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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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verstanden. Aber es ging viel Gekicher und Gequietsche damit einher, was wiederum gut zum Gebelle passte. Da sie auf diese Weise beschäftigt und auch nicht zu laut waren – was relativ war, klar –, ließen alle sie ihren Spaß haben. Die Familie war dieses Chaos gewohnt. Sogar Jaclyn hatte die kleinen Teufel ausgeblendet, als sie der Hochzeitsgesellschaft Instruktionen erteilte und dann in den Hintergrund trat, um die Hochzeitsprobe zu beobachten. Dass sich die einziehenden Hochzeitsgäste um die Kids herumlavieren mussten, schien keinen zu stören. Es herrschte an dem Abend eine ausgelassene, fröhliche Stimmung.
    Vermutlich war es ja zu viel des Guten zu hoffen, dass der Abend auch ohne Katastrophen ablaufen würde. Der kleine Junge – er war vielleicht an die vier – umrundete die hinteren Kirchenbänke mit Höchstgeschwindigkeit, stolperte und stürzte kopfüber. Er landete bäuchlings mitten im Seitengang vor ihr. Einen schrecklichen Augenblick gab er keinen Laut von sich.
    Beherzt eilte Jaclyn zu dem Jungen, um zu sehen, was passiert war. Heiliger Himmel, war er bewusstlos? Diese Angst war gebannt, als er plötzlich zu heulen anfing – ein Geplärre, das immer lauter und schriller wurde, bis es etwas von der Pfeife an einem Dampfkessel hatte. Sie kniete neben ihm nieder, berührte ihn am Rücken, was sein Geplärre ins Unermessliche steigerte. Alle rannten auf sie zu, während die Musik vom Band weiterdudelte.
    »Na komm, mein Schatz, jetzt setzen wir uns mal auf und schauen, wo du dir den Kopf angestoßen hast«, sagte sie in der Hoffnung, dass er nicht blutete. Sie war nicht übermäßig zimperlich, aber … Auf alles gefasst, half sie ihm, sich auf die andere Seite zu rollen und sich aufzusetzen, dann stieß sie einen riesigen Seufzer der Erleichterung aus, nachdem sie sein Gesicht gesehen hatte: viele Tränen und Rotz, doch kein Blut.
    »Ist alles nicht so schlimm«, sagte Jaclyn sanft und strich ihm das Haar zurück, um zu schauen, ob er eine Beule an der Stirn hatte.
    Als er ihre Stimme hörte und ihm bewusst wurde, dass nicht seine Mutter oder Großmutter ihm zu Hilfe geeilt war, sondern eine Fremde, brüllte er noch lauter.
    Wollte sie wirklich ein oder zwei solche Bälger?, schoss es Jaclyn durch den Kopf, als sie aufstand und beiseitetrat, damit die Mutter, die in Anbetracht des lautstarken Gebrülls sehr gefasst wirkte, ihren Platz einnehmen konnte. Jaclyn kannte keine Kleinkinder. Sie hatte keine Geschwister und somit keine Nichten und Neffen. Wenn so etwas auf sie zukam, wäre es vielleicht günstiger, sich eine Wüstenspringmaus anzuschaffen. Oder einen Fisch.
    Was ein sehr trauriger Gedanke war. Geschrei hin oder her, ihr restliches Leben wollte sie nicht so allein verbringen.
    Die Mutter untersuchte Mund, Nase und Kopf ihres Sprösslings, als hätte sie dies schon tausend Mal getan, und vielleicht traf dies ja zu. Sie zog ein Papiertaschentuch aus der Tasche und wischte den Rotz ab. Der Junge plärrte weiter, worauf die Mutter mit einem beruhigenden sch-sch reagierte. Sie wirkte nicht besorgt, und so kam Jaclyn zu der Erkenntnis, sich auch keine Sorgen mehr machen zu müssen.
    Und dann sagte eine vertraute Stimme hinter Jaclyn: »Was machen Sie denn alle hier – einem Kind bei lebendigem Leib die Haut abziehen?«
    Sie erstarrte, und ihre Nackenhaare richteten sich vor Entsetzen auf. Ach du liebe Güte, was hatte er denn hier verloren? Wenn er sie vor ihren Klienten verhörte, wenn er gekommen war, um sie festzunehmen, dann … dann würde sie ihn umbringen! Dann hätte er endlich einen guten Grund, ihr Handschellen anzulegen.
    Doch anstatt ihre Hände zu nehmen und ihr Handschellen anzulegen, eilte er an ihr vorbei und drängte sich so sehr in den Gang, dass sie beiseitetreten musste – doch selbst da konnte sie ihn riechen und einen Augenblick lang seine Wärme spüren. Er kauerte neben dem kreischenden Knaben nieder, schob sein Sakko nach hinten, sodass die große schwarze Pistole neben der Dienstmarke an seinem Gürtel sichtbar wurde, und zerzauste dem Jungen mit seiner großen Hand das Haar. »Schaut aus, als hätte es dich übel hingehauen.«
    Der Junge hörte einen Moment auf zu brüllen, abgelenkt von dem großen Mann, den er nicht kannte. Als er die Pistole und die Dienstmarke entdeckte, bekam er große Augen. Er schniefte stark und nickte dann mit dem Kopf. Seine Mutter warf Eric einen abschätzenden Blick zu, traf dann wohl eine Blitzentscheidung und ging aus dem Weg. Sie war

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