einsah, mitbekam, dass sie unterbrechen und aufs Klo hatte gehen müssen. Sie bürgte für ein anständiges Alibi. Wenn nicht ein Laborbericht käme, in dem stand, dass sich an Jaclyns schwarzer Kleidung Blut von Carrie Edwards gefunden hatte – und das glaubte er absolut nicht –, dann war Jaclyn auf dem besten Weg, frei von jeglichem Verdacht zu sein.
    Das schien sie allerdings einen Dreck zu kümmern. Sie war so stocksauer auf ihn, dass sie nicht einmal im Zweifelsfall zu seinen Gunsten entscheiden würde.
    Aber verdammt noch mal, ihm gefiel es, wie sie ihn mit feurigen Augen anfunkelte. Die coole Dame ließ sich außer Kontrolle bringen – was ihm mit Sicherheit riesigen Spaß machte. Er hatte diese Kontrolle bereits im Bett durchbrochen, er hatte sie dazu gebracht, ihm ihre Fingernägel in den Rücken zu bohren und ins Kopfkissen zu beißen, um ihre Lustschreie zu unterdrücken. Aber es gefiel ihm zu wissen, dass er sie auch außerhalb vom Bett kriegen konnte. Es war so etwa das Gleiche wie die Tatsache, dass sie einen miserablen Kaffee kochte. Er kam sich bei ihr ein bisschen vor wie die Prinzessin und der Bettelknabe, obwohl sie mit nichts angedeutet hatte, dass sie genauso empfand. Vielleicht war er ja nur ein bisschen unsicher.
    Er dachte den Bruchteil einer Sekunde darüber nach, schüttelte dann den Kopf. Nein. Er wollte einfach nur wissen, ob er bei ihr auf den Putz hauen konnte, ohne dass sie gleich ausflippte, weil ihr Haar in Unordnung geriet, und ohne dass sie in Tränen ausbrach, weil er seine Stimme erhoben hatte. Soweit er heute Vormittag gesehen hatte, musste er sich in dieser Hinsicht keine Gedanken machen – vorausgesetzt, sie gab ihm die Chance, überhaupt auf den Putz zu hauen.
    Doch das Wichtigste zuerst: Er musste sie von dem Mordverdacht befreien; anschließend würde er daran arbeiten, wieder ihre Gunst zu erlangen.
    Auf das wirklich Wichtige konzentriert, war sein nächster Punkt auf der Liste Gretchen Gibsons Schneiderei Elegant Stitches; sie lag in einem kleinen, aber exklusiven Einkaufsviertel, das in U-Form um einen zentralen Brunnen erbaut war; Parkplätze gab es an allen drei Seiten. Das Geschäft befand sich an der linken Seite des Us. Da es noch recht früh war – vor neun Uhr –, standen noch keine Autos auf dem Parkplatz; er überprüfte das Areal hinter dem Gebäude, ein Honda Civic parkte direkt am Hintereingang des Geschäfts.
    Er ging zum Vordereingang und klopfte fest an die Scheibe. Nach etwa zehn Sekunden tauchte eine kleine, pummelige Blondine mittleren Alters auf und deutete auf das Schild: GESCHLOSSEN . Eric zog seine Brieftasche heraus, die er aufklappte, um seinen Dienstausweis zu zücken. Der Mund der Frau formte überrascht ein O, dann hob sie einen Finger hoch und verschwand hinten im Laden. Kurz darauf war sie zurück, einen Schlüsselbund in der Hand. Er wartete, während sie das Schloss entriegelte und die Kette

Weitere Kostenlose Bücher